Stark cholesterinhaltige Speisen wurden jahrelang verteufelt. Wer trotzdem zulangte, hatte ein schlechtes Gewissen. Heute weiss man, dass der Cholesterinspiegel im Blut durch das Meiden bestimmter Speisen nur wenig beeinflusst wird. Trotzdem sollte man erhöhte Cholesterinwerte ernst nehmen und etwas dagegen tun.
Cholesterin und Übergewicht
Man kann es drehen und wenden, wie man will, die Ursache vieler gesundheitlicher Probleme ist das Übergewicht. Wir essen zu viel und bewegen uns zu wenig. Die Folge ist unübersehbar. Die Hose spannt und auf die Waage steigt man am liebsten gar nicht mehr.
Na gut, sagt sich mancher, dann bin ich halt ein bisschen fester, was solls. Bis ein Gesundheits-Check zeigt: Der Blutdruck ist zu hoch, Diabetes bahnt sich an und die Blutfettwerte befinden sich ebenfalls in bedrohlicher Höhe. Metabolisches Syndrom nennt man das. Eine Quelle dieser gefährlichen Symptome ist das Fett am Bauch.
Bei bauchbetontem Übergewicht sollten deshalb weitere Abklärungen stattfinden, wobei die Cholesterinwerte eine wichtige Bedeutung haben. Das Bauchfett unterscheidet sich nämlich von den Fettpolstern in anderen Körperregionen. Die Fettzellen im Innern des Bauchraumes sondern Entzündungsstoffe ab, die als Erstes den Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen, dann den Fettstoffwechsel. Damit eng verbunden ist das Cholesterin.
Der Organismus braucht Cholesterin
Das Cholesterin erfüllt eine wichtige Rolle im menschlichen Organismus. Es ist Bestandteil der Zellen, Ausgangsstoff für verschiedene Hormone, Mitspieler bei der Bildung von Vitamin D und Grundbaustoff der Gallensäuren, die für die Fettverdauung benötigt werden. Cholesterin ist also lebensnotwendig. Aber - und da kommt die Ernährung ins Spiel - der Körper produziert die 1000 bis 2000 mg Cholesterin, die er täglich braucht, weitgehend selbst. Dies geschieht zu 80 Prozent in der Leber, die das Cholesterin direkt aus gesättigten Fettsäuren tierischer Nahrung herstellt.
Nur 20 Prozent des Cholesterins stammen aus cholesterinhaltigen Lebensmitteln. Dies erklärt, weshalb es nicht viel bringt, cholesterinhaltige Speisen zu meiden. Eine viel grössere Rolle spielt die generell zu kalorien- und fetthaltige Ernährung, die dazu führen kann, dass der Fett- und Cholesterinstoffwechsel entgleist. Achten Sie darauf, dass Sie mehr pflanzliche und weniger tierische Fette essen.
Das «schlechte» und das «gute» Cholesterin
Um dies zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, wie die Fette im Körper verarbeitet werden. Sobald sie aus dem Darm ins Blut gelangt sind, werden sie zu den verschiedenen Organen transportiert, wo sie als Bausteine für die Zellen dienen. Was dort nicht benötigt wird, wird als Energiereserve ins Fettgewebe eingelagert.
Sowohl Fette wie auch das Cholesterin sind nicht wasserlöslich. Damit sie im Blut ‹schwimmen›, verpackt der Körper das Cholesterin in eine Hülle aus Fetten und Eiweissen, Lipoproteine genannt. Von diesen Lipoproteinen gibt es zwei Formen, die von Bedeutung sind. Die Lipoproteine mit niedriger Dichte (LDL = low density lipoprotein) transportieren das Cholesterin von der Leber zu den Organen. Gibt es zu viel davon, lagert sich das LDL an den Gefässwänden ab, es kommt zur «Verkalkung» der Arterien. Die Folgen sind schwerwiegend.
Die Ablagerungen versteifen die Gefässwände. Der Blutdruck steigt. Es kommt zu Durchblutungsstörungen und koronaren Herzkrankheiten. Im Extremfall verschliesst ein LDL-Pfropfen ein Gefäss ganz, was zu einem Herzinfarkt oder zu einem Hirnschlag führt. Wegen dieser gefährlichen Folgen spricht man beim LDL auch vom «schlechten Cholesterin». Anders die Lipoproteine mit hoher Dichte (HDL = high density lipoprotein). Sie transportieren überschüssiges Cholesterin zur Leber, wo es abgebaut und über den Darm ausgeschieden wird. Weil HDL auch die Ablagerung von Cholesterin an den Gefässwänden hemmt, nennt man es das «gute» Cholesterin.
Gesunde Ernährung: Kampf dem Bauchfett
Das Gefährliche an hohen Cholesterinwerten ist, dass man sie nicht spürt. Sie gelten jedoch als Risikofaktor für Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, sagen Experten. Sie raten daher zu einer regelmässigen vorsorglichen Überprüfung der Cholesterinwerte.
Für ein Blutlipidprofil braucht es lediglich einen Tropfen Blut. Es kann jederzeit in der Apotheke durchgeführt werden. Bei zu hohen LDL-Werten braucht es weitere Abklärungen. Je nach Situation und individueller Risikosituation werden Medikamente zur Cholesterinsenkung verschrieben. In jedem Fall sollte die Lebensführung angepasst werden.
Eine fettarme, ausgewogene, obst- und gemüsereiche Ernährung hilft, Übergewicht abzubauen. Bereits ein paar Zentimeter weniger Bauchumfang reduzieren das Risiko für Gefässerkrankungen, Bluthochdruck und Diabetes messbar. Der Einsatz lohnt sich also auch dann, wenn man von den Idealwerten von den 94 Zentimetern für Männer und den 80 Zentimetern für Frauen noch ein Stück entfernt ist.
Bewegung fördert das «gute» Cholesterin
Es ist überdies bekannt, dass jede sportliche Aktivität das gute HDL-Cholesterin ansteigen lässt. Bewegung hilft somit nicht nur, das Gewicht zu reduzieren und zu halten, sie trägt auch wesentlich dazu bei, eventuell bereits vorhandene Gefässablagerungen abzutragen und dadurch das Risiko für Herzinfarkt und Hirnschlag zu mindern.
Mindestens dreissig Minuten Bewegung täglich sollten es sein. Am besten baut man sie in den Alltag ein, indem man zum Beispiel zu Fuss zur Arbeit oder zum Einkaufen geht, konsequent die Treppe hochsteigt, statt auf den Liftknopf zu drücken, und kurze Strecken prinzipiell auf Schusters Rappen hinter sich bringt. Und warum sich nicht zwei oder drei Mal pro Woche mit Freunden treffen für eine Plauschrunde Tischtennis oder Jogging ums Quartier? Wichtig ist, dass es Spass macht, denn nur so bleibt man dran.