Venen

Ratgeber / Gesundheit

Der Stau in den Beinen

24.05.2022 / von 

Gerade in der Sommerhitze kann sich das Blut in den Beingefässen stauen. In der Folge fühlen sich die Beine müde und schwer an. Gut zu wissen, dass es Mittel und Wege gibt, die Gesundheit der Venen zu fördern – auch auf natürliche Weise.

Fünf bis sechs Liter Blut fliessen ständig durch unseren Organismus. Dabei haben die Venen besonders viel zu tun: In ihnen fliesst nähr- und sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen, das zuvor durch die Arterien in die entlegensten Winkel des Körpers transportiert wurde. Auf diesem Weg müssen die Venen die Schwerkraft in den Armen und Beinen überwinden. Als Unterstützung dienen die Venenklappen und die Muskelpumpe befördert bei Bewegung den roten Lebenssaft durch die Gefässe.

Geschwächte Venen

Es verwundert daher nicht, wenn die Venen in den Beinen ermüden oder schwach werden. Sie können sogar anschwellen und fühlen sich durch die Stauung schwer und schwach an. Im Sommer verschlimmern sich nicht selten die Symptome, dann weiten sich aufgrund von steigenden Temperaturen die Gefässe, was den Bluttransport zusätzlich erschwert. Da der Druck in den Venen schwächer ist als in den Arterien, sind ihre Wände dünner als jene der Arterien. Als Folge davon beulen sie in bestimmten Situationen aus – etwa bei zu langem Sitzen oder Stehen. In diesen ausgeweiteten «Röhren» schliessen die Venenklappen nicht mehr korrekt, das Blut sackt zurück und staut sich. Durch den andauernden Blutstau werden die Venen durchlässiger und es kommt zu einem Flüssigkeitsaustritt ins umliegende Gewebe. Dies zeigt sich typischerweise in Wasseransammlungen, sogenannten Ödemen, in den Beinen. Die Folge sind Schwellungen um den Knöchel und es kann zu Krampfadern kommen: erweiterte, geschlängelte, oberflächliche Beinvenen, die im fortgeschrittenen Stadium das Schweregefühl noch verstärken und bläuliche Hautverfärbungen hervorrufen können.

Bleiben die Venenbeschwerden über lange Zeit unbehandelt, können geschwollene Beine, Durchblutungsstörungen, Gewebeschäden bis hin zu offenen Beinen die Folge sein. Im Extremfall bildet sich gar ein Blutgerinnsel (Thrombose), das unter Umständen in die Lunge wandert und dort eine potenziell lebensgefährliche Lungenembolie auslöst.

Erste Warnsignale für Venenschwäche

Doch wie erkennt man erste Anzeichen einer beginnenden Venenschwäche? «Betroffene nehmen Beschwerden häufig in den Unterschenkeln wahr», erklärt Marina Tschiemer-Gysi, dipl. Drogistin HF und Betriebsleiterin in Belp. «Die Beine fühlen sich müde und behäbig an und schmerzen. Viele Betroffene berichten auch von einem Spannungs- und Kribbelgefühl sowie von Krämpfen in den Waden.» Die Ursachen von Venenproblemen – es trifft mehr Frauen als Männer – sind vielfältig: Vererbung, angeborene Bindegewebsschwäche, Übergewicht, hormonelle Veränderungen (z.B. in der Schwangerschaft oder durch hormonelle Verhütungsmethoden), Bewegungsmangel, häufiges Stehen oder Sitzen, enge Kleider und Rauchen.

Tipps für gesunde Venen

  • Für ausreichend Bewegung sorgen und Muskelgruppen durch Walking, Tanzen, Gymnastik oder Velofahren aktivieren.
  • Flache Schuhe bevorzugen, hochhackige Modelle vermeiden.
  • Nicht zu lange sitzen oder stehen, zwischendurch regelmässig ein paar Schritte gehen.
  • Bei längeren Flug- oder Bahnreisen Stützstrümpfe oder -strumpfhosen oder speziell angepasste Kompressionsstrümpfe tragen. Auf Beinfreiheit achten und regelmässig Gymnastikpausen einlegen.
  • Wechselbäder oder Wechselduschen für die Beine, um die Venenklappen und die Gefässe zu trainieren
  • Alkohol und Nikotin meiden.
  • Auf eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Flüssigkeit achten.

Hilfe aus der Natur

Zur Vorbeugung vermeidet man am besten die beeinflussbaren Risikofaktoren. Doch auch wenn sich die Beine bereits müde und schwer anfühlen, gibt es Hilfe. «Ich empfehle die Einnahme des Pinienrindenextraktes der Strandkiefer. Die Pflanze kann venöse Stauungen, Krampfadern, Schwellungen und Schweregefühle in den Beinen lindern», sagt Marina Tschiemer-Gysi. «Individuell angepasste Kompressionsstrümpfe, Wechselduschen und Kneipp-Anwendungen runden die Therapie ab.»

Ebenfalls bewährt haben sich Salben oder Tabletten mit Rosskastanien- oder Weinlaub-Extrakt, welche die Venenwände stärken. Äusserlich angewendete Präparate mit Heparin-Zusatz wirken Ödemen entgegen und sind zudem entzündungshemmend. Alle diese Mittel erhöhen die Spannung der Venenwände, was den Blutfluss erleichtert. Zudem wird die Gefässwand abgedichtet, wodurch weniger Flüssigkeit ins umliegende Gewebe tritt und so Schwellungen rund um die Knöchel entgegenwirkt. Ein gutes Hilfsmittel sind Venenkissen. Tschiemer-Gysi: «Dank ihrer anatomischen Form fliesst nicht nur das Blut leichter zum Herzen zurück, sie ermöglichen zudem druckstellenfreies Liegen in Rücken- und Seitenlage.»

Schwere Beine oder Lipödem?

Beim Lipödem handelt es sich um eine Störung der Fettverteilung, die grösstenteils Frauen betrifft. Typisch dafür ist eine Fettvermehrung an Beinen, Hüfte, Gesäss und manchmal auch an den Armen, die selbst mit Sport oder ausgewogener Ernährung nicht aufgehalten werden kann. Dabei fallen oft die ungleichen Proportionen der Körperteile zueinander auf: Im Extremfall tragen Betroffene am Oberkörper Kleidergrösse XS und an den Oberschenkeln XXL und leiden zudem an Schmerzen. Die Ursache ist unbekannt, vermutlich spielen aber die Hormone eine Rolle, nicht selten treten erste Anzeichen in der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft auf. Beim Lipödem sind beide Körperseiten gleichermassen betroffenen, bei schweren Beinen häufig eine Seite mehr als die andere.