Atemwege

Ratgeber / Gesundheit

Bahn frei für die Atemwege

24.02.2025 / von 

Zwar werden die Tage länger und heller, aber noch ist die Erkältungszeit nicht ganz überstanden. Mit den richtigen Vorbeugungs- und Behandlungsmassnahmen lassen sich Atemwegserkrankungen abwehren oder zumindest mildern.

Wer mit dem Zug zur Arbeit pendelt, kennt die Geräusche, die bei Erkältungswellen zum Soundtrack beitragen: ein gerade noch unterdrücktes oder ein explosionsartiges Niesen vom Sitznachbarn gegenüber, ein krachender Hustenanfall im Abteil weiter drüben oder ein trompetendes Schnäuzen verbunden mit stimmhaftem Räuspern am anderen Ende des Wagens. Würde man all die unterschiedlichen Erkältungsgeräusche aufzeichnen und passend zusammenschneiden, könnte daraus eine beeindruckende Klangcollage für einen Schnupfen-Rap entstehen. Der Titel: «Cold Season», Erkältungszeit.

Eine Erkältung kündigt sich oft mit leichten Halsschmerzen an. Es ist ein erstes Anzeichen dafür, dass Krankheitserreger in die Schleimhäute der oberen Atemwege eingedrungen sind. Neben Schluckbeschwerden zählen zu den häufigsten Symptomen Schnupfen, Husten sowie Heiserkeit. Betroffene fühlen sich matt und abgeschlagen. Es können auch Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und eine erhöhte Körpertemperatur hinzukommen. Welche Beschwerden bei einer Erkältung im Vordergrund stehen, hängt auch davon ab, welche Krankheitserreger die Erkältung verursachen. Rund 200 verschiedene Viren sind dafür bekannt, einen grippalen Infekt auslösen zu können, z.B. Rhinoviren, Influenzaviren, Coronaviren oder Adenoviren. Bei niedrigen Temperaturen sind wir dafür besonders anfällig. Warum eigentlich? Während der kalten Jahreszeit halten sich Menschen überwiegend in Innenräumen auf. Da Atemwegsinfekte durch Schmier- und Tröpfcheninfektionen übertragen werden, haben Krankheitserreger leichtes Spiel. Ein weiterer Grund findet sich in der Luftfeuchtigkeit: Bei trockener Luft – wie sie etwa in geheizten Räumen vorherrscht – überleben Viren, die ja die häufigsten Erreger von Erkältungskrankheiten sind, länger.

Der Farbcode des Nasensekrets

Eine typische Erkältung ohne weitere Komplikationen dauert in der Regel 7 bis 10 Tage. Auf die Halsschmerzen folgt der Schnupfen. Die Nase läuft und sondert zunächst weisslichen Schleim ab, der über die Flimmerhärchen in der Nasenschleimhaut zum Rachen und von dort – oft unbemerkt – in den Magen transportiert wird. So versucht der Körper, die Erreger loszuwerden. Irgendwann wird der Schleim zäher und verfärbt sich. Die Nasenschleimhaut schwillt an und es fällt schwer, durch die Nase zu atmen. Dazu kommt häufig Husten, der manchmal von Schleimauswurf begleitet wird. Die unterschiedliche Verfärbung des Schleims sagt einiges über den Grad der Infektion aus. Gelber Nasenschleim im Taschentuch weist darauf hin, dass das Immunsystem auf Hochtouren läuft. Denn diese Farbe kommt durch weisse Blutkörperchen (Leukozyten) zustande, die der Körper zur Abwehr einsetzt, sowie durch abgetötete Erreger (Viren oder Bakterien). Gelblich-grüner Nasenschleim kann einen höheren Anteil von Bakterien im Sekret anzeigen.

Wann kommt es zu Sinusitis oder Bronchitis?

Unbehandelt kann sich eine durch Viren verursachte Infektion auf die Nasennebenhöhlen ausweiten. Das lateinische Wort «sinus» steht für Ausbuchtung. Auf die Atemwege bezogen, meint der Begriff die Nasennebenhöhlen – also die Kieferhöhlen und die Stirnhöhlen sowie kleinere, benachbarte Hohlräume seitlich an der Nase. Entzündet sich die Schleimhaut in den Nasennebenhöhlen, spricht man deshalb von akuter Sinusitis. Typische Symptome dafür sind drückende Kopf- und Gesichtsschmerzen, die sich beim Bücken verstärken. Die betroffenen Stellen im Gesicht reagieren empfindlich auf Druck und Klopfen. Das passiert, wenn die Schleimhäute sich entzünden und stark anschwellen. Schuld daran sind Erreger, die sich in den Nasennebenhöhlen vermehrt haben. Die anatomischen Verhältnisse in den Nebenhöhlen sind eng. Bei einer Sinusitis kann der Schleim nicht mehr abfliessen. Die Folge: Es bildet sich noch mehr Schleim und es entstehen Druckschmerzen. Oft ist auch der Geruchssinn beeinträchtigt.

