Wenn es mit dem Stuhlgang nicht funktioniert, liegen die Ursachen nicht immer nur im Darm. Die Gründe für Verstopfung sind vielfältig und liegen meist bei ungesunden Gewohnheiten und einer falschen Ernährung.
Wann spricht man von einer Verstopfung?
Unser Darm entleert sich nicht regelmässig, auch die Beschaffenheit und Konsistenz des Stuhls unterscheidet sich. Die Faustregel lautet: Von drei Stuhlgängen pro Tag bis zu drei Stuhlgängen pro Woche gehört alles in den normalen Bereich. «Der tägliche Gang zur Toilette ist kein Muss», so Barbara Wellerdieck, eidg. dipl. Drogistin und Betriebsleiterin der Drogerie in Oberriet.
Sie kennt Fälle, in denen sich Personen verstopft fühlen, weil sie nur jeden zweiten Tag ihren Darm entleeren können, und deshalb zu Abführmitteln greifen, obwohl dies nicht nötig wäre. «Nur wenn der Stuhl sehr hart und ein Pressen notwendig ist, handelt es sich um eine Verstopfung», erklärt die Drogistin.
Ernährung, Stress und Dauersitzen
Verstopfung, im Fachjargon Obstipation genannt, hat vielfältige Ursachen. Wichtig ist es, daran zu denken, dass die Verdauung nicht allein Sache des Darms ist. So kurios es tönen mag: Sie beginnt bereits im Mund. Nehmen Sie sich darum Zeit beim Essen – insbesondere am Morgen beim Start in den Tag – und kauen Sie die Nahrung gut. Das ist die erste Vorsorge, die man für eine gute Verdauung treffen kann.
Häufig liegt der Grund einer Verstopfung auch daran, was man zu sich nimmt. Weissbrot, Schokolade, schwarzer Tee oder Rotwein beispielsweise hemmen die Verdauung und begünstigen damit die Verstopfung. Ein Menüplan mit faser- und ballastreicher Kost bringt den Darm richtig in Schwung. «Die Regel mit fünf Portionen Früchten und Gemüse pro Tag hat bis heute ihre Gültigkeit», ist Barbara Wellerdieck überzeugt. Zur ausgewogenen Ernährung gehört auch genügend Flüssigkeit. Eineinhalb bis zwei Liter Wasser oder ungesüsster Tee pro Tag helfen mit, Verstopfungen zu verhindern. Insbesondere Stoffwechsel- und Leber-Gallen-Tee unterstützen eine gute Verdauung.
Wer eine sitzende Tätigkeit ausübt oder sich den ganzen Tag über nur wenig bewegt, tut seinem Körper keinen Gefallen. Die Muskulatur erschlafft, auch diejenige des Darms. Öfter mal die Treppe nehmen oder ein Spaziergang nach dem Essen kann helfen, den Stoffwechsel zu aktivieren und den Darm in Bewegung zu bringen. Ein weiterer Faktor, der bei Verstopfung eine wichtige Rolle spielt, ist Stress. Über das sogenannte Bauch-hirn – ein Netzwerk von Nervenzellen in der Darmwand – beeinflussen sich Kopf und Darm gegenseitig. Stress und psychische Belastungen können deshalb zu Blähungen, Durchfall oder eben zu einer Verstopfung führen.
Steckt eine Krankheit dahinter?
Darmtätigkeit und Hormonhaushalt sind eng miteinander verbunden. Ist der Hormonhaushalt durcheinander, beispielweise durch eine Krankheit oder durch eine Schwangerschaft, kann es zu Verstopfung kommen.
Zudem sollten Menschen, die unter Verstopfung leiden und Medikamente einnehmen, einen Blick auf die Nebenwirkungen werfen. Einige Präparate – insbesondere Antidepressiva und Schmerzmittel – können die Darmtätigkeit negativ beeinflussen. «Sprechen Sie in diesem Fall mit Ihrem behandelnden Arzt», rät Barbara Wellerdieck. «Er kann eventuell die Dosierung anpassen oder ein anderes Medikament verschreiben.» Und die Fachfrau ergänzt: «In seltenen Fällen kann eine Obstipation auf eine schwere Krankheit hinweisen. Wirken gängige Massnahmen über längere Zeit nicht, sollte ebenfalls ein Arztbesuch ins Auge gefasst werden.»
Auf den ersten Blick mag es erstaunen, aber Verstopfung kann auch durch einen Missbrauch von Abführmitteln auftreten. «Solange man sich an die vorgeschriebene Dosierung und Dauer der Anwendung hält, bereiten Abführmittel in der Regel keine Probleme», hält die diplomierte Drogistin fest. «Ist die Dosierung aber zu hoch oder die Anwendungsdauer zu lang, sinkt der Kaliumspiegel im Körper, und das führt wiederum zu einem trägen Darm.»
