In der «Schwitzstube» lässt es sich gut entspannen. Saunieren kann aber auch wesentlich zur Gesundheit beitragen – wenn man es richtig macht.
Es klingt kurios, entspricht aber einer Tatsache: In der Sauna sitzen und nichts tun ist Hochleistungssport. Unser Körper durchläuft dabei Ähnliches wie bei einem intensiven Kardiotraining. Im Gegensatz zur klassischen Ausdauereinheit trainiert das Saunieren vor allem unser Immunsystem. Das Geheimnis der Sauna liegt jedoch nicht in der Hitze, sondern darin, wie unser Körper diese interpretiert.
In der klassischen Sauna herrscht eine Temperatur von rund 90 Grad. Der Körper übernimmt diese Hitze – und glaubt, darin einen Fieberschub zu erkennen. Seine Reaktion: Er fährt umgehend das Immunsystem hoch. Beim Saunieren wird dem Körper also für kurze Zeit ein künstliches Fieber vorgegaukelt. Tut man dies regelmässig, aktiviert, trainiert und stärkt man die körpereigenen Abwehrkräfte. Die Kontinuität ist – genau wie beim Ausdauertraining – entscheidend.
Richtig schwitzen will gelernt sein
Gerade für Anfänger*innen ist der erste Saunabesuch meist herausfordernd. Doch der Körper gewöhnt sich schnell an die hohen Temperaturen und lernt, mit der Hitze umzugehen. Ist das Schwitzen erst einmal zur Routine geworden, profitiert der Organismus.
Ein wichtiger Aspekt ist die Befeuchtung des Nasen- und Rachenbereichs. Da sich Viren bei trockener Luft besser vermehren, hat der Saunagang kombiniert mit der hohen Luftfeuchtigkeit gerade in der Grippesaison viele Vorteile.
Auch bei leichten Erkältungssymptomen kann Saunieren die Genesung positiv beeinflussen – vorausgesetzt, man fühlt sich fit genug, um in die Sauna zu gehen. Dies einerseits, weil sich die Blutgefässe in der Hitze erweitern und auch die Atemwege, das Herz und die Haut dadurch besser durchblutet werden. Zudem weiten sich die Hautporen in der Hitze aus, wodurch die körperliche Entgiftung beschleunigt wird. Ein weiterer Faktor, der oft unterschätzt wird, ist die Entspannung. Stress macht uns deutlich krankheitsanfälliger. In der Sauna gibt es weder To-do-Listen noch Laptops oder Haushaltsarbeiten – man ist im Hier und Jetzt und davon profitiert nicht nur unser Körper, sondern auch der Geist.
Saunieren bringt gute Laune
Es braucht Überwindung, in ein 8 bis 14 Grad kaltes Becken zu steigen – vor allem wenn man gerade aus einer 90 Grad heissen Sauna kommt. Die abrupte Abkühlung hat eine faszinierende Wirkung auf das Hirn und damit auch auf die Psyche. Das Abtauchen ins Kaltwasserbecken löst einen Kälteschock aus. Dadurch wird blitzartig der Überlebensinstinkt geweckt. Das Hirn schlägt Alarm. In der Annahme, dass es gleich Schmerzen zu lindern gibt, werden Endorphine – auch Glückshormone genannt – ausgeschüttet. Zwar merkt der Körper im Kaltwasserbecken schnell, dass er sich nicht wirklich in Lebensgefahr befindet, die freigesetzten Endorphine entfalten dennoch ihre stimmungsfördernde Wirkung.
Der ideale Saunagang
Damit der gewünschte Effekt erzielt wird, sollten drei Saunagänge zwischen 8 und 15 Minuten anvisiert werden. Dazwischen sollte jeweils eine Pause von rund 30 Minuten eingelegt werden – denn solange dauert es in der Regel, bis das Blut einmal den kompletten Kreislauf durch den Körper durchlaufen hat. Diese Ruhe- und Abkühlungsphasen sind fester Bestandteil eines Saunagangs.
Was die Vorbereitung betrifft, ist es wie beim Schwimmen: Man sollte die Saunakabine nicht mit leerem, aber auch nicht mit zu vollem Magen betreten, sonst kann es einem in der Hitze schlecht werden.
Herz-Kreislauf-Patienten, Personen mit tiefem Blutdruck oder Menschen mit einem Herzschrittmacher sowie Schwangere sollten vor dem Gang in die Sauna zuerst die Hausärztin oder den Hausarzt konsultieren. Danach steht dem Besuch in der Schwitzhütte nichts mehr im Weg. Bereits ein einzelner Besuch, beispielsweise als Teil eines Wellnessaufenthalts, wirkt entspannend. Um von der vollen Wirkung der Sauna zu profitieren, lohnt es sich, ihr mindestens einmal pro Woche einen Besuch abzustatten.
Jennifer Stumpf
Ausgebildete Bademeisterin und Saunameisterin in der Therme Zurzach
Was ist das Besondere an Sauna-Aufgüssen?
Im Bereich der Aufgüsse gibt es ganz unterschiedliche Arten und Wirkungsweisen. In der Therme Zurzach arbeiten wir mit Eiskugeln, die mit ätherischen Ölen versetzt sind. Die Kugeln sind etwas kleiner als ein Handball und schmelzen während des rund 15-minütigen Saunagangs. Die ätherischen Öle – beispielsweise Eukalyptus oder Lavendel – werden freigesetzt und haben eine lösende Wirkung auf die Atemwege.
Wie gestalten Sie Ihre Aufgüsse?
Unser Aufgussplan ist sehr variantenreich. Die Aufgüsse können stimulierend oder meditativ sein. Persönlich mag ich entspannungsfördernde Aufgüsse. Am meisten gefällt mir, wie schnell selbst grössere Gruppen gemeinsam in einen tiefenentspannten Zustand gleiten.
Wie erholt man sich nach der Sauna?
Man verliert viel Wasser während des Saunierens, deshalb sollte man danach unbedingt genügend Flüssigkeit zu sich nehmen. Zudem stellt sich nach dem Saunagang meist eine gewisse Müdigkeit ein, weshalb man seinem Körper die nötige Ruhe geben sollte. Hektik ist dann fehl am Platz.
Welche Tipps haben Sie für Anfängerinnen und Anfänger?
Hören Sie auf Ihren Körper! Man spürt selbst am besten, wenn es einem zu viel wird. Es ist absolut keine Schande, wenn man die Sauna frühzeitig verlässt.
Mit welchem Saunaklischee würden Sie gerne aufräumen?
Sauna ist zwar Nacktkultur, Nacktheit ist aber kein Muss. Es ist erlaubt und absolut nicht verpönt, mit einem leichten Baumwolltuch, einem sogenannten Pestemal, die Sauna zu betreten.