Übergewicht

Ratgeber / Gesundheit

Übergewicht: Auswirkungen auf die Gesundheit

24.09.2024 / von 

Die Zahl der Übergewichtigen hat weltweit stark zugenommen – schwerwiegende Einschränkungen in der Gesundheit und Lebensqualität können die Folge sein.Diäten bringen jedoch nur selten langfristigen Erfolg.

Die Zahlen stimmen nachdenklich. Laut einer 2022 durchgeführten Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO hat sich der Anteil der stark übergewichtigen Personen in den vergangenen 30 Jahren weltweit verdoppelt – auf über eine Milliarde Betroffene! Obwohl die Schweiz im internationalen Vergleich im Mittelfeld steht, zeigt die Entwicklung auch hier in die gleiche Richtung: Waren 1992 noch drei von zehn Personen übergewichtig, sind es mittlerweile gut vier von zehn. Bei Menschen mit niedrigem Bildungsniveau ist die Quote in der Schweiz sogar noch höher.

So viel zu den Statistiken. Was aber ist mit «übergewichtig» eigentlich genau gemeint? Ist man schon «zu dick», nur weil man ein Bäuchlein oder ein Polster um die Hüfte herum hat? Einen guten Anhaltspunkt liefert der Body-Mass-Index (BMI). Die weltweit anerkannte Messmethode bewertet das Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergrösse. Ein BMI von 25 oder mehr signalisiert Übergewicht – und wer einen Wert über 30 verzeichnet, gilt als stark übergewichtig und damit als adipös.

Der moderne Lebensstil als Dickmacher

Die wachsende Zahl der Übergewichtigen in der Schweiz in den letzten 30 Jahren lässt sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückführen. Einer davon: Viele Menschen haben heute Jobs, die hauptsächlich im Sitzen ausgeübt werden. Da wir uns tendenziell auch in der Freizeit immer weniger bewegen und dafür umso mehr Zeit vor dem (Handy-)Bildschirm verbringen, nehmen wir häufig viel mehr Kalorien zu uns, als wir verbrennen. Ein weiterer Faktor ist, dass in der heutigen Leistungsgesellschaft viele Menschen unter Stress leiden. Die Folge: Wer gestresst ist, schläft weniger, ernährt sich schlechter und bewegt sich weniger. Hinzu kommt, dass sich übergewichtige Personen häufig in einer negativen Spirale befinden. Während aktive Menschen vermehrt Wert auf eine gesunde Ernährung legen, ist es bei übergewichtigen Personen andersherum: Je weniger sie sich bewegen, desto weniger achten sie auf eine ausgewogene Ernährung.

Die Folgen von Übergewicht sind vielschichtig. Wer etwas zu viel Gewicht auf die Waage bringt, fühlt sich vielleicht öfter müde oder ist weniger konzentriert – vielleicht zwickt da und dort mal das Knie. Doch je grösser das (Ungleich-)Gewicht, desto ernster die Gefahren: Die Risiken reichen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes bis hin zu Atembeschwerden, hormonellen Störungen und anderen schwerwiegenden Erkrankungen. Auch psychische Probleme wie Depressionen und Angstzustände treten bei übergewichtigen Personen vergleichsweise häufiger auf.

Die Ernährung ist der Schlüssel

Was aber kann man tun, um gar nicht erst in diese Situation zu kommen? Der Schlüsselfaktor ist die Ernährung. Die bekannten fünf Portionen Gemüse und Früchte pro Tag gelten nach wie vor als guter Richtwert. Wertvoll sind auch ballaststoffreiche Lebensmittel. Diese wirken nicht nur sättigend, sie regen auch den Stoffwechsel an. Dazu gehören – neben Früchten und Gemüse – zum Beispiel Vollkornprodukte wie Haferflocken oder brauner Reis, Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen oder Erbsen oder auch Nüsse, Samen und Sprossen. Wer dem Körper zusätzlich Gutes tun möchte, kann die Ernährung mit Nahrungsergänzungsmitteln anreichern, die den Stoffwechsel zusätzlich unterstützen oder ausgleichend auf den Säure-Basen-Haushalt wirken. Möglichst verzichten sollte man hingegen auf zuckerhaltige Getränke, hoch verarbeitete Snacks wie Chips oder Süssigkeiten, Frittiertes oder fettreiche Milchprodukte. Wie immer gilt auch bei der Ernährung: Die Menge ist entscheidend. Wer Käse liebt, soll diesen auch massvoll geniessen dürfen. Und wer nicht ohne Brot leben möchte, kann darauf achten, dass er öfter zum Vollkorn- statt zum Weissbrot greift.

