Margarine ist gesünder als Butter oder Light-Produkte machen schlank: Einige dieser Behauptungen halten sich hartnäckig. Aber stimmen sie auch? Wir machen den Check.
Ramona Rogger
Dipl. Drogistin HF und Co-Geschäftsinhaberin
Abends essen macht dick
Während des Schlafs befindet sich der Körper im Ruhezustand, oder? Gemäss Ramona Rogger ist das ein weitverbreitetes Missverständnis. «Wenn der Mensch schläft, erbringt der Körper Höchstleistungen: Die Verdauung arbeitet auf Hochtouren und viele Stoffe werden umgewandelt», erklärt sie. Ob Essen dick mache, hänge nicht vom Zeitpunkt ab, sondern davon, was und wie viel gegessen werde. Optimal sind mindestens 30 Minuten Bewegung täglich und eine gesunde Mischkost. Genussmittel und sehr fettige und stark verarbeitete Nahrungsmittel sollten hingegen nur in geringen Massen genossen werden. «Wer sich ausgewogen ernährt und regelmässig bewegt, kann sich auch abends eine üppige Mahlzeit gönnen», sagt Ramona Rogger.
Kaffee entzieht dem Körper Wasser
Koffein ist harntreibend und natriumausscheidend – auf den Kaffeegenuss folgt also oft der Gang auf die Toilette. «Obwohl Kaffee den Wasserhaushalt des Körpers beeinflusst, haben drei bis vier Tassen am Tag gesamthaft gesehen keine entwässernde Wirkung»,erklärt Ramona Rogger. Nur wer mehr Kaffee trinkt, spürt einen verstärkten Harndrang und scheidet mehr Wasser aus. In diesem Fall ist es ratsam, zum Kaffee ein Glas Wasser zu trinken – dann ist auch ein erhöhter Konsum absolut in Ordnung. Nicht zuletzt wirkt sich Kaffee ja auch positiv auf die Gesundheit aus: Er hebt die Stimmung, wirkt antioxidativ, entzündungshemmend und kurbelt Stoffwechsel sowie Kreislauf an.
Margarine ist gesünder als Butter
Butter enthält viel Cholesterin – da scheint es naheliegend, dass die rein pflanzliche Margarine gesünder ist. Aber: «Cholesterin ist nicht per se schlecht, sondern wird vom Körper zum Umbau und Aufbau wichtiger Stoffe wie Hormone benötigt», entkräftet Ramona Rogger diesen Mythos. Im Gegensatz zu Butter ist Margarine ausserdem ein stark verarbeitetes Industrieprodukt, dem Vitamine zugesetzt und dessen Fette gehärtet werden, um sie streichfähig zu machen. Gerade gehärtete Fette können sich in den Gefässen ablagern, was deren Erkrankung begünstigt und zu Arteriosklerose oder anderen Herz-Kreislauf-Beschwerden führen kann. Wer sich vegan ernähren möchte, sollte deshalb lieber zu hochwertigen kaltgepressten Pflanzenölen wie Raps- oder Olivenöl greifen, die sich sowohl auf dem Brot als auch zum Backen eignen.
Milchprodukte decken den Kalziumbedarf
Milch und Milchprodukte enthalten tatsächlich viel Kalzium: Dieses ist etwa in Kuhmilch oder Hartkäse vorhanden. «Allerdings sollte der Kalziumbedarf des Körpers nicht allein durch Milchprodukte gedeckt werden», betont Ramona Rogger. Zudem hat die Verarbeitung der Milch einen grossen Einfluss auf die Verfügbarkeit des Kalziums. Insbesondere die UHT-Zubereitung (ultrahohe Temperatur) kann dazu führen, dass Kalzium praktisch nicht mehr verwertbar ist. Aber auch andere Quellen wie Broccoli, weisse Bohnen, Grünkohl, Algen, getrocknete Feigen oder Mineralwasser aus Berggebieten weisen einen guten Kalziumgehalt auf. Veganer haben also genügend Möglichkeiten, ihren Bedarf an Kalzium durch pflanzliche Quellen zu decken. «Entscheidend ist – unabhängig von der Ernährungsform – eine gesunde Mischkost», betont Ramona Rogger und warnt vor sogenannten Kalziumräubern: Lebensmittel mit Phytin- oder Oxalsäure wie etwa Roggen, Blattspinat oder Rhabarber sollten zeitlich getrennt von Kalziumquellen verzehrt werden.
Light-Produkte machen schlank
Wer Light-Produkte zu sich nimmt, ernährt sich gesund und verliert Gewicht – möchte man meinen. Doch die oftmals enthaltenen künstlichen Süss-stoffe bewirken laut Ramona Rogger das Gegenteil: «Sie gaukeln dem Körper vor, dass er Zucker erhält, worauf er Insulin ausschüttet. Wenn der Zucker dann nicht eintrifft, reagiert der Körper irritiert und seine ungestillte Lust auf zuckerhaltige Lebensmittel steigert sich.» Auch ein Sättigungsgefühl stellt sich nach dem Verzehr von Light-Produkten nicht ein. Nur Personen mit ausgeprägter Disziplin können mit solchen Lebensmitteln ein paar Kalorien einsparen. Für alle andern erweisen sie sich vermutlich als kontraproduktiv: Gelüste steigern sich zusätzlich, was Heisshunger und damit eine erhöhte Kalorienaufnahme zur Folge hat.
Smoothies und Fruchtsäfte ersetzen Früchte und Gemüse
Während unpüriertes Obst und Gemüse den Magen durch die darin enthaltenen Ballaststoffe und die komplexen Fruchtzucker vorübergehend füllt, tritt beim Konsum von Smoothies und Fruchtsäften kein echtes Sättigungsgefühl ein. Denn die Zutaten in solchen Säften sind zerkleinert, weshalb sie nur noch einfache Zucker und keine Ballaststoffe mehr enthalten. Die Folge: Die Verdauung ist weniger gefordert und man trinkt mehr davon. «Das ist problematisch, weil einige Früchte- und Gemüsesorten viel Fruchtzucker enthalten, der im Körper schnell zu Fett umgewandelt wird», erklärt die Expertin. Durch die mit dem Zuckerschub einhergehenden erhöhten Blutfettwerte können eine Fettleber oder Übergewicht entstehen. In kleinen Mengen, etwa zwei Deziliter am Tag, sind Smoothies und Fruchtsäfteaber unproblematisch.