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Ratgeber / Gesundheit

Wie funktionieren Allergien?

28.10.2019 / von 

Fünfzehn bis zwanzig Prozent der Bevölkerung haben allergisches Asthma, allergischen Schnupfen oder eine Kombination von beidem. Das gilt nicht nur für die Schweiz, das ist zunehmend auch in Mittelamerika oder Asien so. Die Vermutung liegt nahe, dass wegen der verbesserten Hygiene das menschliche Immunsystem nicht mehr unterscheiden kann zwischen Gut und Böse.

Allergien: Fehlerhafte Überreaktion

Es mag unappetitlich erscheinen, aber Hausstaubmilben gibt es überall. Kein Grund zur Aufregung. Und doch probt das Immunsystem bei vielen Menschen den Aufstand, wehrt sich mit zum Teil heftiger Reaktion gegen die vermeintliche Gefahr. Dasselbe gilt für Pollen, Nahrungsmittel, Tiere, Latex, Medikamente und Insektengifte.

Es sind dieselben Reaktionen, die ablaufen, wenn Krankheitserreger, wie Viren, Bakterien, Pilze oder Würmer und andere Parasiten, in den Organismus eindringen. In diesem Fall ist es für das Überleben notwendig, dass sofort Abwehrzellen zur Stelle sind, welche die Eindringlinge attackieren, sie daran hindern, sich auszubreiten, sie schwächen und spätestens nach ein paar Tagen eliminieren. Wenn sich diese Reaktion jedoch gegen Stoffe richtet, die keine Gefahr darstellen (Pollen) oder die gar lebensnotwendig sind (Lebensmittel, Medikamente), ist dies eine Überreaktion. Man nennt sie Allergie. Die allergieauslösenden Stoffe sind fast immer Eiweisse und heissen Allergene.

Der Sofort-Typ

Die häufigste Form der Allergie ist der Sofort-Typ, auch Typ I genannt. Verantwortlich dafür sind die Zellen des Immunsystems, die man  üblicherweise IgE-Antikörper, manchmal auch Immunglobulin E, nennt. Sobald die allergische Person mit einem Allergen in Berührung  kommt, sei es durch Hautkontakt, Einatmen oder Stich, treten die Abwehrreaktionen innerhalb von Minuten auf.

Entzündungsstoffe werden freigesetzt: Histamin ist für Juckreiz, Hautrötung, Quaddelbildung und die Kontraktion der Bronchien verantwortlich, Prostaglandine sind  beteiligt an der Entstehung von Entzündungsreaktionen, Schmerzen und Fieber. Eine solche Reaktion kann zum Beispiel ein Insektenstich hervorrufen.

Der Spät-Typ

Bei Allergien gegen Medikamente, Metalle (z.B. Nickel) und einfache Chemikalien (z.B. Duftstoffe in Parfums und Kosmetika) sind  andere Zellen des Immunsystems, die T-Lymphozyten, beteiligt. Die Reaktion erfolgt vorwiegend in und auf der Haut, wo sich die Metalle und chemischen Substanzen mit körpereigenen Eiweissen verbinden und erst so zum Allergen werden, dass die T-Lymphozyten sie als Fremdkörper identifizieren. Die allergische Reaktion erfolgt erst nach einigen Stunden, manchmal auch erst nach zwei oder drei Tagen. Daher die Bezeichnung Spät-Typ. Und weil sich die allergische Reaktion in erster Linie in Form von Hautausschlägen zeigt, nennt man sie auch allergische Kontaktdermatitis oder allergisches Kontaktekzem.

Alter schützt nicht vor Allergien

Die Ursachen allergischer Reaktionen sind nicht restlos geklärt. Bekannt ist, dass in Ländern mit hohem hygienischem Standard  Allergien häufiger vorkommen. Die Vermutung liegt nahe, dass das Immunsystem verlernt hat, zwischen gefährlichen und harmlosen Substanzen zu unterscheiden. Gesichert ist die Erkenntnis, dass in manchen Familien eine erbliche Veranlagung (Prädisposition) für  Allergien besteht. Wenn die Eltern Allergiker sind, ist das Risiko für die Kinder, ebenfalls Allergien zu entwickeln, erhöht. Eine  Prädisposition wird auch bei älteren Personen vermutet, die plötzlich allergische Reaktionen zeigen. Wahrscheinlich ist, dass sie die  Anlage zu allergischen Reaktionen bereits in sich getragen haben. Dann genügt ein Auslöser, wie eine Infektionserkrankung, ein neues  Medikament, möglicherweise auch seelische Belastungen, um der Allergie zum Durchbruch zu verhelfen.

Die Kreuzallergie

Manchmal greifen die IgE-Antikörper auch Stoffe an, die den Allergenen ähnlich sind. Dann spricht man von Kreuzallergie. Häufig ist sie zwischen Pollen und Nahrungsmitteln. Wer auf Birkenpollen allergisch reagiert, verträgt dann zum Beispiel auch keine Nüsse und keine  Äpfel. Wem Gräserpollen zu schaffen machen, der muss möglicherweise Erdnüsse, Kiwi und Sojaprodukte meiden. Fazit: Wenn immer möglich den allergieauslösenden Stoffen aus dem Weg gehen und das Immunsystem stärken, damit der Körper weniger stark auf sie reagiert.