Burn-outs beginnen häufig am Arbeitsplatz

Ratgeber / Gesundheit

Burnout: Ursachen, Symptome, Prävention

04.10.2019 / von 

Das Burnout-Syndrom hat sich zum regelrechten Volksleiden entwickelt, das quer durch unsere Gesellschaft jeden treffen kann. Obwohl das Thema allgegenwärtig scheint, ist es für Betroffene nicht leicht, darüber zu sprechen. Wir haben Wissenswertes zum Thema Burnout für Sie zusammengestellt – über Ursachen, Symptomen und Massnahmen zur Burnout-Prävention.

Immer mehr Menschen vom Burnout-Syndrom betroffen

Es ist ein starkes Zeichen: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Burnout-Syndrom als krankmachenden Faktor in den Katalog der 55’000 Krankheiten, Symptome und Verletzungsursachen aufgenommen. Erstmals seit fast 30 Jahren hat die WHO diesen Katalog überarbeitet. Der Entscheid zu diesem Schritt hat gute Gründe. Das Thema Burnout ist allgegenwärtig. Ein Blick in den Job-Stress-Index der Gesundheitsförderung Schweiz bestätigt diesen Trend. Immer mehr Erwerbstätige leiden unter Stress: 27,1 Prozent der Berufstätigen waren es im Jahr 2017. 2016 waren es noch 25,4, im Jahr zuvor 22,5 Prozent.

Chronischer Stress und Überforderung

Bei einem Burn-out handelt es sich um einen emotionalen, geistigen und körperlichen Erschöpfungszustand. Dieser äussert sich durch Antriebs- und Leistungsschwäche. Betroffene fühlen sich ausgelaugt und überfordert. Bei vielen geht eines Tages gar nichts mehr. Dieser Zustand stellt sich jedoch nicht von heute auf morgen ein. Vielmehr ist er die Folge von chronischem Stress und hoher Belastung. Er steht am Ende eines monate- oder jahrelangen Prozesses sowie einer unheilvollen Mischung aus Überarbeitung und Überforderung.

Ehrgeizige Menschen besonders gefährdet

Entscheidend ist nicht, wie viele Stunden man arbeitet oder welchen Beruf man ausübt. Ein Burn-out entsteht durch die Wechselwirkungen von externen Faktoren wie den Arbeitsbedingungen sowie internen Faktoren: Dazu gehören persönliche Voraussetzungen, die Stress erzeugen und in totaler Erschöpfung gipfeln können. Grundsätzlich ist niemand vor einem Burn-out gefeit. Allerdings gelten gerade pflichtbewusste, strebsame und ehrgeizige Menschen als besonders gefährdet.

Wichtig zu wissen: Niemand muss sich für sein Burn-out schämen. Es kann Berufstätige ebenso treffen wie Hausfrauen, Arbeitslose, Rentner oder Schüler. Auch Prominente sind davor nicht geschützt. Bekannte Schweizer Beispiele für Burnout-Betroffene sind etwa die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli, der frühere FDP-Parteipräsident Rolf Schweiger oder Ex-Fussballstar Alex Frei.

Angehörige von Betroffenen leiden mit

Der Weg aus dem Burn-out ist nicht einfach zu bewältigen. Glück hat, wer «nur» mit einer zeitweiligen Leistungsverminderung kämpft. Je schlimmer aber die Erschöpfungsdepression, wie das Phänomen auch genannt wird, desto schwieriger gestaltet sich die Therapie. In schweren Fällen kann es vorkommen, dass keine Heilung möglich ist, was zur Frührente oder Invalidität führen kann. Sogar Suizid-Gedanken sind in schlimmen Fällen nicht ausgeschlossen.

Dass Angehörige in diesen schwierigen Situationen mitleiden, versteht sich von selbst. Es kann auch vorkommen, dass als Folge eines Burn-outs die Beziehung der Betroffenen zerbricht. Kinder, deren Eltern an einer Erschöpfungsdepression leiden, reagieren häufig mit Verhaltensauffälligkeiten.

Burnout-Symptome früh erkennen

Es ist wichtig, die Warnsignale frühzeitig zu erkennen. Dies ist allerdings nicht einfach. Denn Erschöpfungssymptome wie Schlafstörungen und innere Leere werden oft verdrängt oder verharmlost. Eigene Grenzen werden überschritten und Beschwerden nicht wahrgenommen. Betroffene wollen das Problem häufig sehr lange nicht akzeptieren und tun alles, damit es am Arbeitsplatz niemand merkt

Frühzeitig Hilfe holen

Der Familie und Freunden fallen die Symptome häufig schon früh auf. Manchmal nehmen auch Arbeitskollegen Veränderungen wahr. Viele möchten helfen, wissen aber nicht wie. Lernen kann man dies im «ensa», dem Erste-Hilfe-Kurs für psychische Gesundheit. Umfragen zufolge wünschen sich Betroffene nichts mehr, als mit Nahestehenden über ihre Probleme reden zu können. Den ersten Schritt machen sie aber erst, wenn das Leiden für sie unerträglich ist.