Verstopfung bei Jung und Alt
Bei Babys kann es vorkommen, dass nach einer Umstellung auf die Breinahrung eine Verstopfung eintritt. Eltern rät Barbara Wellerdieck darum: «Verflüssigen Sie den Brei mit Wasser und geben Sie Ihrem Kind viel zu trinken.» Es kann zudem helfen, dem Brei noch Milchzucker beizufügen. Anstelle von Bananen oder eines geriebenen Apfels ist eine geriebene Birne empfehlenswert.
Lässt sich der Stuhlgang damit nicht normalisieren, können warme Bauchwickel und Bauchmassagen Abhilfe schaffen. Bei Babys und Kleinkindern mit chronischer Verstopfung sollte jedoch mit dem Kinderarzt Rücksprache gehalten werden.
Auch das Älterwerden kann die Trägheit im Darm verstärken. Der Stoffwechsel verlangsamt sich naturgemäss, dazu kommen teils Bewegungsmangel, Krankheiten oder Medikamente, die eine Verstopfung begünstigen. Die erschlafften Darmmuskeln arbeiten nicht mehr optimal, und der Nahrungsbrei, der einen Weg von acht bis neun Metern zurücklegen muss, dickt durch den Wasserentzug ein, wird härter und kommt nicht mehr so gut voran.
Kommen zur Verstopfung noch Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder kolikartige Schmerzen hinzu, ist schnelles Handeln gefragt. «In diesem Fall braucht es eine ärztliche Abklärung, da es sich um einen Darmverschluss handeln könnte», erklärt die Betriebsleiterin.
Was hilft, wenn der Darm streikt?
Die wichtigste Massnahme gegen Verstopfung liegt in der Vorbeugung. Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Ballaststoffen, genügend Bewegung, viel trinken und die Reduktion von Stress tragen nicht nur zu einer gut funktionierenden Darmtätigkeit bei, sondern auch zu einer hohen Lebensqualität.
Wenn die Verstopfung zur Belastung wird, kann der Gang in Ihre Drogerie oder Apotheke die Lösung bringen. Dort stehten Ihnen eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten zur Auswahl. «Im Beratungsgespräch fragen wir nach, wie sich die Beschwerden äussern, wie lange sie schon andauern und was bereits unternommen wurde», sagt Barbara Wellerdieck.
Bei Schwangeren und chronisch verstopften Personen haben sich milde, quellende Wirkstoffe bewährt, wie sie zum Beispiel in Floh- oder Leinsamen vorkommen. Werden sogenannte Quellstoffe zu Hilfe genommen, ist es sehr wichtig, viel zu trinken!
Wenn man tagelang keinen Stuhl absetzen konnte und der Bauch sich hart und schmerzhaft anfühlt, hilft ein Darmzäpfchen bereits innerhalb von einer bis eineinhalb Stunden. Eine weitere Massnahme gegen Verstopfung ist der Einsatz von darmstimulierenden Wirkstoffen wie Bisacodyl, Natriumpicosulfat oder Sennosiden. Sie regen die Dickdarmbewegung an und leiten Wasser sowie Elektrolyte in den Dickdarm. Sie sind beispielsweise als Dragées erhältlich. «Solche darmstimulierenden Dragées werden abends eingenommen, ihre Wirkung tritt nach ungefähr acht Stunden ein.»
Sanfte Wirkung
Bei gelegentlicher Verstopfung
Regt den Darm an
Die 10 ballaststoffreichsten Nahrungsmittel
Ballaststoffe in Gramm (pro 100 Gramm):
- Flohsamen 83,7
- Weizenkleie 45,1
- Leinsamen 38,6
- Chia-Samen 34,4
- Kokosraspeln 24,0
- weisse Bohnen 23,2
- Sojabohnen 22,0
- getrocknete Pflaumen 18,8
- Schwarzwurzeln 18,3
- getrocknete Aprikosen 17,3
Ballaststoffe werden praktisch unverdaut wieder ausgeschieden, erfüllen diesbezüglich aber auf ihrem Weg durch den Körper einige wichtige Funktionen. Es ist wichtig, Speisen mit Ballaststoffen gut zu zerkauen, weil dadurch mehr Speichel produziert wird, was eine gute Verdauung fördert. Im Magen binden Ballaststoffe Wasser und quellen auf. Dadurch machen sie den Stuhlgang weicher und helfen so bei Verstopfung.