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Ratgeber / Gesundheit

Faktencheck Zecken: Vorsicht, aber keine Panik

24.04.2024 / von 

Zecken können virale und bakterielle Krankheiten übertragen. Es gibt aber einige Missverständnisse, wenn es um die Gefahr geht. Welche Behauptungen zu Zecken stimmen und welche nicht?

Manfred Kammermeier
Nach dem Aufenthalt in Risikogebieten ist es wichtig, den Körper sorgfältig auf Zecken abzusuchen.

Manfred Kammermeier

Apotheker und Co-Betriebsleiter

Behauptung Nr. 1

Vor Zecken kann man sich kaum schützen.

Falsch. Es ist durchaus möglich, sich vor Zecken zu schützen, auch wenn ein absoluter Schutz nicht gewährleistet werden kann. Lange, helle Kleidung und ein Kopfschutz helfen schon dabei, Zecken abzuwehren. «Es ist sogar empfehlenswert, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen», rät Manfred Kammermeier, Apotheker und Co-Betriebsleiter. Einen zusätzlichen Schutz bieten spezielle Sprays, welche die kleinen Spinnentiere abwehren.

«Nach dem Aufenthalt in Risikogebieten ist es wichtig, den Körper sorgfältig auf Zecken abzusuchen», ergänzt der Experte, «ihre Stiche bleiben oft unbemerkt.» Beliebte Orte für Zecken sind warme, feuchte und dünne Hautpartien wie Achselhöhlen, Nacken, Schultern, der Bauchnabel sowie der Kopf- und der Lendenbereich, ebenso Armbeugen und Kniekehlen. Bei Kindern sind oftmals zusätzlich der Schambereich und die Innenseiten der Oberschenkel betroffen. Eine umfassende Prävention durch geeignete Kleidung und Insektenschutzmittel, kombiniert mit regelmässiger Selbstkontrolle, kann das Risiko eines Zeckenbisses und der daraus resultierenden Krankheitsübertragung erheblich reduzieren.

Behauptung Nr. 2

Zecken fallen einfach so vom Baum.

Falsch. Zecken leben nicht auf Bäumen, sondern bevorzugen niedrige Vegetation wie Büsche, Gräser oder Sträucher und sind in Laub- und Mischwäldern sowie auf hohem Grasland zu finden. «Zecken klettern höchstens bis zu 1,5 Meter hoch, um auf ihre Wirte zu gelangen», erklärt der Apotheker. Die Verbreitung der Zecke hat in den vergangenen Jahren aufgrund der Erwärmung zugenommen. Sie sind bis zu einer Höhe von 2'000 Metern über dem Meeresspiegel aktiv. Wenn die Temperaturen unter sieben Grad sinken, fallen Zecken in eine Art Winterstarre.

Behauptung Nr. 3

Zeckenstiche sind sehr gefährlich.

Nicht zwingend. Dennoch können sie sehr gefährlich werden und zum Beispiel Borreliose auslösen. «Gegen diese bakterielle Erkrankung gibt es keinen Impfschutz», so Manfred Kammermeier. «Die Erkrankung kann Haut, Nervensystem und Gelenke befallen.» Die Borreliose-Symptome können auch erst einen Monat nach dem Stich auftreten und äussern sich zunächst durch Erkältungssymptome und Abgeschlagenheit. Eine typische Hautveränderung ist die Wanderröte, eine stark gerötete kreisrunde Fläche mit rotem Rand, die bei rund 50 Prozent der Fälle auftritt. Das Risiko einer Übertragung steigt, wenn die Zecke länger als zwölf Stunden saugt. Eine frühe Entfernung der Zecke verringert das Infektionsrisiko.

Eine zweite Krankheit, die durch Zecken übertragen wird, ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – dagegen gibt es eine Impfung (siehe Infobox). FSME-Symptome ähneln anfangs einer Grippe, können aber in schweren Fällen zu einer Hirnhautentzündung führen.

Behauptung Nr. 4

Einen Zeckenstich spürt man kaum.

Richtig. Zeckenstiche sind in der Regel schmerzlos und werden oft nicht sofort bemerkt. Es ist jedoch wichtig, auf Anzeichen eines Zeckenstichs zu achten, wie eine intensive Rötung und Juckreiz an der Bissstelle. Manfred Kammermeier ergänzt: «Eine Überwachung der Bissstelle während mindestens vier Wochen ist ratsam, um mögliche Symptome einer Borreliose-Infektion zu erkennen.» Sollten Grippesymptome oder spezifische Symptome einer Borreliose auftreten, ist ein rascher Arztbesuch unerlässlich, denn es könnte sich um einen medizinischen Notfall handeln.

Behauptung Nr. 5

Zecken übertragen immer gefährliche Krankheitserreger.

Falsch. Obwohl Zecken gefährliche Krankheitserreger übertragen können, führt nicht jeder Zeckenbiss zu einer Infektion. Die meisten Zeckenstiche sind harmlos. In der Schweiz tragen zwischen 5 und 30 Prozent der Zecken den Borreliose-Erreger. Die Gefahr, an FSME zu erkranken, ist geringer. «In FSME-Risikogebieten sind zwischen 0,1 und 5 Prozent der Zecken Träger des FSME-Virus», stellt der DROPA Apotheker fest. Das Infektionsrisiko schwankt sehr stark und hängt sowohl von der Region ab, in der sich die Zecken befinden, als auch von der Dauer, die eine Zecke saugt.

Behauptung Nr. 6

Bei einem Stich muss der gesamte Körper herausgedreht werden. Der wichtigste Teil ist der Kopf.

Falsch. Meistens ist es nicht der Kopf, der stecken bleibt, sondern ein Teil des Stechapparates. Beim Entfernen einer Zecke ist es wichtig, sie möglichst nahe an der Hautoberfläche zu greifen und langsam und kontinuierlich herauszuziehen, ohne sie zu zerquetschen. «Dabei ist es überhaupt nicht ratsam, Öl, Alkohol oder Vaseline zu verwenden», betont Manfred Kammermeier. Wenn ein Teil der Zecke in der Haut stecken bleibt, ist dies normalerweise kein Grund zur Besorgnis. Der Körper wird den Fremdkörper normalerweise innerhalb weniger Tage ausstossen. Nach dem Entfernen sollte die Stelle desinfiziert und beobachtet werden, dafür notiert man sich am besten auch das Datum des Stichs. Tipp: Stelle markieren und mit dem Handy fotografieren. Wenn Unsicherheiten bestehen, kann die Fachperson in der Apotheke konsultiert werden.

FSME-Impfung

Die FSME-Impfung, fälschlicherweise auch als Zeckenimpfung bezeichnet, ist ein wichtiger Schutz gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine durch Zecken übertragene virale Erkrankung. In der Schweiz wird diese Impfung besonders empfohlen, da etwa 1% der Zecken das FSME-Virus tragen. Die FSME-Impfung besteht aus drei Dosen: Die ersten beiden Impfungen erfolgen im Abstand von etwa einem Monat und bieten bereits Schutz. Eine dritte Impfung nach zwölf Monaten verlängert den Schutz auf etwa zehn Jahre. Der Impfvorgang ist unkompliziert und wird in ausgewählten Apotheken angeboten.

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