Unter Husten, Schnupfen, Fieber und Co. leiden die Kleinsten ganz besonders. Was in diesen Fällen zu tun ist, weiss Dr. med. Ioannis Pegiazoglou, Kinderarzt bei Swiss Medi Kids.
Dr. med. Ioannis Pegiazoglou
Facharzt Pädiatrie FMH mit Schwerpunkt Kindernotfallmedizin und Co-Standortleiter Medizin Zürich bei Swiss Medi Kids AG Kinder Permanence, www.swissmedikids.ch.
Dr. Pegiazoglou, wann spricht man bei Babys von Erkältung und wodurch wird diese ausgelöst?
Erkältung ist eine alltagssprachliche, medizinisch nicht scharf definierte Bezeichnung für eine akute Infektionskrankheit der Schleimhaut der Nase, des Rachens und/oder der Bronchien. Sie wird von unterschiedlichen Viren, manchmal zusätzlich auch von Bakterien, verursacht. Erkältungskrankheiten sind bei Kindern und Säuglingen sehr häufig, wobei die Häufigkeit mit dem Alter abnimmt. Erkrankt ein Säugling etwa sechs- bis achtmal pro Jahr, so tritt dies bei Neunjährigen drei- bis fünfmal und bei Erwachsenen ein- bis zweimal auf. Die Häufigkeit kann durch eine besondere Exposition, zum Beispiel durch Geschwister oder im Kindergarten, zusätzlich ansteigen.
Wann sollten Eltern mit ihrem erkälteten Baby zum Kinderarzt?
Wenn Symptome wie hohes Fieber länger als 48 Stunden andauern und trotz Medikamentengabe schlecht senkbar sind und wenn das Baby in den fieberfreien Intervallen nicht fit und aktiv ist, sollte man den Kinderarzt aufsuchen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Atmung. Bestimmte Viren machen durch einen zähen Schleim besonders bei den Säuglingen Probleme beim Atmen, die Kinder können nicht gut trinken und erschöpfen sich schnell. Allgemein gilt jedoch, dass bei kleinen Babys besorgte Eltern im Zweifel eher mal einen Kinderarzt konsultieren sollten, da man den Zustand eines Kleinkindes schlechter einschätzen kann als bei einem Erwachsenen.
Warum haben Babys oft hohes Fieber?
Kinder haben oft hohes Fieber, weil sie entsprechend oft an Infektionskrankheiten leiden. Die Frage, wie hoch die Temperatur steigen darf, kann nicht pauschal beantwortet werden. Den Grad einer Erkrankung kann man nicht an Messwerten ablesen. Ein Kind, das mit 40°C Fieber noch mit seinen Puppen oder Bauklötzen spielt, ist gesünder als ein Kind, das mit 38,5°C apathisch im Bett liegt.
Was ist ein Fieberkrampf? Und was sollten Eltern dabei tun?
Ein Fieberkrampf oder ein fieberassoziierter Krampfanfall ist ein zerebraler Krampfanfall bei Kindern im Alter zwischen drei Monaten und fünf Jahren. Ein solcher Anfall tritt im Zusammenhang mit einer fieberhaften Erkrankung mit mehr als 38°C auf. Eltern sollten vor allem Ruhe bewahren und schauen, dass sich das Kind während des Krampfes nicht verletzt. Sicher sinnvoll bei derartigen Krämpfen ist es, die Ambulanz zu avisieren, damit das Kind zur Abklärung ins Spital gebracht wird.
Ab wann werden Husten, Schnupfen und Fieber bei Babys bedrohlich?
Das Vorliegen aller drei Symptome deutet nicht auf eine besonders schwere Erkrankung hin. Aber alle Symptome können im Verlauf einer Erkältung in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Husten beispielsweise kann sowohl trocken als auch schleimig sein. Dieses Symptom ist, genauso wie Fieber, nicht bedrohlich. Wichtig ist jedoch, den Grund dafür zu kennen. Das kann der Arzt im Rahmen einer Untersuchung herausfinden und entscheiden: Bei einem banalen Virusinfekt wird er dann die symptomlindernden Massnahmen mit den Eltern besprechen und bei einem allfällig vorliegenden bakteriellen Infekt die richtigen Medikamente verordnen.
Wann sollte man an frühkindliches Asthma denken?
Bei einem viralen Infekt der Atemwege können Kleinkinder eine sogenannte obstruktive Bronchitis entwickeln. Die Bronchien reagieren dabei wie bei einem Asthma-Anfall. Aber nur, wenn dies mehrfach vorkommt und in der Familie Asthma bekannt ist, muss von einem Lungenspezialisten abgeklärt werden, ob es sich um frühkindliches Asthma handelt.
Welche Sofortmassnahmen können den Kleinen Linderung verschaffen?
Zur medikamentösen Fiebersenkung bei Kindern kommen vor allem Paracetamol und Ibuprofen zum Einsatz: Paracetamol eignet sich, richtig dosiert, sehr gut zur Fiebersenkung und hat kaum Nebenwirkungen. Eine Überdosierung kann aber zu schweren Vergiftungen mit Leberversagen führen. Ibuprofen besitzt neben der fiebersenkenden auch noch eine entzündungshemmende Wirkung. Da es aber die Nierenfunktion beeinträchtigen kann, sollte es bei Kindern unter sechs Monaten nicht eingesetzt werden. Bei Schnupfen sind die regelmässige Spülung der Nase mit physiologischer Kochsalzlösung sowie der Einsatz von abschwellenden Nasentropfen oder -sprays empfohlen. Wichtig zu beachten ist, dass Husten ein Schutzreflex ist und nicht vollständig unterdrückt werden sollte. Bei Husten mit Auswurf können schleimlösende Hustenpräparate eingesetzt werden, bei trockenem Reizhusten kommen vor allem natürlich reizmildernde Präparate infrage. In jedem Fall gilt aber, dass Medikamente für Kleinkinder nur in Absprache mit einer medizinischen Fachperson angewendet werden sollten.
Was können Eltern sonst noch Gutes für ihr krankes Baby tun?
Hygienemassnahmen sind wohl das Wichtigste, wenn es um die Ansteckungsgefahr geht. Hände waschen und desinfizieren sowie Abstand zu anderen Menschen halten sind Massnahmen, die präventiv gegen Erkältungsviren schützen. Zudem sollte das Zimmer des Kindes auch im Winter gut gelüftet werden und auch eine hohe Luftfeuchtigkeit ist wichtig. Natürlich sollten die Eltern in solchen Fällen unbedingt auf das Rauchen im Haus verzichten.
Das richtige Thermometer
Von Fieber spricht man bei einer Körpertemperatur von über 38,5°C, bei Säuglingen unter drei Monaten bereits ab 38°C. Die rektale Messung ist am genauesten. Diese ist insbesondere im Säuglingsalter üblich. Im Kleinkindesalter werden häufig Ohrthermometer angewendet, die ebenfalls sehr genau sind. Bei den Säuglingen ist das Anwenden von Ohrthermometern aufgrund des schmalen Gehörganges aber nicht empfohlen.