Der Frühling galt lange als die schlimmste Jahreszeit für Menschen mit Pollenallergie. Doch Vorsicht: Die anderen Jahreszeiten holen auf. Heuschnupfen wird zur Langzeitbelastung.Was lässt sich dagegen tun?
Allergikerinnen und Allergiker hatten es 2023 alles andere als leicht: Die Pollensaison begann früh und war durch hohe Werte der Gräserpollen geprägt. «Wir hatten fast das ganze Jahr über Pollenflug», hält Ralph Fischer fest. Der dipl. Drogist HF und Betriebsleiter erklärt das Phänomen mit den immer milder werdenden Temperaturen. Diese begünstigen das Blühen der Pflanzen, was in der Folge zu mehr Pollen führt. «Wenn es nicht richtig kalt wird, haben Menschen mit Allergien fast keine Pause mehr.»
Das Wetter allein ist aber nicht der einzige Grund, weshalb es für Heuschnupfengeplagte schwieriger geworden ist. «Die allergene Wirkung von Pollen verstärkt sich in Anwesenheit von Schadstoffen in der Luft, wie etwa Russpartikel und Feinstaub, was die Schleimhäute noch mehr belastet», erläutert der Experte. Auch das Immunsystem spiele eine Rolle. «Wir leben in einer sehr hygienischen Welt und sind mit immer weniger Keimen konfrontiert. Das führt dazu, dass die Körperabwehr schlechter trainiert ist, wodurch eine allergische Reaktion begünstigt wird.»
Die Zunahme von Heuschnupfenfällen lässt aufhorchen. Rund 20 Prozent in der Schweiz leiden unter pollenbedingter Allergie. Mehr als 90 Prozent der Fälle sind auf sechs Pflanzenarten zurückzuführen, darunter Hasel, Birke, Erle, Esche, Gräser und Beifuss. Die Symptome sind vielfältig: Sie reichen von häufigem Niesen über eine verstopfte Nase bis hin zu Juckreiz und tränenden Augen. In schweren Fällen können sich asthmatische Erkrankungen und Ekzeme entwickeln, oder der Geruch- und der Geschmackssinn werden beeinträchtigt.
Heuschnupfen vorbeugen als wichtiger Schritt
Bei der Pollenallergie handelt es sich eigentlich um ein Missverständnis bei der Körperabwehr. An sich ungefährliche Eiweisse der Pollen aktivieren den Schutzmechanismus, der mit der Produktion von Antikörpern beginnt. Treffen dann erneut Pollen auf die Schleimhäute, binden sich die Antikörper an Mastzellen, die Entzündungshormone freischalten – die sogenannten Histamine, die für die bekannten Symptome verantwortlich sind.
Für die Diagnose von Heuschnupfen wird häufig der Prick-Test eingesetzt. Dabei wird ein Tropfen der mutmasslich allergieauslösenden Substanz in die oberste Hautschicht eingeführt und die Reaktion beobachtet. Weitere Diagnosemöglichkeiten sind der Nachweis von Antikörpern im Blut und ein Provokationstest via Nase. Die einfachste und effektivste Massnahme gegen Heuschnupfen ist die Vermeidung des Auslösers. Wenn starker Pollenflug herrscht, empfiehlt es sich, nach Möglichkeit tagsüber im Haus zu bleiben oder die Ferien in pollenarmen Gebieten wie dem Hochgebirge oder am Meer zu verbringen.
Mit Natur und Chemie zur Linderung
Ist die Vermeidung nicht möglich, wird die Vorbeugung umso wichtiger. Hier gilt es, rechtzeitig zu beginnen. Die Frühblüher wie die Hasel und die Erle können bei milden Temperaturen schon im Januar oder Februar Pollen in die Umgebung entlassen. Gerade natürliche Präparate können sich zur Prävention als hilfreich erweisen. Dazu zählt beispielsweise das Schüssler-Trio (auch als «Allergie-Trio» bekannt) der Salze Nr. 2, 6 und 10, das für eine reduzierte Allergiebereitschaft des Körpers sorgt. Oder Schwarzkümmelöl: Es moduliert das Immunsystem und kann dafür sorgen, dass die Symptomatik milder ausfällt. Auch spagyrische Essenzen helfen, die Überreaktion des Körpers zu regulieren. Die natürlichen Essenzen können vorbeugend und bei akutem Heuschnupfen unterstützend eingesetzt werden.
Eine einzige Therapie ist oft keine ausreichende Lösung. «Viele Antiallergika sind wegen möglicher Nebenwirkungen nicht dafür gemacht, ganzjährig eingesetzt zu werden, sondern für den Akutfall gedacht», erklärt Ralph Fischer. «Umgekehrt reichen bei starken Beschwerden die vorbeugenden Massnahmen allein nicht immer aus.» Aus diesen Gründen bewegt sich die Behandlung immer mehr weg von der Monotherapie zu einer Kombination aus Vorbeugung und Akutmassnahmen mit natürlichen und chemischen Lösungen, die sowohl lokal wirken als auch den ganzen Körper miteinbeziehen. Bei leichten Symptomen ist eine lokale Therapie vorzuziehen, etwa mit Augen- oder Nasentropfen. Bei stärkeren Beschwerden kann die Kombination von lokaler und systemischer Therapie sinnvoll sein.
Ausblick für 2024
Für 2024 und darüber hinaus erwarten Expert*innen, dass sich die Pollenbelastung verstärken wird. Ausser bei der Birke, da ist eine Abnahme der Pollenproduktion in wärmeren Gebieten zu erwarten. Ebenfalls tragen nicht heimische Pflanzen wie Ambrosia zur Gesamtpollenbelastung bei. Jeder Mensch hat andere Voraussetzungen. Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten und entwickeln Sie eine Strategie, die Ihre gesundheitliche Situation berücksichtigt und im Alltag umsetzbar ist.
5 Tipps für eine erträglichere Pollenzeit
- Regelmässiges Staubsaugen, Wischen und Kleiderwaschen. Den Kontakt mit Pollen möglichst meiden.
- Richtiges Lüften während der Pollensaison. In der Stadt ist die schwächste Pollenkonzentration zwischen 6 und 8 Uhr morgens und auf dem Land zwischen 19 und 24 Uhr.
- Die Verwendung von Pollengittern an Fenstern hält die Allergieauslöser draussen.
- Das Tragen einer Sonnenbrille schützt die Augen vor Pollen und hilft bei Lichtüberempfindlichkeit.
- Abends vor dem Zubettgehen duschen, Haare waschen und die Kleider vom Tag nicht im Schlafzimmer lagern. Anschliessend eine Nasenspülung verwenden, damit die Pollen auf den Schleimhäuten entfernt werden.