Warum hilft etwa der Löwenzahn bei Verdauungsbeschwerden, während die Naturheilkunde anderen Vertretern aus derselben Pflanzenfamilie keine Beachtung schenkt? Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, die Beziehung zwischen Mensch und Pflanze näher zu betrachten.
Der Mensch
Wenn wir uns wohlfühlen, wenn wir keine Beschwerden haben, dann sind Körper und Geist im Gleichgewicht. Die Auf- und Abbauprozesse, die Stoffaufnahme und -ausscheidung, der Schlafwach- Rhythmus, der Flüssigkeitshaushalt usw. sind ausgeglichen und in der Balance. Organe und Psyche arbeiten zusammen, bilden eine Einheit und es kommt zu keinen Störungen. Wir befinden uns physisch wie auch psychisch in der Mitte und fühlen uns gesund.
Wenn jedoch Symptome auftreten und wir uns krank fühlen, wenn wir plötzlich ein Organ spüren oder nicht mehr leistungsfähig sind, wenn das Immunsystem überfordert ist, dann ist etwas aus dem Gleichgewicht geraten. Gleiches gilt, wenn auflösende und verhärtende Prozesse nicht mehr in der Balance sind: Bei der Aufnahme von Nahrung beispielsweise werden feste Stoffe zuerst verflüssigt und später, je nach Bedarf, wieder verfestigt. Dieser Ablauf muss ausgeglichen sein, damit keine Fehlfunktionen auftreten. Wir brauchen einen Impuls von aussen, der die Selbstheilungskräfte aktiviert und die fehlgeleiteten Prozesse wieder in normale Bahnen lenkt. Das ist der Grundgedanke jeder naturheilkundlichen Behandlung.
Die Pflanze
Um zu verstehen, was eine Heilpflanze ausmacht, betrachten wir den Löwenzahn näher. Wir stellen fest, dass der Löwenzahn viele, ganz ausgeprägte Eigenschaften hat: Er ist unglaublich vital und vermehrt ich sehr schnell. In all seinen Pflanzenteilen sind Bitterstoffe enthalten, er weist eine ausgeprägte Polarität auf und verändert mit seinem Farbenspektrum von Grün über Gelb bis Weiss im Frühling ganze Landschaftsbilder. Der Löwenzahn kennt also sowohl das Prinzip der Verwandlung als auch dasjenige der Polaritäten sehr gut. Beide Prinzipien sind entscheidend für den Stoffwechsel, sie sind die Basis eines gesunden Verdauungsprozesses.
Die Entdeckung solcher Besonderheiten erfordert ein gründliches und ganzheitliches Studium einer Pflanze in jeder Phase ihrer Entwicklung, ihrer Familienzugehörigkeit, ihrer Standortwahl und ihrer Beziehung zur Umgebung. All diese Eigenheiten machen die Pflanze zu einem einzigartigen Gewächs und geben uns wertvolle Hinweise zu ihrem Wesen.
Heilpflanzen tanzen aus der Reihe
Nach diesen eingehenden Betrachtungen stellen wir vielleicht fest, dass die Pflanze ein aussergewöhnliches Verhalten zeigt, dass sie auf irgendeine Weise aus der Reihe tanzt, dass sie ein Prinzip kennt, das uns Menschen im Krankheitszustand fehlt. Genau das macht sie zur Heilpflanze: Sie kann eine Lücke füllen und uns so den Weg zum Gesundwerden ebnen. Sie sorgt für den Impuls, der die Selbstheilungskräfte aktiviert, damit wir wieder gesund werden können.
Die Inhaltsstoffe der Heilpflanzen sind bei dieser Vorgehensweise zweitrangig. Im Zentrum stehen ihr Wesen und ihr Ausdruck. Natürlich achtet man auf den Duft der ätherischen Öle, auf den Geschmack der Bitterstoffe oder auf das zusammenziehende Gefühl der Gerbstoffe (Gerbstoffe verändern die Oberfläche der Haut und der Schleimhäute), aber diese Komponenten nehmen lediglich unsere Sinne wahr, ganz ohne analytische Geräte. Es ist bemerkenswert, dass aturwissenschaftliche Analysen und Studien oft zu den gleichen Resultaten führen, wie es die Heilpflanze uns in ihrer Signatur schon vermittelt.
Löwenzahn
Taraxacum officinalis
Unterstützt die Verdauungsorgane, insbesondere den Leberstoffwechsel, und hilft bei allgemeinen Verdauungsbeschwerden und Völlegefühl. Zusätzlich hat der Löwenzahn eine anregende Wirkung auf die Nierenfunktion und darf deshalb in keiner Entschlackungskur fehlen, denn Löwenzahn wirke wie eine Art «Waschpulver für den Körper» (Bruno Vonarburg, Schweizer Heilpraktiker). Seine Bitterstoffe fördern den Gallenfluss und regen den Appetit an, seine anderen Inhaltsstoffe wirken wassertreibend und entzündungshemmend.