Burn-out

Ratgeber / Gesundheit

Burn-out-Syndrom: Wenn Körper und Geist blockieren

25.09.2023 / von 

Ein Burn-out entwickelt sich langsam und in mehreren Phasen. Wer erste Symptome nicht wahrnimmt und in einen tiefen Erschöpfungs­zustand gerät, braucht Monate oder Jahre, um sich davon zu erholen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Burn-out als ein Syndrom, das durch chronischen Stress am Arbeitsplatz oder auch im Familien­alltag entsteht, der nicht erfolgreich bewältigt wurde. Was technisch klingt, hat für Betroffene konkrete und weitreichende Folgen: Sie sind mental, emotional, sozial, körperlich erschöpft und häufig nicht mehr in der Lage, ihre Arbeit auszuüben. Dabei trifft das Burn-out oft Personen, denen der Beruf sehr wichtig ist. «Viele davon denken zu wenig an die eigene Erholung», erklärt Thomas Cremer, eidg. dipl. Drogist und Drogerie-Inhaber. «Nimmt die Arbeitsbelastung zu, steigern Betroffene ihren Einsatz und reduzieren Erholungszeit sowie soziale Kontakte. Dadurch sinkt mit der Zeit ihre Leistungsfähigkeit, was sie durch noch mehr Leistung zu kompensieren versuchen. So setzen sie eine Negativspirale in Gang, bei der Betroffene immer mehr ausbrennen.»

Burn-out kann alle treffen

Neben Persönlichkeitsmerkmalen tragen immer auch belastende Faktoren am Arbeitsplatz zur Entstehung eines Burn-outs bei. «Die heutige Arbeitswelt ist von hohem Leistungsdruck geprägt», so der Experte. Ein erhöhtes Risiko hätten Personen in Berufen und Funktionen, die eine hohe Verantwortung tragen oder bei denen äussere Zwänge eine wichtige Rolle spielen: etwa Kaderleute oder Mitarbeitende in sozialen Berufen. Aber auch Eltern, die ihre Verantwortung perfekt erfüllen möchten, können ein Burn-out entwickeln.

Erste Anzeichen werden oft ignoriert

Leider nehmen viele Betroffene frühe Symptome wie Schlaflosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Gereiztheit oder Energielosigkeit nicht ernst. «Oft fehlt dann die Energie für alltägliche Aufgaben, die Motivation nimmt ab, die Hoffnungslosigkeit zu. Betroffene fühlen sich überfordert und entwickeln negative Gefühle wie Frust oder Aggression», schildert Thomas Cremer. Hinzu kommen Beschwerden wie Müdigkeit, Migräne, Verdauungs- und Schlafprobleme, Schwindel, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Probleme.

Professionelle Hilfe bei Burn-out

Wer an diesem Punkt angekommen ist, braucht professionelle Unterstützung. In einer Psychotherapie geht es darum, zu analysieren, warum das Burn-out entstanden ist, um daraus Lösungsstrategien für die Zukunft zu entwickeln (siehe Interview). Manchmal ist auch eine stationäre Behandlung notwendig. Nach der Therapie kehren nicht alle Betroffenen an ihren alten Arbeitsplatz zurück. Manche geben Verantwortung ab und steigen auf einer tieferen Hierarchiestufe wieder ein, andere wiederum gehen beruflich neue Wege. So gesehen, kann die Krise auch eine Chance für einen neuen Lebensabschnitt sein.

Unterstützung aus der Natur

In der Drogerie oder Apotheke finden sich viele Produkte, welche die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit unterstützen. Die in Tablettenform angebotene Rosenwurz sowie die Spagyrik-Essenzen Engelwurz, Taigawurzel und Cocculus können Stresstoleranz und Leistungsfähigkeit erhöhen und ausserdem helfen, Müdigkeit, Erschöpfung oder Reizbarkeit kurzfristig zu bewältigen. «Aber nur, bevor es zu einem Burn-out kommt», betont der erfahrene Drogist. Die Rosenwurz stabilisiert das Nervensystem, während die Engelwurz nervenstärkend und aufbauend wirkt und Energie verleiht. Taiga wiederum gilt als «Managerpflanze». Sie wirkt adaptogen, das heisst, sie unterstützt Menschen dabei, sich an stressige Situationen anzupassen. Die nervenstärkende und vegetativ ausgleichende Cocculus-Pflanze eignet sich für erschöpfte, sich sorgende Personen.

