Stiche von Zecken sind meist schmerzlos. Einige Tiere tragen allerdings krank machende Bakterien oder Viren in sich, die sie an Kinder und Erwachsene weitergeben können. Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) sind die häufigsten durch Zeckenstiche ausgelösten Krankheiten – teils mit schweren Spätfolgen.
Die in der Schweiz am weitesten verbreitete Zeckenart ist der Gemeine Holzbock. Er hat acht Beinchen und gehört deshalb zur Familie der Spinnentiere. Da sich Zecken vom Blut ihres Wirts ernähren, zählen sie zu den sogenannten Parasiten. Ihre bevorzugten Lebensräume sind Hecken von Laub- und Mischwäldern, üppige Gräser, Büsche oder Sträucher sowie hohes Busch- oder Grasland, weniger zu finden sind sie auf Bäumen. Zecken verbreiten sich bis auf 2'000 Meter über Meer und sind während milder Jahreszeiten aktiv. Bei Temperaturen unter sieben Grad fallen sie in eine Art Winterstarre. In den vergangenen Jahren hat ihre Verbreitung aufgrund der höheren Temperaturen zugenommen. Zeckenstiche sind grundsätzlich am ganzen Körper möglich. Beliebt sind warme, feuchte und dünne Hautpartien, wie etwa in den Achselhöhlen, im Nacken- und Kopfbereich, Schultern, Bauchnabel, Lendenbereich sowie Armbeugen und Kniekehlen. Bei Kindern sind der Schambereich und die Innenseiten der Oberschenkel oft zusätzlich betroffen.
Borreliose: Bakterielle Erkrankung
5 bis 30 Prozent und stellenweise sogar die Hälfte aller Zecken in der Schweiz tragen das Bakterium Borrelia burgdorferi in sich. Stechen diese Zecken einen Menschen, können sie den Krankheitserreger direkt weitergeben. Das Risiko einer Übertragung steigt bei längerem Saugen der Zecke von mehr als zwölf Stunden an. Je früher also die Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Infektionsrisiko. Borrelia burgdorferi ist der Auslöser der Krankheit Borreliose. Sie gilt als die häufigste durch Zecken übertragene Krankheit in der nördlichen Hemisphäre. Laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) erkranken in der Schweiz jährlich 10'000 Menschen an einer Borreliose. Der Verlauf einer Borreliose-Erkrankung ist äusserst tückisch. Erste Symptome zeigen sich teils erst einen Monat nach dem Stich und äussern sich durch Erkältungssymptome und Abgeschlagenheit. Charakteristisch ist die sogenannte Wanderröte: eine Hautveränderung in Form einer stark geröteten, etwa fünflibergrossen, kreisrunden Fläche, die von einem roten Rand umgeben ist. Diese Veränderung kann sich leicht verschieben und ist nicht immer deutlich erkennbar. Die Symptome bilden das erste Stadium einer Borreliose. Werden sie erkannt, gilt das als medizinischer Notfall. Denn zu diesem Zeitpunkt ist die Einnahme eines Antibiotikums angezeigt, um das Bakterium zu bekämpfen und seine Verbreitung zu stoppen. Ohne sofortige Behandlung erreicht die Krankheit das zweite Stadium: Die Infektion breitet sich im betroffenen Körperteil aus. Blut- und Lymphgefässe verschiedener Organe, das Nervensystem, der Bewegungsapparat und das Herz können befallen werden.
Folgen einer Borreliose
Bleibt die Erkrankung weiterhin unerkannt, können sich Monate bis Jahrzehnte nach einer Infektion schwerwiegende Folgen entwickeln. Beobachtet werden Kopfschmerzen und Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Muskel- und Gelenkschmerzen, Schäden des Nervensystems bis zu Körperlähmungen. Gemäss aktuellem Wissensstand gibt es drei gesicherte Borreliose-Erkrankungen: Die Lyme-Arthritis ist eine Sonderform einer bakteriellen Gelenkentzündung, sie kann eines oder mehrere Gelenke betreffen. Heftige Nervenschmerzen, partielle Lähmungen im Gesicht sowie Schwindel und Hörminderung sind die Symptome der sogenannten Neuroborreliose. Bei einer Acrodermatitis bildet sich zunächst eine dunkelbläuliche, mit Flüssigkeit gefüllte Schwellung, meist an einem Bein. Später kommt es zur Verringerung des Unterhautfettgewebes und einer Abnahme der Hautdicke.
Zecken richtig entfernen
- Verwenden Sie eine spitze Pinzette, eine Zeckenkarte oder -zange und greifen Sie möglichst nahe an der Haut zu.
- Ziehen Sie die Zecke langsam und kontinuierlich heraus (nicht drehen), ohne sie zu zerquetschen.
