Auf Heilkräuterwegen zeigt sich die Natur auf beeindruckende Weise. Hierzulande gibt es zahlreiche Möglichkeiten für spannende Entdeckungsreisen. Wir haben einige Ausflugstipps für Sie zusammengestellt.
Unterwegs auf Heilkräuterwegen lassen sich Pflanzenkunde, Bewegung und Familienzeit ideal verbinden. Wir stellen sechs Wege in verschiedenen Regionen der Schweiz vor, auf denen Sie heimische Pflanzen und Kräuter kennenlernen und gleichzeitig etwas über ihre Anwendung in der Naturheilmedizin erfahren.
Heilkräuterweg Madrisa
Der Heilkräuterweg Madrisa oberhalb von Klosters-Dorf ist vollkommen naturbelassen und befindet sich in einer atemberaubenden hochalpinen Karstlandschaft auf 1'900 Metern über Meer. Auf knapp zwei Kilometern informieren 19 Infotafeln über die natürlich vorkommenden Heilpflanzen sowie über ihre Anwendung in der Naturheilkunde. Fotos bilden sowohl die Blüte- als auch die Fruchtzeit ab, damit die Pflanzen in jedem Fall erkennbar sind. Geöffnet ist der Heilkräuterweg Madrisa vom 24. Juni bis zum 22. Oktober 2023. Er ist einfach begehbar und somit auch für kleine Kinder und ältere Menschen geeignet. Wer sich für vertiefte Informationen zu Vorkommen, Bedeutung und Anwendung der Heilpflanzen interessiert, kann eine Führung buchen.
Meriangärten Basel
Am Stadtrand von Basel befinden sich die Meriangärten, ein ehemaliger landwirtschaftlicher Grossbetrieb und jetzt ein öffentlicher botanischer Garten. Neben mehreren Gewächshäusern, Englischem Garten, Rhododendrontal, einem Trockenbiotop und vielem mehr gibt es auch einen Garten mit Arzneipflanzen. Die Meriangärten sind das ganze Jahr hindurch geöffnet und kostenlos zugänglich. Die beste Zeit für einen Besuch ist während des Sommers, wenn die meisten Pflanzen blühen. Die Gärten bieten regelmässige Führungen zu verschiedenen Fokusthemen an, sind geeignet für Familien und in den meisten Teilen barrierefrei zugänglich.
Botanischer Alpengarten Schynige Platte
Auf fast 2'000 Metern über Meer – mitten in der fantastischen Berglandschaft von Eiger, Mönch und Jungfrau – befindet sich der botanische Alpengarten Schynige Platte. Er beheimatet 750 Pflanzenarten und ist vom 1. Juli bis zum 22. Oktober 2023 geöffnet. Auf dem etwa einen Kilometer langen Rundgang können die Besucher*innen einen Grossteil der gesamten Alpenflora begutachten. Jeden Sonntagnachmittag wird eine einstündige, kostenlose «Entdeckungsreise durch den Alpengarten» angeboten. Führungen mit individuell gewähltem Schwerpunkt, etwa für Familien, Vereine oder Einzelpersonen, kosten CHF 80.– und dauern ebenfalls eine Stunde.
Freilichtmuseum Ballenberg
Im Berner Oberland, nahe dem Brienzersee, befindet sich das Freilichtmuseum Ballenberg. Am Wochenende vom 1. und 2. Juli 2023 finden die Heilkräutertage statt: Dann dreht sich alles um natürliche Arzneien. Über das ganze Wochenende hinweg führen Ballenberg-Drogist*innen kostenlos durch den Duft- und Kräutergarten. Spezialisten für Gesundheit und Wohlbefinden produzieren vor Ort natürliche Produkte, die gekauft werden können. Ausserdem im Angebot sind Setzlinge von Heilpflanzen – ein besonderes Highlight für Hobbygärtner*innen. Der Weg ist fast komplett flach und daher auch für Personen im Rollstuhl geeignet.
Heilkräuterpfad Degersheim
Der Heilkräuterpfad im sankt-gallischen Degersheim führt die Besucher durch das Dorf zu den drei Heilkräutergärten Kloster, Förenwäldli und Wolfensberg. Die Bepflanzung und Pflege der Gärten sind darauf ausgerichtet, dass alles möglichst natürlich wächst. Der Pfad ist das ganze Jahr hindurch geöffnet, die ideale Besuchszeit ist von Ende Mai bis Ende Oktober. Der etwa viereinhalb Kilometer lange Weg ist leicht begehbar und der Einstieg überall möglich. Ein Teil des Pfades führt durch unebenes Gelände, für Rollstühle und Kinderwagen ist eine Alternative markiert. Entlang der Route liegen mehrere Restaurants, öffentliche Feuerstellen und Picknick-Plätze, die zum Verweilen einladen. Auf Wunsch werden Führungen individuell zusammengestellt.
Kurt Altermatt
Eidg. dipl. Drogist, Referent und Anbieter von Heilpflanzen-Rundgängen
Sie bieten Heilkräuterführungen sowohl in ländlichen als auch in urbanen Gebieten an. Unterscheiden sich Heilpflanzen, die in der Stadt wachsen, von jenen auf dem Land?
Nein, es gibt keine Unterschiede. In Städten findet man auf kleinem Raum fast alles, was auch die Natur bietet.
Wo findet man Heilkräuter in der Stadt?
Überall dort, wo der bebaute Raum es zulässt: in Parks und Gärten, aber auch auf Plätzen, Verkehrsinseln oder entlang von Trottoirs. Dort gibt es Trocken- und Magerwiesen, während Parkanlagen manchmal eine waldartige Umgebung bieten. Sogar Bahnhöfe sind Heilpflanzen-Habitate – gerade weil es dort Flächen gibt, die wenig gepflegt werden.
Was sind Ihre Lieblingsheilpflanzen?
Da gibt es einige. Zum Beispiel die Schafgarbe. Sie regt mit ihren Bitterstoffen den Stoffwechsel an, wirkt blutstillend und kann mit ihren ätherischen Ölen Krämpfe lindern.
Verraten Sie uns einen Ort, an dem Sie besonders gerne die Welt der Heilpflanzen erkunden?
Ich entdecke sie am liebsten dort, wo sie natürlich gedeihen. Spannend finde ich Zwischenräume wie Brachen, weil sie für Überraschungen gut sind. Wird zum Beispiel ein Gebäude abgerissen und das Grundstück längere Zeit sich selbst überlassen, ist es interessant zu sehen, welche Pionierpflanzen dort wachsen.