Gerüche können eine gemütliche Atmosphäre schaffen, besonders in der Vorweihnachtszeit. Sie haben aber auch eine Wirkung auf unsere körperliche Gesundheit und das Wohlbefinden.
Der Duft von frisch gebackenen Weihnachtsguetzli – und schon steht man als Kind in Grossmutters Küche beim genussvollen Naschen: Gerüche können in Windeseile Erinnerungen wachrufen und Emotionen auslösen. Dies kommt daher, dass das Geruchszentrum im sogenannten limbischen System, dem Gefühlszentrum unseres Gehirns, liegt. Jeder Mensch hat dort eine Art persönliche Datenbank, in der Düfte mit positiven oder negativen Erfahrungen verbunden sind. Ein bestimmter Geruch kann somit unmittelbar eine gewisse Stimmung erzeugen.
Naturmedizin zum Einatmen
Düfte haben aber nicht nur einen individuell unterschiedlichen Einfluss auf unseren Gemütszustand, sie lösen auch eine direkte körperliche Reaktion aus. Beim Einatmen leiten die Rezeptoren der Nasen- und Rachenschleimhaut Signale an spezifische Areale im Gehirn. Dort werden über das Nervensystem Impulse freigesetzt, die wiederum physische Folgen hervorrufen. Diese schnelle Auswirkung sowohl auf die Psyche als auch auf den Körper macht sich die Aromatherapie zunutze, deren Tradition bis in die Hochkulturen des alten Ägyptens, Chinas und Indiens zurückreicht. Sie stellt ein Teilgebiet der Pflanzenheilkunde dar, bei dem die Inhaltsstoffe über den Geruchssinn aufgenommen werden. Die Aromatherapie setzt somit gezielt Düfte ein zur unterstützenden Behandlung von Krankheiten und zur Verbesserung des Wohlbefindens.
Die Kraft der ätherischen Öle
Ätherische Öle gewinnt man mittels Kaltpressung oder Wasserdampfdestillation aus Pflanzen oder Pflanzenteilen wie Blättern, Blüten, Wurzeln, Harz oder Rinde. Zur Herstellung von reinen, hochwertigen und für therapeutische Zwecke geeigneten Produkten sind grosse Materialmengen gefragt – für ein Kilogramm Rosenöl, eines der teuersten und wertvollsten ätherischen Öle, braucht es rund vier Tonnen Rosenblätter.
Auch wenn die Wahrnehmung der Düfte individuell variiert, gibt es dennoch eine gewisse Allgemeingültigkeit, welchen Effekt sie auf Körper, Geist und Psyche haben. So hilft beispielsweise ätherisches Fenchelöl bei Verdauungsbeschwerden, Kamille ist krampflindernd und Salbei entzündungshemmend. Rosmarin wird eine vitalisierende Wirkung zugeschrieben und Eisenkraut eine anregende. Orangenblüten dagegen beruhigen und gleichen aus, Geranienöl entspannt und schafft Harmonie. Sucht man Erfrischung, greift man beispielsweise zu Zitronengras, und zur Stimmungsaufhellung wird unter anderem Limettenöl empfohlen.
Vielfältig einsetzbar
In der Aromatherapie kommen häufig Hautanwendungen zum Einsatz. Dazu bieten sich mit ätherischen Ölen angereicherte Bodylotions, Massage-Körperöle, Kompressen oder Badezusätze an. Für medizinische Behandlungen greift man oft zu Inhalationen, sei es mittels Verneblern oder der altbewährten Kochtopf-Wasserdampf-Methode, aber auch Riechstifte und Aufgüsse in der Sauna haben sich bewährt. Insbesondere für einen Effekt auf das Wohlbefinden sind Raumsprays oder Duftlampen beliebt.
Wichtig ist, dass man ätherische Öle nur sparsam einsetzt, da es sich um hoch konzentrierte Produkte handelt. Die Palette an Düften, die Wirkungsbandbreite der einzelnen Pflanzen und somit auch die Einsatz- und Therapiemöglichkeiten sind sehr gross. Eine fachkundige Beratung in Ihrer Drogerie oder Apotheke kann bei der richtigen Auswahl helfen, am besten kombiniert mit einem Proberiechen.
Do-It-Yourself: Lavendel-Kissenspray
• 15 bis 20 ml Alkohol (mind. 80%) in ein 100-ml-Sprayfläschchen geben
• Rund 40 Tropfen ätherisches Lavendelöl beifügen
• Mit demineralisiertem Wasser auffüllen
Spezial-Tipp
Ein paar wenige Tropfen Orangenöl ergeben eine wunderbare Duftmischung und verstärken den Entspannungseffekt.
Philipp Meyer
Dipl. Drogist HF, Inhaber einer Drogerie in Langenthal
Welche Aromaöle sind in der Vorweihnachtszeit besonders gefragt?
Für eine wohlige Adventsstimmung sind dies vor allem Gebäckdüfte wie Sternanis, Kardamom oder Lebkuchen. Auch Mischungen mit Zimt, Vanille und Orange sind sehr populär.
Winterzeit ist oft auch Erkältungszeit. Inwiefern kommen ätherische Öle hier zum Einsatz?
Entzündungshemmende und schleimlösende Heilpflanzen mit einem hohen Gehalt an ätherischem Öl kommen in sehr vielen pflanzlichen Heilmitteln gegen Erkältungen vor; so etwa in Erkältungssalben, Kapseln oder in Hustentropfen. Teebaumöl zum Beispiel hat eine antibakterielle und antivirale Wirkung, Thymian hilft gegen Husten und Eukalyptus befreit die Atemwege.
Wie wendet man sie am besten an?
Am effizientesten sind Inhalationen. Oder man bereitet ein Erkältungsbad zu. Dafür löst man wenige Tropfen ätherisches Öl in etwas Milch oder neutralem Duschgel und gibt diese Mischung ins heisse Wasser.
Welche ätherischen Öle empfehlen Sie bei Winterblues?
Hier empfehle ich Zitrusdüfte: Sie sorgen für ein Glücksgefühl in der kalten und dunklen Jahreszeit. Ein Geheimtipp ist das eher unbekannte Grapefruitöl, das Niedergeschlagenheit und schlechte Gedanken bekämpft. Bei Symptomen wie emotionalem oder mentalem Stress eignen sich Lavendel und Melisse zum Herunterfahren.