- Verzichten Sie beim Entfernen auf Öl, Alkohol oder Vaseline.
- Bei schwer erreichbaren Stellen fragen Sie jemanden um Hilfe oder wenden Sie sich an eine Fachperson in Ihrer Apotheke.
- Desinfizieren Sie die Stelle mit einem geeigneten Wunddesinfektionsspray.
- Zerdrücken Sie die Zecke, bis sie tot ist, und entsorgen Sie sie im Abfall.
FSME: Viraler Infekt
Eine weitere durch Zecken übertragbare Krankheit ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). 0,5 Prozent aller Zecken in der Schweiz tragen das Erregervirus in sich und können es bei einem Stich sofort auf den Menschen übertragen. Jährlich sind bis zu 250 Menschen betroffen, die Tendenz ist steigend. Im Gegensatz zur Borreliose-Erkrankung gibt es bei FSME eine Vorsorgemöglichkeit (siehe Infobox rechts). Die ersten Symptome einer FSME sind vergleichbar mit jenen einer Grippe. Betroffene leiden unter Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Fieber. Die Symptome treten in der Regel 7 bis 14 Tage nach dem Zeckenstich auf und heilen nach wenigen Tagen ab. Für manche ist die Krankheit dadurch bereits überstanden, gar eine lebenslange Immunität ist wahrscheinlich. Bei 5 bis 15 Prozent der Betroffenen kommt es nach einer beschwerdefreien Zeit zur zweiten Phase. In dieser greift das Virus das zentrale Nervensystem an und kann zu einer Meningitis (Hirnhautentzündung) führen. Weitere Symptome sind Kopf- und Nackenschmerzen, Konzentrations- und Bewusstseinsstörungen, Krampfanfälle, Lähmungen sowie Atmungsstörungen oft begleitet von hohem Fieber, starken Kopfschmerzen und einem steifen Nacken. Bei besonders schweren Verläufen tritt die Hirnhautentzündung mit einer Gehirnentzündung, einer sogenannten Enzephalitis, auf. Die Kombination nennt sich Meningoenzephalitis und gibt FSME ihren Namen.
Symptomatische Behandlung
Ein Spitalaufenthalt wird insbesondere während der zweiten Phase der FSME nötig. Je nach Schwere der Symptome müssen die Patientinnen und Patienten auf der Intensivstation behandelt werden. Es gibt kein Medikament, das gezielt das Erregervirus bekämpfen kann. Die Therapie fokussiert sich deshalb auf die Linderung der verschiedenen Symptome.
Die beiden Erkrankungen Borreliose und FSME zeigen sich in der ersten Phase ähnlich. Die Vorsorge und Therapiemassnahmen unterscheiden sich allerdings stark: Während es bei Borreliose keine konkreten Vorsorgemassnahmen gibt, steht für die FMSE eine Impfung zur Verfügung. Gleichzeitig kann Borreliose gezielt behandelt werden, bei FSME ist lediglich eine symptomatische Therapie möglich. Ein Zeckenstich ist immer ärgerlich. Wer sich beim Aufenthalt in Risikogebieten generell gegen Zecken schützt und den Körper nach einem Ausflug sorgfältig kontrolliert, kann einem Stich und einer daraus folgenden Krankheit vorbeugen. Die Fachpersonen in Ihrer Apotheke beraten Sie gerne persönlich rund um den Zeckenschutz für die ganze Familie.
Fabienne Pape
Eidg. dipl. Apothekerin und Betriebsleiterin
Wie kann man Zeckenstichen vorbeugen?
Lange und helle Kleidung an Beinen und Armen sowie ein Kopfschutz bewähren sich. Zudem gibt es Zeckenschutzsprays, die vor dem Aufenthalt in Risikogebieten angewendet werden können. Ein Körpercheck auf Zecken ist nach einem Ausflug in jedem Fall ratsam.
Was ist zu tun bei einem Zeckenstich?
Die Zecke muss schnellstmöglich entfernt werden. Bleibt ein Teil ihres Körpers in der Haut stecken, ist das nicht weiter schlimm, er wird sich selber rausarbeiten. Danach wird die Stichstelle desinfiziert und markiert, jetzt gilt es, die Stelle während vier Wochen zu beobachten.
Wann ist ein Arztbesuch nötig?
Wenn sich nach dem Zeckenstich Grippesymptome bemerkbar machen oder sich im Fall einer Borreliose eine Wanderröte zeigt. Beides sind medizinische Notfälle, bei denen keine Zeit verloren gehen darf. Übrigens: Die Kosten für die Folgen eines Zeckenstichs laufen über die Unfallversicherung.
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