Stress

Ratgeber / Gesundheit

Den Widerständen trotzen

26.08.2024 / von 

Nach den Sommerferien kehrt der Alltag zurück – und mit ihm eine Menge Verpflichtungen, Zeitdruck und Informationsüberflutung. Einfache Strategien und ein gesunder Lebensstil können helfen, die eigene Stressresistenz zu erhöhen.

Stellen Sie sich für einen Moment vor, Sie leben in der Steinzeit. Während Sie nichts Böses ahnend durch hohe Wiesen streifen, um ein paar Beeren zu pflücken, vernehmen Sie plötzlich ein Rascheln aus dem Gebüsch. Als Sie kurz darauf ein bedrohliches Fauchen wahrnehmen, besteht kein Zweifel mehr: ein Säbelzahntiger! Sofort spüren Sie, wie das Herz rast, wie die Muskeln mit Blut und Sauerstoff versorgt und Ihre Sinne geschärft werden. Sie sind in diesem Augenblick geistig und körperlich voll präsent – und genau diese Reaktion ermöglicht es Ihnen, schnell zu entscheiden, ob Sie kämpfen oder fliehen sollen, um zu überleben.

Guter Stress, schlechter Stress

Stress war in der Steinzeit also überlebenswichtig. Zähnefletschende Säbelzahntiger gibt es heute zum Glück zwar nicht mehr, dennoch greift unser Körper in vermeintlich bedrohlichen Situationen auf die sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion zurück. Ermöglicht wird diese durch die Freisetzung von Hormonen wie Kortisol und Adrenalin. Was wir heute als Stress bezeichnen, ist somit nichts anderes als eine natürliche Reaktion des Körpers auf herausfordernde Situationen. In moderaten Mengen fungiert Stress durchaus als nützlicher Antrieb, der dabei hilft, auf Herausforderungen zu reagieren und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Diese Art von Stress wird als «positiver Stress» bezeichnet. Zum Problem wird Stress erst, wenn er anhaltend ist. Wenn Körper und Geist also nicht nur in besonderen Situationen, sondern regelmässig «am Anschlag» laufen. Ist dies der Fall, kann Stress zu gesundheitlichen Problemen wie etwa Bluthochdruck, Schlaflosigkeit oder einem geschwächten Immunsystem führen.

Resilienz ist der Schlüssel

Die gute Nachricht: Wir müssen eine stressbedingte Überforderung nicht einfach so hinnehmen. Dabei kommt die Resilienz ins Spiel: Die Widerstandsfähigkeit hilft uns, Herausforderungen flexibel zu begegnen, uns von Rückschlägen schneller zu erholen – und im Idealfall sogar gestärkt daraus hervorzugehen.

Wie aber lässt sich die Resilienz fördern und erhöhen? Dazu gibt es ganz viele Strategien und Möglichkeiten. Eine effektive Methode sind zum Beispiel Achtsamkeitsübungen. Sie unterstützen uns dabei, im Hier und Jetzt zu leben und stressige Gedanken oder Gefühle besser zu managen. Um Achtsamkeit zu praktizieren, muss man kein dreiwöchiges Meditations-Retreat auf Bali absolvieren. In Online-Videos oder Podcasts finden sich zahlreiche Anleitungen zu Atemübungen oder geführten Meditationen, die sich einfach und ohne besondere Vorkenntnisse in den Alltag einbauen lassen.

Auf die (Nacht-)Ruhe kommt es an

Ein weiteres Thema, dem man nicht genug Aufmerksamkeit schenken kann, ist der Schlaf. Die nächtliche Ruhephase erlaubt es Körper und Geist, sich zu erholen und zu regenerieren. In der Nacht verarbeitet das Gehirn die Erlebnisse des Tages, was für emotionale Stabilität und Gedächtnisbildung entscheidend ist. Zudem reguliert ausreichender Schlaf wichtige Hormone – einschliesslich derer, die Stressreaktionen steuern. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Mangelnder oder schlechter Schlaf kann zu erhöhter Reizbarkeit, Konzentrationsmangel und Schwierigkeiten bei der Stressbewältigung führen.

An der Resilienz können wir nicht nur in der Nacht, sondern auch tagsüber arbeiten. Je gesünder der Lebensstil, desto weniger stressanfällig ist man. Bestimmte Nahrungsmittel wie Fisch, Nüsse und grünes Blattgemüse sind reich an Omega-3-Fettsäuren und Magnesium und können dabei helfen, die Stressreaktionen des Körpers zu modulieren. Auf zuckerreiche, stark verarbeitete Lebensmittel sollte hingegen möglichst verzichtet werden: Diese belasten den Körper und können die Stressreaktion verschlimmern. Zudem empfiehlt es sich, abends auf Rohkost zu verzichten, denn unverarbeitetes Gemüse oder Früchte sind oft schwerer zu verdauen, was die Schlafqualität ebenfalls beinträchtigen kann.

