Gicht

Ratgeber / Gesundheit

Gicht: Zu viel Harnsäure im Blut

26.09.2022 / von 

Seit der Antike ist Gicht als Wohlstandskrankheit jener bekannt, die täglich Fleisch und Alkohol zu sich nehmen. Neben der Ernährung spielen bei dieser Stoffwechselstörung insbesondere die Genetik, die allgemeine Gesundheit und das Körpergewicht eine wichtige Rolle.

Heftige Schmerzen, eingeschränkte Mobilität, Schwellung und Rötung sowie Druckempfindlichkeit an einem Gelenk – ein Gichtanfall ist äusserst unangenehm. Die akute Gicht zählt zu den schmerzhaftesten Formen von Rheuma und ist heutzutage auch in der Schweiz weitverbreitet. Sie entwickelt sich über längere Zeit aus einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut. Die Normalwerte für Harnsäure im Blut sind abhängig von Alter und Geschlecht. Bei Werten von mehr als 6 mg Harnsäure pro Deziliter Blut können sich Kristalle bilden, die im Blut zirkulieren und sich in Gelenken und Weichteilen ablagern. Kältere Regionen des Körpers sind das ideale Milieu für eine Kristallbildung. Folglich trifft ein Gichtanfall Gelenke der Extremitäten (Arme und Beine), die weit vom Herzen entfernt sind – etwa beim grossen Zeh oder den Fingern. Der starke Schmerz entsteht durch die Reibung der spitzen Kristalle an den Schleimbeuteln der Gelenke. Ohne Behandlung entwickelt sich daraus eine chronische Gicht, die zahlreiche Gelenke gleichzeitig schädigen und unschöne Gichtknoten bilden kann.

Harnsäure, Fleisch und Alkohol

Durch eine gesteigerte Bildung oder durch eine verminderte Ausscheidung von Harnsäure kommt es zu einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut, im Fachjargon spricht man von einer Hyperurikämie. Bei einem Grossteil der Gicht-Betroffenen ist sie auf eine erbliche Veranlagung zurückzuführen. Harnsäure wird zu 75 Prozent über die Nieren ausgeschieden, sind diese durch Krankheiten wie Diabetes oder die Einnahme von Medikamenten belastet, fördert das eine Entstehung der Stoffwechselkrankheit. Weshalb es letztlich oft zu einem Gichtanfall kommt, liegt an einem erhöhten Konsum von Fleisch und Alkohol. Ein Anfall ereignet sich meistens in der Nacht nach einem üppigen Abendessen. Grund dafür sind sogenannte Purine, das sind die Bausteine der DNA. Der DNA-Strang, der damit gebildet wird, enthält die Erbinformationen. Sie sind im Kern jeder Zelle vorhanden und werden über den Verzehr von Fleisch und Fisch in hohen Mengen zugeführt. Gelangen Purine über die Ernährung und durch die Verdauung in die menschliche Blutbahn, werden sie in Harnsäure umgewandelt, was deren Spiegel ansteigen lässt und die Gicht fördert. Alkohol beschleunigt den Abbau von Purinen zu Harnsäure und vermindert gleichzeitig die Ausscheidung von Harnsäure in den Nieren, weshalb eine Kombination mit hohem Fleisch- oder Fischkonsum oft der endgültige Auslöser eines Gichtanfalls ist.

Deutlich mehr Männer als Frauen betroffen

80 Prozent der Gichtbetroffenen sind männlich. Der erste Anfall ereignet sich meist ab dem 40. Lebensjahr. Frauen sind durch Östrogen besser geschützt, das Hormon fördert die Ausscheidung der Harnsäure. Entsprechend erleiden sie den ersten Anfall durchschnittlich ab dem 60. Lebensjahr, wenn aufgrund der Wechseljahre der Östrogenspiegel sinkt. Zudem essen Männer gemäss Studien rund doppelt so viel Fleisch wie Frauen und sind die grösseren Bierliebhaber – Bier enthält mehr Purine als beispielsweise Wein (siehe Box). Grundsätzlich steigt die Wahrscheinlichkeit, an Gicht zu erkranken, bei allen Menschen mit zunehmendem Alter.

Vorsicht bei Bier

Zwei Gläser Bier täglich erhöhen bei Gichtkranken und anfälligen Personen das Risiko, einen Gichtanfall zu erleiden um 200 Prozent. Das gilt auch für alkoholfreies Bier. Grund dafür ist das Purin in der Hefe, die bei der Bierherstellung den Gärprozess in Gang setzt. Wein hat dagegen weniger schlimme Auswirkungen: Bei Männern sollte der tägliche Konsum bei maximal zwei Gläsern liegen, Frauen können sich ein Glas gönnen, ohne das Gichtrisiko merklich zu erhöhen.

Gicht behandeln

Bei einer akuten Gicht kommen in erster Linie schmerzlindernde und entzündungshemmende Mittel in Form von Tabletten oder Salben zum Einsatz. Aus der Alternativmedizin bewähren sich Wickel. Während bei einer akuten Gichtkalte Umschläge lindernd wirken, werden bei einer chronischen Erkrankung warme Auf­lagen empfohlen. Ebenfalls unterstützend sind Tee­mischungen von Heilpflanzen, die eine harn­treibende, ausschwemmende und entzündungshemmende Wirkung entfalten, wie Ackerschachtelhalm, Birke, Brennnessel, Goldrute, Kamille und Scharfgarbe. Chronische Gicht wird mit Medi­kamenten behandelt, welche die Bildung von Harnsäure vermindern, sogenannten Urikostatika. Sie werden ärztlich verordnet und müssen täglich eingenommen werden.

Gicht rechtzeitig erkennen

Bei Personen mit Gicht-Betroffenen im engen Familienkreis ist eine regelmässige Harnsäuremessung ratsam, etwa bei der Routineuntersuchung durch die Hausärztin oder den Hausarzt. Sind die Werte über dem Durchschnitt, ist die Einnahme von Urikostatika angezeigt. Die Therapie selbst reicht nicht aus, parallel dazu sind eine Ernährungsumstellung und Alkoholverzicht notwendig. Menschen, die erblich nicht vorbelastet sind, können der Gicht mit Bewegung, einer purinarmen Ernährung (siehe Box), einer hohen Flüssigkeitszufuhr durch Wasser oder ungesüssten Tee und Normalgewicht vorbeugen. Auch in ihrem Fall ist eine regelmässige Messung des Harnsäurespiegels sinnvoll. Die Fachpersonen in der Drogerie und Apotheke beraten Sie gerne individuell.

Ernährungstipps

Positiv:

Milch und Milchprodukte von Kuh, Schaf oder Ziege

Eier

Nüsse

Margarine

Pflanzenöle

Tofu

Gemüse und Salat

Wasser

Kräutertee

Frische Früchte enthalten Fruchtzucker, aber gleichzeitig wertvolle Nährstoffe. Täglich zwei Portionen Obst (300 g) genügen. Ideal sind alle Arten von Beeren.

Negativ:

Fleisch:

  • Muskelfleisch
  • Wurstwaren
  • Fleischbouillon
  • Sulze
  • Innereien von Schwein, Rind oder Kalb

Fisch und Meeresfrüchte

Getränke mit Zucker oder hohem Fruchtzuckergehalt:

  • Softdrinks
  • Limonaden
  • Fruchtsäfte
  • Obst-Smoothies

Dörrfrüchte

Alkohol (Bier)