Ferien

Ratgeber / Gesundheit

Gegen Unwohlsein in den Ferien

26.06.2023 / von 

Anreise und Unterkunft sind gebucht und den lang ersehnten Ferientagen steht nichts mehr im Wege – oder? Die typischen Reiseerkrankungen treten genau dann auf, wenn man eigentlich Erholung sucht. Wir geben Tipps für eine unbeschwerte Urlaubszeit.

Reisekrankheit: Kopfschmerzen und Übelkeit

Die sogenannte Reisekrankheit gehört zu den häufigsten Beschwerden bei Urlaubsreisen. Oftmals betroffen sind Kinder von 2 bis 12 Jahren.Symptome sind Übelkeit, Kopfschmerzen, Schweissausbrüche und Schwindel. Die Ursache dafür liegt im Gehirn, das widersprüchliche Informationen erhält: Das Rütteln eines Autos signalisiert Bewegung, während die Augen Ruhe wahrnehmen, wenn sie zum Beispiel auf die Seite eines Buches gerichtet sind.

Am besten ist es, der Reisekrankheit schon früh entgegenzuwirken. Sobald die Übelkeit beginnt und der Speichelfluss zunimmt, lohnt es sich, den Blick in die Ferne zu richten. Lesen oder Spielen auf dem Handy kann das Gefühl von Übelkeit unter Umständen verstärken. Wenn möglich sollte man versuchen zu schlafen. Im Schlaf ist der Gleichgewichtssinn weitgehend ausgeschaltet. Ebenso lässt sich mit Ernährung einiges steuern: Ingwertee kann gegen Übelkeit helfen, zudem empfiehlt es sich, auf Alkohol zu verzichten und am Abend vor der Reise leichte Kost zu bevorzugen. Wer auf sanfte Methoden setzen möchte, kann etwa vor Reiseantritt damit beginnen, regelmässig Entspannungstechniken wie Yoga durchzuführen oder auch Akupressur-Armbänder anzuwenden. Bei Reisen mit Kindern sorgt Kurzweile für Ablenkung: Gemeinsame Spiele wie «Ich sehe was, was du nicht siehst» oder «Wer entdeckt zuerst drei blaue Autos?» machen Spass und verschieben den Fokus.

Zur Vorbeugung können Betroffene Medikamente eine halbe bis zu eine Stunde vor der Reise zu sich nehmen. Diese sind erhältlich als Kapseln oder Kaugummi. Achtung: Die Medikamente können müde machen und sind deshalb nicht geeignet, wenn man selbst am Steuer sitzt. Tipp für Flugreisende: Suchen Sie sich einen Platz auf Höhe der Tragflächen aus.

Reisedurchfall: Vorsicht beim Trinkwasser

Wer sich in Ländern aufhält, wo die Trinkwasseraufbereitung unzureichend ist, hat ein erhöhtes Risiko, an Durchfall zu erkranken. Das Trinkwasser kann unter Umständen mit E.coli-Bakterien verunreinigt sein, die einen wässrigen Stuhl verursachen. Deshalb lohnt es sich, die Regeln der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu beachten, die in der Infobox (siehe unten) zusammengefasst sind.

Zu den weiteren Ursachen von Durchfall gehören auch Noroviren oder Parasiten. Die Symptome treten meistens zwischen 12 und 72 Stunden nach Zufuhr der verunreinigten Nahrung auf und halten rund drei bis fünf Tage an. Durchfall führt zu einem Wassermangel im Körper und zu einem Gefühl von Schwäche, deshalb sollten Erkrankte regelmässig (abgekochtes) Wasser, ungesüsste Kräutertees oder Bouillon trinken und sich Ruhe gönnen. Ein Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt ist dann notwendig, wenn es zu Fieber und zu blutigem Durchfall kommt oder nach wenigen Tagen keine Besserung eintritt. In manchen Fällen nimmt der Arzt oder die Ärztin eine Stuhlprobe, um sie auf Bakterien und Parasiten zu testen. Je nach Ursache und Schwere des Durchfalls erfolgt eine Behandlung mit Medikamenten, welche die Symptome von Durchfall lindern können. Präparate mit bestimmten Bakterienstämmen können auch zur Vorbeugung eingenommen werden. Lassen Sie sich dazu von unseren Fachpersonen beraten.