«Spagyrische Essenzen können individuell zusammengemischt werden. Wir beraten die Kundschaft dazu individuell und gehen auf ihre Wünsche und Bedürfnisse ein», erklärt Thomas Cremer. Die Kund*innen erhalten einen praktischen Spray, den sie dreimal täglich direkt in der Mundhöhle anwenden. «Je nach Situation kombiniere ich einen Basisspray – der länger eingenommen wird – mit einem Akutspray für kritische Situationen», so der Drogist. Wer den Energiehaushalt optimieren möchte, kann auf Schüssler Salze zurückgreifen. Zum Beispiel auf das Energietrio mit den Salzen 3, 5 und 7. Salz Nummer 3 verleiht Energie am Morgen, Nummer 5 unterstützt während des Tages die Nerven und Nummer 7 hilft abends und während der Nacht bei der Entspannung und Regeneration. Die Fachpersonen beraten Sie dazu gerne.

Vorbeugung

  • Bei der Arbeit Grenzen setzen und ausreichend Platz für die Freizeit einplanen.
  • Um leistungsfähig zu bleiben, braucht es ausreichend Zeit für Pausen, Ruhe und Reflexion.
  • Beziehungen zu Familie und Freunden pflegen.
  • Aktivitäten notieren, die einem Energie spenden, und die Liste als «Ressourcen-Pool» in herausfordernden Zeiten nutzen. Wichtig: Vor allem in stressigen Phasen sollte es Platz für Hobbys und Auszeiten geben.
  • Bewegung an der frischen Luft: Schon drei Spaziergänge pro Woche à 30 Minuten wirken positiv auf das Gemüt.
  • Atemtechniken ausprobieren, zum

    Beispiel mit der 4-bis-6-Methode: beim

    Einatmen langsam bis vier und beim Ausatmen bis sechs zählen und einige Male wiederholen.
Stephan Scherrer
Betroffene brauchen Verständnis von allen Seiten.

Stephan Scherrer

Psychologe, Coach, Dozent, Psychotherapeut und Supervisor

Sind manche Menschen stärker Burn-out-gefährdet als andere?

Je nach Umstand kann jeder Mensch in einen Burn-out-Prozess geraten. Die Betroffenen sind in der Regel gute, pflichtbewusste Mitarbeitende. Bei einem Burn-out ist aber immer auch der Kontext, also die Organisation, in der jemand arbeitet, ausschlaggebend. Auslastung, Kommunikation und Arbeitsklima sind wichtige Faktoren, mit denen die Arbeitgeber einen grossen Einfluss auf das Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden haben.

Wie erkennt man selbst, dass man gefährdet ist?

Ein gutes Kriterium ist die Erholungsfähigkeit: Arbeitet man am Wochenende gedanklich weiter oder findet man selbst in den Ferien keine Ruhepause, sind das Alarmzeichen. Daneben gibt es viele individuelle Symptome wie Schlafstörungen, Ängste, Antriebslosigkeit oder Schmerzen.

Wie reagiert das Umfeld im Idealfall, wenn es merkt, dass jemand in eine Erschöpfung gerät?

Man soll es unbedingt und wenn nötig immer wieder ansprechen. Denn oft erklären Betroffene zunächst, dass alles gut sei. Sie brauchen selbst Zeit, um zu realisieren, dass es ihnen nicht gut geht.

Welche Unterstützung benötigen Betroffene, um gesund zu werden?

Sie brauchen Verständnis von allen Seiten und unbedingt professionelle Hilfe. Neben einer Psychotherapie braucht es auch eine Hausärztin oder einen Hausarzt für medizinische Abklärungen.

Wie kann Psychotherapie den Betroffenen helfen?

In der Psychotherapie geht es in erster Linie um Selbsterkenntnis. Ebenso wird geklärt, wie das Umfeld – ob im beruflichen oder im privaten Rahmen – dazu beigetragen hat, dass die oder der Betroffene in diese Lage gekommen ist. Im nächsten Schritt geht es darum, neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln und diese im Alltag anzuwenden. So erlernen Betroffene neue Verhaltensweisen. Für eine vollständige Genesung braucht es vor allem Geduld.