Professionelle Hilfe für Betroffene bieten auch Hausärzte, Psychologen oder Psychiater. Erkennt man selbst die ersten Symptome relativ früh, gibt es auch Möglichkeiten zur Selbsthilfe. Wertvolle Informationen dazu finden sich auf www.stressnostress.ch. Dort werden Themen wie Stress, Warnsignale, Stressursachen, Ressourcen, Stressbewältigung oder Arbeitsorganisation  behandelt.

Tipps zur Burnout-Prävention

Wichtige Stichworte der Burnout-Prävention sind Work-Life-Balance, also das Gleichgewicht von Arbeit und Freizeit und Optimismus. Aber auch Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, bewusster Umgang mit Stress, ausgewogene Ernährung, körperliche Fitness sind wichtig – und vor allem Erholung und Entspannung.

Entspannend wirken auch Sport, Spaziergänge, Hobbys, autogenes Training, Yoga, Atemübungen oder Meditation. Unterstützung versprechen überdies diverse natürliche Präparate. Die Fachpersonen an unseren Standorten beraten Sie gerne und bieten Ihnen die Hilfe, die Sie als Angehörige oder Betroffene benötigen.

Ein Burn-out beginnt meistens am Arbeitsplatz

CAPTION MUSS NOCH WEG

Burnout-Anzeichen ernst nehmen

Die SECO-Broschüre «Erschöpfung frühzeitig erkennen – Burn-out vorbeugen» nennt unter anderem folgende Warnzeichen für ein Burn-out:

• Ich nehme Arbeitsprobleme oft mit in meine Freizeit.

• Ich bin weniger produktiv, obwohl ich mich immer mehr einsetze.

• Ich ziehe mich vermehrt zurück.

• Ich vernachlässige meine Familie, Freunde und Bekannten zugunsten meiner Arbeit.

• Nach der Arbeit fühle ich mich richtig ausgelaugt.

• Ich fühle mich oft nervös, erschöpft und müde.

• Ich arbeite ständig und gönne mir kaum Pausen oder freie Zeit.

• Ich verdränge meine persönlichen Bedürfnisse immer wieder.

• Ich kann mich schlecht konzentrieren.

• Ich fühle mich ständig überfordert.

• Ich habe Einschlafprobleme oder kann nachts schlecht abschalten.

• Ich bin körperlich angeschlagen.

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Roger Staub, Pro Mente Sana
"Die Psyche wird zur Achillesferse der Arbeitswelt"

Roger Staub

Geschäftsleiter der Stiftung Pro Mente Sana

Wie viele Menschen erleiden jährlich ein Burn-out?

Aus unseren Beratungsangeboten in der Wirtschaft wissen wir, dass die Absenzen wegen psychischer Belastungen zunehmen. Es ist keine Seltenheit, wenn in einem Unternehmen 40 Prozent der Arbeitsausfälle ihre Ursache in psychischer Belastung haben. In der Schweiz gibt es die Diagnose Burn-out jedoch nicht. Das Wort dient als Sammelbegriff, der psychische Belastungen mit Erschöpfungsdepressionen unterschiedlicher Schweregrade  beinhaltet.

Warum ist das der Begriff "Burnout" dennoch allgegenwärtig?

Dank der grossen medialen Aufmerksamkeit ist Burn-out stark enttabuisiert worden. Eine erfreuliche Entwicklung, denn die hohe Leistungsbereitschaft, Komplexität und die steigenden Herausforderungen in der Arbeitswelt tragen dazu bei, dass der Stress zunimmt.

Welche Folgen hat das?

Die Psyche wird zur Achillesferse der Arbeitswelt. Viele Arbeitgeber sind sich dieser Problematik bewusst, und immer mehr stellen sich dieser Herausforderung und übernehmen Verantwortung.

Risikofaktoren für Burnouts

Diese Arbeitsbedingungen stellen ein Burn-out-Risiko dar:

• hohe Arbeitsmenge, grosser Termindruck, viel Verantwortung, zu wenig Ressourcen

• zu wenig Selbstbestimmung im Arbeitsprozess, zu wenig Handlungsspielraum, zu wenig Einfluss auf Entscheide

• langer, häufiger, intensiver, anspruchsvoller Kundenkontakt

• keine oder kaum positive Rückmeldungen, ungenügende Bezahlung

• schlechte Teamarbeit, mangelnde Kommunikation, keine Unterstützung von Kollegen und Vorgesetzten

• Meinungsverschiedenheiten über Aufgaben, Rollen und Werte

• drohende Entlassung