Bei Diäten droht der Jojo-Effekt

Diäten, die schnellen Erfolg versprechen, sind kontraproduktiv. Ein schneller Gewichtsverlust ist oft nicht nachhaltig und beinhaltet drastische Änderungen der Essgewohnheiten, die langfristig schwer durchzuhalten sind. Die Folge: Sobald die Diät beendet ist, kehren die Menschen häufig zu ihren alten, ungesunden Essgewohnheiten zurück, was eine erneute Gewichtszunahme zur Folge hat. Viel effektiver ist es, seinen Ernährungs- und Lebensstil langsam, aber stetig anzupassen und alte Gewohnheiten zu verändern. Oft ist das einfacher gesagt als getan. Deshalb kann es sich für Betroffene lohnen, eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Adipositas- und Ernährungsspezialist*innen begleiten Betroffene bei der Umstellung ihrer Lebensweise und können helfen, ein gesundes Körpergewicht zu erreichen und dauerhaft zu halten. Es liegt in unserer Hand, tagtäglich bewusste Entscheidungen zu treffen.

Philipp Meyer
Regelmässige Bewegung ist gut und wichtig, doch der Schlüssel zum Erfolg ist die Ernährung.

Philipp Meyer

Dipl. Drogist HF und Geschäftsinhaber

Die Zahl der Übergewichtigen nimmt weltweit zu. Wissen die Leute heute nicht besser, was gesund ist und was nicht?

Das wissen die meisten durchaus. Nur leider stimmt unsere Wahrnehmung oftmals nicht mit unserem Verhalten überein. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass die meisten ihre Ernährung gesünder bewerten, als sie tatsächlich ist.

Viele Menschen haben ein Bäuchlein oder da und dort kleinere Fettpölsterchen. Ist das so schlimm?

Natürlich kommt es immer auf die individuelle Situation an. Wenn es sich bei den zusätzlichen Pfunden mehrheitlich um Bauchfett handelt, kann das in der Tat schon problematisch sein. Bauchfett ist gefährlich, weil es das Risiko für verschiedene Krankheiten wie Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall, Arteriosklerose und Diabetes erhöht.

Was halten Sie von Diäten?

Diäten, die schnellen Erfolg versprechen, funktionieren in den seltensten Fällen. Trotzdem können Diäten sinnvoll sein: dann nämlich, wenn sie zu einer langfristigen Ernährungsumstellung beitragen. Tun sie dies nicht, ist die Gefahr gross, dass man früher oder später wieder in die alten Muster zurückfällt – der Jojo-Effekt lässt grüssen.

Wie kann man also das Gewicht langfristig halten oder reduzieren?

Regelmässige Bewegung ist gut und wichtig, doch der Schlüssel zum Erfolg ist die Ernährung. Ein Problem ist, dass wir – und das gilt vor allem für Männer – unsere Teller oft zu stark füllen. Viele sind erst dann «satt», wenn sie sich bereits überessen haben. Oder anders gesagt: Unsere Portionen sind häufig zu gross und zu kalorienreich. Wer sich zu jeder Mahlzeit bewusst etwas weniger schöpft, hat schon einen wichtigen Schritt getan.

Übergewicht in Zahlen

  • Von 1992 bis 2022 hat sich der Anteil der adipösen (stark übergewichtigen) Menschen verdoppelt. Bei den Männern ist er von 6% auf 13% gestiegen, bei den Frauen von 5% auf 11%. Diese Entwicklung ist in sämtlichen Altersklassen zu beobachten.
  • 43% der Bevölkerung sind übergewichtig oder adipös. Bei den Männern beträgt der Anteil 52%, bei den Frauen 34%.
  • 15% aller Kinder und Jugendlichen in der Schweiz sind von Übergewicht oder Adipositas betroffen.
  • Im Vergleich zu Frauen mit Tertiärbildung haben Frauen mit niedrigem Bildungsniveau ein 3,5-mal höheres Risiko, stark übergewichtig zu werden.

Quelle: Bundesamt für Statistik, 2022