Kräuter

Ratgeber / Naturheilkunde, Heilpflanzen

Heilkräuter: Pflanzen, ernten und nutzen

24.05.2022 / von 

Es spriesst und blüht im Frühling! Wir stellen drei Pflanzen vor, die eine naturheilsame Wirkung haben und die man auch selbst im eigenen Garten oder auf dem Balkon anpflanzen kann.

Hirtentäschelkraut

Der Name Hirtentäschelkraut bezieht sich auf die Form der Früchte, die wie die Taschen früherer Hirten geformt sind. Genügsam und unscheinbar wächst das Hirtentäschelkraut in nährstoffreichen Böden an Wegrändern und auf Wiesen. Es braucht ein geschultes Auge, um das Hirtentäschchen in einer Wiese zu entdecken, denn es strahlt nicht wie so viele andere Blütenpflanzen nach aussen und heischt nach Aufmerksamkeit. Auch seine herzförmigen Früchte, die Hirtentäschchen, sind bescheiden und klein. Die Spitzen der Herzchen sind wie Richtungsweiser dem Pflanzenzentrum zugewandt. Dieses Erscheinungsbild unterstreicht, dass die Lebenskräfte dieser Pflanze nach innen gerichtet sind, um möglichst jeden Verlust an Lebensenergie zu vermeiden. Daraus lässt sich auch die starke blutstillende Wirkung des Hirtentäschelkrauts ableiten. Weiter ist das Hirtentäschelkraut eine sehr fruchtbare Pflanze. Bis zu vier Generationen können in einer Saison heranwachsen – nahtlos bilden dieselben Pflanzen immer wieder Blüten und Früchte. Damit nimmt das Hirtentäschelkraut einen wichtigen Platz in der Frauenheilkunde ein. Aber auch in der Küche wird es gerne verwendet: Seine Früchte verleihen jedem Salat eine ganz besondere Note.

Gartentipp:

Das Hirtentäschel wird etwa 50 cm hoch und wurzelt bis zu 90 cm tief. Es liebt nährstoffreiche Böden, die viel Stickstoff enthalten, gleichzeitig ist es aber recht anspruchslos und wächst fast überall. Es ist eine der wenigen Pflanzen, die ganzjährig blühen. Hirtentäschel aus dem Beet zu entfernen ist nicht ganz so einfach, da die Wurzeln sehr tief in den Boden reichen. Am besten lockert man die Erde mit einem Grubber auf und zieht die jungen Pflanzen vorsichtig heraus.

Kamille

Den charakteristischen Duft der Kamille kennen viele Menschen schon aus Kindertagen. Damit ein Duft zur Geltung kommt, braucht es Luft: Die Blätter sind in ihrer Substanz so reduziert, dass die ganze Umgebung der Kamille gut durchlüftet und mit Licht erfüllt ist. Bei der Betrachtung der Kamille kommen einem Beschreibungen wie fein, lieblich, sonnig, einhüllend, luftig oder schützend in den Sinn. Genau das sind auch ihre Anwendungsgebiete in der Pflanzenheilkunde. Bei inneren Krämpfen, Entzündungsprozessen und verstopften Atemwegen oder allgemein in der Kinderheilkunde ist sie eine zuverlässige Begleiterin.

Gartentipp:

Der Anbau der Echten Kamille im Garten oder auf dem Balkon ist relativ einfach. Sie braucht humusreiche Erde, viel Sonne und eher einen trockenen Boden. Die Aussaat kann ab Mitte oder Ende Mai direkt draussen stattfinden. Wichtig: Die Samen nicht mit Erde bedecken, sie sind Lichtkeimer. Die Erntezeit der Echten Kamille überschneidet sich mit der Blütezeit, liegt also zwischen Juni und September. Man erntet sie am besten an einem sonnigen, trockenen Tag um die Mittagszeit. Denn dann sind die Blüten vollständig geöffnet und der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten.

Gemeine Schafgarbe

Die Schafgarbe gehört in die Familie der Korbblütler. Diese können grundsätzlich Ordnung in ein durcheinandergeratenes System bringen, wie es bei vielen Heilpflanzen aus dieser Familie der Fall ist. Bei der Verdauung arbeiten Magen, Darm, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse eng zusammen. Herrscht hier keine Einheit, spüren wir Symptome wie Müdigkeit, Blähungen, Verstopfung oder Übelkeit. Mit ihren Bitterstoffen und dem Gehalt an ätherischem Öl kann die Schafgarbe dabei helfen, solche Beschwerden zu lindern. Ihr wärmender Charakter vermag Krämpfe zu lösen und den Stoffwechsel anzuregen. Schon ihre Blätter weisen auf die verdauungsfördernde Wirkung der Schafgarbe hin: Sie sind stark gefiedert. Das ist auch eine Eigenschaft der Verdauung: Die Nahrung muss zerkleinert – aufgespaltet – werden, bevor der Darm sie aufnehmen kann.

Gartentipp:

Die Schafgarbe liebt sonnige Standorte. Der Boden sollte durchlässig, leicht sandig und nährstoffreich sein. Sie blüht zudem ausgiebig: In der Regel setzt die Blüte im Mai ein und reicht bis in den September. Die ätherischen Öle in den Blüten und Blättern der Schafgarbe sind im Hochsommer am stärksten konzentriert. Bei der Ernte schneidet man das Heilkraut am besten etwa eine Handbreit über dem Boden, damit sich die Pflanze vom Schnitt erholen und nachwachsen kann. Unter dem Jahr kann man auch einzelne Blätter von kräftigen Pflanzen abzupfen, um mit diesen das Aroma von Suppen und anderen Speisen raffiniert zu verfeinern.