Mit dem Beginn der kalten Jahreszeit zieht häufig eine Grippewelle durch das Land. Sie bringt nicht nur Viren, sondern auch allerlei unkorrekte Behauptungen mit sich. Wir klären auf.
Jeder kann an der echten Grippe, auch bekannt als Influenza, erkranken. Diese Infektionskrankheit wird durch Influenza-A- und Influenza-B-Viren verursacht, welche die Schleimhäute der Atemwege angreifen und das Immunsystem schwächen. Es ist wichtig, die Grippe nicht mit einer einfachen Erkältung zu verwechseln, denn Influenzaviren sind sehr ansteckend und werden durch Tröpfcheninfektion beim Niesen, Husten oder Sprechen von Person zu Person übertragen. Eine Ansteckung kann auch durch Berührung von Händen oder kontaminierten Gegenständen, eine sogenannte Schmierinfektion, erfolgen. Besonders in der kalten Jahreszeit zirkulieren die Viren verstärkt: In der Schweiz nimmt die Zahl der Grippeinfektionen um den Jahreswechsel deutlich zu, erreicht oft Anfang Februar ihren Höhepunkt und geht bis Mitte März wieder zurück. Lesen Sie die häufigsten Mythen rund um die Grippe und die Grippeimpfung – aufgeklärt von einer Expertin.
Andrea Meuthen
Apothekerin und Co-Betriebsleiterin
Kälte oder Zugluft können Grippe auslösen
Falsch. Kälte oder Zugluft können eine Grippe nicht direkt auslösen, sie begünstigen jedoch das Risiko für einen viralen Infekt. «Durch tiefe Temperaturen und Zugluft werden unsere Schleimhäute weniger gut durchblutet, was sie anfälliger für Viren macht», erklärt Andrea Meuthen, Apothekerin und Co-Betriebsleiterin. «Die trockene Luft in den Innenräumen, wie sie im Winter oft als Folge des Heizens entsteht, führt zudem zu einer Austrocknung der Schleimhäute, was den Viren ein leichtes Spiel ermöglicht.» Deshalb ist es wichtig, stets auf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit zu achten und sich vor Unterkühlung in Acht zu nehmen.
Desinfektionsmittel helfen gegen eine Ansteckung
Richtig. Aber es gibt einfachere Massnahmen, um das Risiko einer Ansteckung zu verringern. «Im Winter halten wir uns oft in geschlossenen Räumen auf, was die Verbreitung von Viren durch Niesen, Sprechen und Husten fördert», erklärt die Expertin. «Auch über Hände und Türklinken werden Viren übertragen. Regelmässiges Händewaschen und die Nutzung von Einmaltaschentüchern gehören daher zu den effektivsten Massnahmen.» Desinfektionsmittel können ergänzend eingesetzt werden. Andrea Meuthen empfiehlt: «Vermeiden Sie es, Mund und Nase mit ungewaschenen Händen zu berühren. Niesen und husten Sie in die Armbeuge, um die Verbreitung von Viren zu reduzieren.»
Grippe lässt sich mit Antibiotika behandeln
Falsch. Grippe wird durch Viren verursacht und Antibiotika sind wirkungslos gegen Viren. Der Grund für diese Annahme liegt an einem anderen Ort: «Die Schleimhäute werden durch die Grippeviren stark geschädigt, was Bakterien die Ansiedlung erleichtert», weiss Andrea Meuthen. Daher sei man für weitere Infektionen besonders anfällig. Bei diesen sekundären, bakteriellen Erkrankungen wie Lungenentzündung oder Bronchitis können Antibiotika eingesetzt werden.
Die Grippeimpfung selbst kann die Grippe auslösen
Falsch. «Die Wirkung der Grippeimpfung tritt erst nach etwa zwei Wochen ein», erklärt Andrea Meuthen. «Es kann vorkommen, dass man nach einer Impfung krank wird, weil man sich kurz vor dem Termin angesteckt hat oder wenn eine Infektion in den ersten Tagen nach der Impfung erfolgt ist und die Impfung noch nicht vollständig wirkt.» Auch Nebenwirkungen wie leichtes Fieber und Unwohlsein können vorkommen, sind aber selten und betreffen nur etwa 5 bis 10 Prozent der Geimpften. Diese Reaktionen sind meist mild und vorübergehend. Es ist wichtig zu verstehen, dass die Impfung selbst keine Grippe auslösen kann, sondern vor einer Erkrankung mehrheitlich schützen bzw. den Krankheitsverlauf abschwächen kann.
Eine Grippeimpfung ist nur alle paar Jahre nötig
Falsch. «Grippeviren verändern sich ständig, weshalb der Impfstoff jährlich angepasst werden muss», erläutert die Expertin. «Der Impfstoff wird basierend auf Beobachtungen der vorherrschenden Virenstämme entwickelt.» Besonders für ältere Menschen und Personen mit chronischen Erkrankungen ist der jährliche Schutz wichtig, da ihr Immunsystem schwächer reagiert. «Eine Grippeimpfung bietet nicht nur individuellen Schutz. Sie trägt dazu bei, die Ausbreitung des Virus in der Gemeinschaft zu verringern, da weniger Menschen infiziert werden und somit weniger Menschen das Virus weitergeben können.» Die Wirkdauer der Impfung beträgt etwa vier bis sechs Monate. Der ideale Zeitpunkt für die Impfung ist von Mitte Oktober bis Ende November, weil die Grippesaison in der Schweiz meist im Januar oder Februar ihren Höhepunkt erreicht.
Wer soll sich impfen lassen?
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt die Grippeimpfung für folgende Personengruppen:
- Über 65-Jährige
- Schwangere und Frauen, die in den letzten vier Wochen entbunden haben*
- Frühgeborene (vor der 33. Schwangerschaftswoche oder mit einem Geburtsgewicht von weniger als 1'500 Gramm) ab dem Alter von sechs Monaten für die ersten zwei Winter nach der Geburt*
- Menschen mit chronischen Erkrankungen
- Personen, die privat regelmässigen Kontakt mit Menschen aus diesen genannten Personengruppen haben
- Bewohnerinnen und Bewohner von Alters- und Pflegeheimen
- Gesundheits- und Pflegefachpersonal
- Mitarbeitende von Kinderkrippen, Tagesstätten sowie Alters- und Pflegeheimen
- Die Grippeimpfung kann auch für alle Personen in Betracht gezogen werden, die ihr Risiko für eine Grippe aus privaten und/ oder beruflichen Gründen vermindern möchten.
*Impfung erfolgt von einer Ärztin oder einem Arzt.
Nationaler Grippeimpftag
Am 8. November 2024 kann man sich in teilnehmenden Arztpraxen und Apotheken zum Spezialpreis von CHF 30.– impfen lassen. Ausserhalb des Grippeimpftags beträgt der Normalpreis der Grippeimpfung CHF 39.–.
Lassen Sie sich in einer der nachfolgenden Apotheken gegen die saisonale Grippe impfen
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