Wer unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet, muss nicht auf Genuss verzichten. Eine Ernährungsexpertin vom aha! Allergiezentrum Schweiz verrät, wie kluge Planung und einfache Tricks den Familienalltag erleichtern.

Alexandra Heinemann
Projektleitung und Beratung Fachdienstleistungen aha! Allergiezentrum Schweiz
Ein Abendessen mit Freunden, ein spontaner Snack unterwegs oder ein Abenteuer im Ferienlager: Was für die meisten selbstverständlich ist, kann für Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten zu Stress und unangenehmen Situationen führen. Bei Zöliakie-Betroffenen gefährden schon kleinste Mengen Gluten die Darmgesundheit. Bei Laktoseintoleranz führt ein Enzymmangel zu Verdauungsproblemen nach Milchprodukten. Doch Vorsicht: Nicht jede Magen-Darm-Beschwerde nach dem Genuss von Milch oder Käse ist eine Laktoseintoleranz – diese lässt sich nur durch einen ärztlichen Test sicher diagnostizieren. Oft steckt eine Milcheiweissunverträglichkeit dahinter, die sich anders auswirkt: Während Menschen mit Laktoseintoleranz meist laktosefreie Milchprodukte vertragen, müssen Betroffene mit einer Milcheiweissunverträglichkeit oft ganz auf Kuhmilchprodukte verzichten.
Tipp 1: Stressfrei an die Geburtstagsfeier
Eine Einladung zum Abendessen oder zur Geburtstagsparty kann zur Herausforderung für betroffene Kinder und deren Eltern werden. «Ich empfehle, bereits bei der Einladung auf die Unverträglichkeit hinzuweisen», erklärt Alexandra Heimann. Bei der Auswahl der Gerichte müssen die Gastgeber nicht zwangsläufig aufwendige Spezialmenüs zusammenstellen. «Es gibt viele von Natur aus glutenfreie oder laktosefreie Lebensmittel, die auch sonst im Alltag verzehrt werden», so Heimann. «Betroffene können zudem anbieten, einen Beitrag zum Essen zu leisten, indem sie beispielsweise ein Dessert oder eine Grillbeilage mitbringen.» Dies komme bei Gastgebern meist gut an und zeige, dass man gemeinsam eine Lösung finden möchte. Transparent zu kommunizieren und vorhandene Unverträglichkeiten im Vorfeld zu thematisieren, ist laut der Expertin die beste Strategie, um unangenehme Situationen zu vermeiden.
Tipp 2: Gut vorbereitet für Schule und Lager
Nicht überall können die Eltern ein wachsames Auge auf ihre Schützlinge haben, doch mit guter Planung können viele heikle Situationen vermieden werden. Im Zusammenhang mit Schulveranstaltungen oder Ferienlager sollten Eltern die Betreuungspersonen rechtzeitig über spezifische Ernährungsanforderungen ihrer Kinder aufklären. «Dabei sollten auch Details zur Ausprägung der Unverträglichkeit genannt werden, wie etwa der Umgang mit Spuren bei Zöliakie und die Gefahr einer möglichen Kontamination», sagt Alexandra Heimann. «Klären Sie zudem im Voraus ab, ob den Kindern selbst gebackene oder selbst gekochte Speisen mitgegeben werden dürfen. Ein Alternativmenü oder ein spezielles Picknick für das betroffene Kind sollte zudem gut gekennzeichnet werden.» In manchen Fällen könne es auch sinnvoll sein, dass ein Elternteil als Begleitperson mitkommt.
Tipp 3: Reisen mit Unverträglichkeiten
Andere Kulturen, weniger Flexibilität in der Küche und unbekannte Supermärkte. Geht es um Unverträglichkeiten, liegt der Schlüssel auch in den Ferien in der Vorbereitung: Vor Reisen empfiehlt es sich, Restaurants oder Hotels frühzeitig zu kontaktieren und – wenn möglich – eine Liste mit Adressen von Supermärkten oder Lokalen zu erstellen, die gluten- oder laktosefreie Optionen anbieten. «Eine Ferienwohnung bietet zudem oft mehr Flexibilität als ein Hotel, da Mahlzeiten selbst zubereitet werden können», sagt Alexandra Heimann. Ein weiteres Thema: Während in der Schweiz 14 Allergene klar gekennzeichnet werden müssen, variieren die Vorschriften in anderen Ländern. Daher lohnt es sich, vorab zu prüfen, welche Kennzeichnungspflichten am Reiseziel gelten – beispielsweise durch einen Blick auf offizielle Websites von Tourismus- oder Gesundheitsbehörden. «Ein selbst zusammengestelltes Dokument mit Hinweisen auf die Unverträglichkeit in der Landessprache der Reisedestination hilft, Missverständnisse zu vermeiden.»
Tipp 4: Snack-Attack? Unterwegs clever geniessen
Ob während der Autofahrt oder auf einer Wanderung: Wir alle kennen den kleinen Hunger unterwegs – doch welche Optionen gibt es für Betroffene von Nahrungsmittelunverträglichkeiten, wenn es schnell gehen muss? «Für unterwegs sind Snacks mit Allergie-Gütesiegel ideal», sagt Alexandra Heimann. «Auch abgepackte Speziallebensmittel oder von Natur aus gluten- und laktosefreie Produkte wie Gemüsesticks, Fruchtschnitze, Nüsse, Reiswaffeln oder Trockenfrüchte eignen sich hervorragend für kleine Mahlzeiten zwischendurch.» Eltern können ausserdem selbst gemachte Optionen wie gluten- oder laktosefreie Muffins oder Sandwiches vorbereiten.
Diese Gerichte gehen immer
Viele asiatische Gerichte, etwa Wokgemüse mit Reisnudeln, sind von Natur aus gluten- und laktosefrei. Auch Mais-Tortillas oder glutenfreie Fajitas mit frischem Gemüse und Poulet sind vielseitig und unkompliziert.
Gut verträgliche Lebensmittel sind zudem:
• Frisches Gemüse, Früchte, Salate
• Unverarbeitetes Fleisch und Fisch
• Balsamico-Essig, Speiseöle, Salz, Pfeffer und frische Kräuter
Wichtig: Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste enthalten Gluten. Glutenfrei sind hingegen Reis, Mais und Hirse. Bei verarbeiteten Lebensmitteln wie Suppen, Saucen, Wurstwaren oder Fertigprodukten gilt: Zutatenliste prüfen – sie können Milch oder glutenhaltige Stärke enthalten.