Feuchtigkeit für die Schleimhäute

Durch die niedrige Luftfeuchtigkeit trocknen unsere Schleimhäute in der kalten Jahreszeit schneller aus. Dies beeinträchtigt die natürliche Schutzfunktion gegen Erkältungsviren massiv. Wegen der Kälte sind die Schleimhäute zusätzlich schlechter durchblutet und die Abwehrzellen stehen weniger schnell zur Verfügung. Ein ausreichender Feuchtigkeitsfilm auf den Schleimhäuten ist also die erste natürliche Barriere gegen eindringende Krankheitserreger.

Befeuchtende Nasensprays, Nasenspülungen oder befeuchtende Nasencremes unterstützen die Schleimhäute bei der Abwehr von Erregern. Um das Immunsystem zu stärken, sollte man sich ausreichend Schlaf gönnen, sich häufig an der frischen Luft bewegen und für ein gutes Luftklima in Innenräumen sorgen, z.B. Räume nicht zu stark beheizen, regelmässig lüften und auf eine Luftfeuchtigkeit von ca. 
40 Prozent achten.

Verschiedene Ursachen für Sinusitis und Bronchitis

Nicht immer liegt einer akuten Sinusitis ein viraler Infekt zugrunde. Auch Zahnentzündungen, die auf benachbarte Nebenhöhlen übergreifen, oder sogar Heuschnupfen können zur Entstehung einer akuten oder chronischen Sinusitis führen. Eine chronische, also andauernde Sinusitis hat hingegen nichts mit einer Infektion zu tun. Eine schiefe Nasenscheidewand, Polypen (gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut) oder Allergien können hierbei die Ursache sein. Eine ärztliche Abklärung und Behandlung ist in diesen beiden Fällen der Sinusitis notwendig.

Aus einer nicht auskurierten Erkältung kann sich eine Bronchitis entwickeln. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Schleimhaut in den unteren Atemwegen, also in der Lunge. Gelangen Erreger in die verzweigten Fortsetzungen der Luftröhre, die sogenannten Bronchien, können sie eine akute Bronchitis herbeiführen. Tiefer Husten und eine starke Schleimbildung mit verfärbtem Auswurf sowie häufig auch Fieber sind die Symptome. Entzündungshemmende und schleimlösende Medikamente, Inhalationen und reichlich Flüssigkeit sind jetzt ratsam. Während bei einer akuten Bronchitis Viren oder Bakterien die Ursache sind, hat eine chronische Bronchitis andere Merkmale.

Sie kann die Folge regelmässigen Rauchens (im Volksmund Raucherhusten) sein. Nikotin und andere im Tabakrauch enthaltene Stoffe können die Bronchialschleimhaut reizen und sie entzünden. Ebenso können Feinstaub, chemische Substanzen oder eine verschleppte, nicht ausgeheilte akute Bronchitis zu einer chronischen Form dieser Erkrankung führen.

Manfred Kammermeier
Wichtig bei Erkältungen: viel trinken!

Manfred Kammermaier

Apotheker und Co-Betriebsleiter

Wie schützen wir uns vor Atemwegserkrankungen?

Durch gründliches Händewaschen oder Desinfizieren. Auch sollte man sich mit ungewaschenen Händen nicht in das Gesicht greifen. Die Einnahme von Zink, Vitamin C, Ingwer oder Extrakten aus dem Roten Sonnenhut unterstützen das Immunsystem. Ein sehr guter Schutz ist das Tragen einer Mund-Nasen-Maske, wie wir sie aus der Corona-Pandemie kennen. Gegen manche Atemwegserkrankungen wie Grippe oder Pneumokokken stehen auch Impfungen zur Verfügung.

Welche Hausmittel helfen am besten?

Ich empfehle ätherische Öle in Einreibemitteln oder als Zusatz zu Inhalationen – mit ihnen lässt sich leichter durchatmen. Gut geeignet sind etwa Eukalyptus, Thymian und Fichtennadel.

Und wenn man trotzdem krank wird?

Es ist sinnvoll, eine Erkältung richtig auszukurieren, gerade wenn Fieber im Spiel ist. Gegen Halsschmerzen helfen Lutschtabletten, Mundsprays oder Gurgellösungen; bei verstopfter Nase ermöglichen abschwellende Nasensprays wieder ein schnelles Durchatmen. Auch pflanzliche Präparate verschaffen Linderung. Bei trockenem Reizhusten ist ein Hustenstiller hilfreich, bei verschleimtem Husten ein Hustenlöser. Handelsübliche Schmerzmittel eignen sich bei Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen. Wichtig: viel trinken!

Wann ist ärztliche Hilfe nötig?

Der Volksmund sagt ja: Eine Erkältung kommt drei Tage, bleibt drei Tage und geht drei Tage. Wenn plötzlich sehr hohes Fieber eintritt oder wenn der Husten länger als zwei Wochen andauert, ebenso bei Atemnot oder Brustschmerzen, dann ist ärztliche Hilfe nötig. Auch immungeschwächte bzw. immunsupprimierte Menschen sowie Personen mit Vorerkrankungen (z. B. Asthma, Diabetes) sollten eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.