Abendroutine

• Trinken Sie vor dem Schlafengehen einen beruhigenden Tee, wie z.B. den Abendgruss-Tee von Naturage mit Eisenkraut, Zitronenmelisse, Lavendel und Rosmarin.

• Verwenden Sie Aromaöle wie Lavendel in einer Duftlampe, um zu Hause eine entspannte Atmosphäre zu schaffen.

• Schalten Sie Handy oder andere Bild- schirme mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen aus.

• Abendrituale wie Lesen oder leichte Dehnübungen helfen, Körper und Geist auf den Schlaf vorzubereiten.

Raus an die frische Luft

Neben gesunder Ernährung und genügend Schlaf gehört Bewegung zu den wichtigsten Faktoren zur Förderung unserer Abwehrkräfte. Mit regelmässigen körperlichen Aktivitäten lassen sich Stress ab- und das allgemeine Wohlbefinden aufbauen.

Darüber hinaus hat unser soziales Umfeld einen Einfluss, ob wir uns im Alltag eher gestresst oder entspannt fühlen. Gerade in intensiven Zeiten können Freunde, Kolleginnen und Familienmitglieder wichtige Stützen sein. Dass zwischenmenschliche Beziehungen andererseits auch Auslöser für Stress sein können, ist klar. Umso wichtiger ist es, dass man vorhandene Konflikte nicht in sich hineinfrisst, sondern möglichst aktiv und offen angeht. Kombinieren Sie das klärende Gespräch doch mit einem Spaziergang an der frischen Luft. Keine Sorge: Einem zähnefletschenden Säbelzahntiger werden Sie dabei mit Sicherheit nicht begegnen.

Mental Load: Ständig an alles denken

Was gibt es heute Abend zum Znacht? Wann ist der nächste Arzttermin für das Kind fällig? Wissen die Nachbarn Bescheid, dass wir nächste Woche in den Ferien sind? Welches Geschenk bekommt das Grosi zum Geburtstag? Diese scheinbar kleinen organisatorischen Aufgaben im Alltag werden als Mental Load (geistige Last) bezeichnet und können eine Menge Energie fressen. Mental Load umfasst das Mitdenken, Erinnern, Planen, Organisieren und Synchronisieren des Alltags einer Familie und spielt sich meist in Dauerschleife im Kopf ab. Von diesem Phänomen sind vor allem Frauen betroffen, die neben ihren beruflichen Verpflichtungen auch die Hauptlast der Haushalts- und Familienorganisation tragen. Um Mental Load vorzubeugen, hilft es, Kinder- und Haushaltsarbeit fair aufzuteilen, Verantwortung abzugeben und einen bewussten Ausgleich zu schaffen.

Urs Wyss
Neben einer ausgewogenen Ernährung können auch Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein.

Urs Wyss

Eidg. dipl. Drogist und Geschäftsinhaber

Wie können wir Stress im Alltag vorbeugen?

Atemübungen, Meditationen oder Musik mit ruhigem Takt können helfen, den Geist zu beruhigen. Auch körperliche Aktivitäten wie Spaziergänge, Yoga oder Sport sind effektive Methoden, um Stress abzubauen. Sehr wichtig ist auch, dass man sich bewusst medienfreie Zeit einplant.

Stress gehört zu den weitverbreiteten Leiden der Bevölkerung. War das schon immer so?

Gestresste Leute gab es auch vor 30 Jahren, aber heute stelle ich gerade bei Jüngeren eine Zunahme fest. Ein Faktor ist sicher der Leistungsdruck, der zugenommen hat. Auch die Digitalisierung und die damit verbundene Informationsflut können überwältigend sein. Zudem tragen globale Probleme wie Klimawandel oder Kriege zum Stressniveau bei. Wer zudem abends vor dem Einschlafen noch lange ins Handy starrt, kann nie richtig abschalten.

Schön und gut, aber wer einen Job hat, Kinder grosszieht und daneben noch den Haushalt erledigen muss, hat kaum Zeit für Yoga und regelmässige Meditationsübungen.

Viele Menschen geben ständig Vollgas – bis sie plötzlich nicht mehr können. Wir alle sollten lernen, Prioritäten zu setzen und Aufgaben realistisch zu planen. Ganz wichtig ist auch, dass man bewusst Pausen und Entspannungsinseln einplant. Ein 15-minütiger Spaziergang kann schon viel bewirken.

Welche Vitamine und Mineralstoffe empfehlen Sie, um die eigene Resilienz zu stärken?

Neben einer ausgewogenen Ernährung können auch Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein. Während Omega-3-Fettsäuren Entzündungen reduzieren und die Gehirngesundheit fördern, helfen Magnesium, Vitamin B oder Gelée Royale bei der Regulierung des Nervensystems und als Energielieferant. Bei uns in der Drogerie empfehlen wir den Kundinnen und Kunden gerne Spagyrik-Sprays mit ausgleichenden Tinkturmischungen oder diverse Multivitamin-Präparate.