Verstopfung: Langsame Darmtätigkeit

Häufig ist eine Verstopfung auf den Reisestress zurückzuführen. Ungewohnte Ernährung, Stress und Hektik vor der Abreise oder Zeitverschiebung können dazu führen, dass der Darm langsamer arbeitet. Ebenso gehören hohe Temperaturen und Flüssigkeitsmangel zu den möglichen Ursachen. Gerade deshalb ist es wichtig, in den Ferien entspannt zu bleiben, auch wenn es viel zu tun und zu sehen gibt.

Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und genügend Flüssigkeitszufuhr (ca. 1,5 Liter pro Tag) regt die Verdauung an. Auch Bewegung ist wichtig und sollte wie die ausgewogene Ernährung schon in der Zeit vor dem Urlaub ihren Platz haben.

Um eine akute Verstopfung zu behandeln, können sanfte Bauchmassagen im Uhrzeigersinn Linderung verschaffen. Diese Art der Massage ist auch bestens für Kinder geeignet. In der Drogerie oder Apotheke sind auch pflanzliche Präparate erhältlich, die den Darm wieder in Schwung bringen. Auch die Anwendung von z.B. Glycerin-Zäpfchen haben sich zur Behandlung bewährt. Hilft trotz Vorbeugung nichts gegen die Verstopfung, kann kurzfristig und unter Absprache mit einer Fachperson ein abführendes Mittel eingenommen werden.

Wer in den Ferien von Unwohlsein geplagt wird, dem steht eine Reihe von guten Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Am besten ist es jedoch, sich gut vorzubereiten, auf die Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten und die gängigen Vorsichtsmassnahmen beim Verzehr von Speisen und beim Trinkwasser einzuhalten. So sollte einem ungetrübten Feriengenuss nichts im Wege stehen.

«Kochen, schälen oder sein lassen»

Als Empfehlung hat die WHO die griffige Regel «Cook it, peel it or forget it» formuliert, an die man sich an Reiseorten halten sollte, wo sauberes Trinkwasser nicht garantiert ist.

  • Kochen: Nehmen Sie nur Speisen zu sich, die gut durchgekocht sind und heiss serviert werden. Damit stellen Sie sicher, dass allfällige Krankheitserreger abgetötet sind.
  • Schälen: Früchte mit einer Schale, die entfernt werden kann, sind in der Regel unbedenklich. Heikel kann es bei vorgeschälten Früchten an Buffets oder im Strassenverkauf werden. Ebenso sollten keine Salate mit rohem Gemüse verzehrt werden.
  • Sein lassen: Im Zweifelsfall verzichten Sie auf eine Speise. Das gilt auch für Eiswürfel. Tipp: Verwenden Sie zum Zähneputzen industriell abgefülltes Wasser aus Flaschen.
Fabienne Pape
Bei einer Reiseberatung können wir individuell auf die Bedürfnisse der Kund*innen eingehen.

Fabienne Pape

Eidg. dipl. Apothekerin

Welche Präparate sollte man in den Ferien dabeihaben, um auf Nummer sicher zu gehen?

Das hängt von den Personen, dem Reiseziel und der Reisedauer ab. Auf alle Fälle gehören Medikamente ins Gepäck, die regelmässig eingenommen werden müssen. Zusätzlich empfiehlt es sich, einen guten Sonnen- und Insektenschutz sowie Händedesinfektionsmittel mitzuführen. In unseren Apotheken und Drogerien bieten wir Reiseberatungen an, wo wir individuell auf die Bedürfnisse der Kund*innen eingehen.

Wie werden Medikamente korrekt transportiert und gelagert?

Medikamente gehören grundsätzlich ins Handgepäck. Insbesondere, wenn man mit dem Flugzeug reist. Denn im Frachtraum herrschen sehr tiefe Temperaturen, was bestimmten Medikamenten nicht zuträglich ist. Ausserdem können Koffer auch verloren gehen.

Abführmittel haben einen schlechten Ruf. Wann empfehlen Sie deren Einnahme und was sollte man beachten?

Abführmittel dürfen nur kurzfristig eingenommen werden (ausser auf ärztliche Verordnung). Einer Verstopfung lässt sich auch ohne Medikamente entgegenwirken, zum Beispiel mit Ballaststoffen, ausreichend Flüssigkeit und Bewegung.