Winterblues

Ratgeber / Gesundheit

Winterblues natürlich vorbeugen

25.10.2022 / von 

Wenn zu Beginn der kalten Jahreszeit nicht nur das Laub, sondern auch das Stimmungsbarometer fällt, spricht man von einem saisonalen Tief. Mit einer geeigneten Alltagsgestaltung und Ernährung schiebt man diesem rechtzeitig einen Riegel vor.

Dunkel, nass, kalt – der Winterbeginn mit den länger werdenden Nächten ist für viele kein Spass. Dass am 30. Oktober die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden und es dann noch früher eindunkelt, hilft da erst recht nicht. Bei rund einem Drittel der Bevölkerung schlägt dieser Zeit- und Klimawechsel mehr oder weniger stark auf ihr Gemüt. Dieses jahreszeitlich bedingte Stimmungstief wird als saisonal abhängige Depression (SAD) oder umgangssprachlich als Winterblues bezeichnet.

Dauermüde im Bett

Von November bis Februar vermehren sich die Klagen über Melancholie, Gereiztheit und Energielosigkeit. Auch fehlende Freude und ein grosses Rückzugsbedürfnis zählen zu den typischen Anzeichen des Winterblues. Die meisten Betroffenen kämpfen aber mit einer bleiernen Müdigkeit. Hauptursache dafür ist ein Mangel an natürlichem Licht. In der Dunkelheit produziert der Körper Melatonin, das sogenannte Schlafhormon, das aus Serotonin hergestellt wird. Beginnt nun die Produktion des Melatonins immer früher, bleibt weniger Serotonin übrig und man hat im Winter einen tieferen Serotoninspiegel als im Sommer. Durch die verringerte Lichteinstrahlung ist dieser natürliche Stimmungsaufheller weniger vorhanden und gleichzeitig wird eine grössere Menge des Schlafhormons Melatonin erzeugt. Dass man dieses saisonale Stimmungstief vermehrt nördlich der Alpen und weniger im Mittelmeerraum antrifft, ist naheliegend. Studien zeigen aber auch, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

Mehr Licht und mehr Bewegung

Spätestens wenn Winterblues-Symptome auftreten, idealerweise aber schon präventiv, sollte man daher auf eine ausreichende Lichtzufuhr achten. Man kann möglichst viel Zeit draussen an der frischen Luft verbringen – optimal ist es zur Mittagszeit bei grösster Lichteinstrahlung. Ein Ausflug in die sonnige Bergwelt ist ebenfalls eine gute Idee oder ein Kurzurlaub in wärmeren Gefilden. Empfehlenswert für den Winter ist eine Supplementierung mit dem sogenannten Sonnenvitamin Vitamin D. Man kann auch mit einer wohl dosierten Lichttherapie etwas nachhelfen, bei der man eine spezielle Tageslichtlampe für rund 30 Minuten täglich auf die Augen richtet.

Wichtig ist zudem viel Bewegung, denn dadurch werden im Körper Glückshormone ausgeschüttet. Auch ein strukturierter Tagesablauf kann helfen, mit genügend sozialen Kontakten und Wohlfühlmomenten. Also: Lachen, Ausgehen, Kuscheln, Massagen oder eine warme Tasse kakaohaltige Schokolade – quasi als Medizin.

Frühzeitig den Winterblues von innen her vorbeugen

Wenn bekannt ist, dass man im Winter anfällig für ein Stimmungstief ist, beginnt man am besten bereits im Herbst mit den oben genannten Massnahmen. Ausserdem kann man zusätzlich von innen her Körper und Geist stärken. Dazu eignen sich Produkte aus der Pflanzenheilkunde sowie gezielte Vitalstoffe wie etwa Vitamin D (siehe Interview), aber auch eine vielseitige und ausgewogene Ernährung. Auf stark verarbeitete und zuckerhaltige Speisen sowie Süssgetränke sollte man möglichst verzichten, denn starke Blutzuckerschwankungen machen müde. Empfohlen wird stattdessen eine eiweissreiche Küche, da Proteine, ebenso wie Kakao, die Serotoninbildung fördern. Das gilt auch für reife Bananen, die man gut mit einem warmen Porridge aus stabilisierendem, energielieferndem Hafer kombinieren kann – ein gesundes und zudem wohltuendes Frühstück für einen kalten Wintertag!

Fiona Schär
Einige Tropfen ätherisches Orangenöl in einem Duftlämpchen verleihen Energie und Zuversicht.

Fiona Schär

Dipl. Drogistin HF

Gibt es Präparate zur Winterblues-Prophylaxe?

Ich rate zu hochwertigem Eiweisspulver oder einem Aminosäurepräparat sowie Vitamin D. Diese Produkte können die Serotoninproduktion unterstützen. Auch nervenstärkende B-Vitamine und Extrakte aus stimmungsaufhellendem Johanniskraut oder Safran sowie beruhigender Melisse bewähren sich.

Welche Pflanzen aus der Naturheilkunde können helfen?

In der Spagyrik gilt das Johanniskraut als Lichtbringer, die Taiga- und Ginsengwurzel fördert die Anpassungsfähigkeit und die Engelwurz ist eine Energiepflanze für Frauen. Johanniskraut kann auch als Tee eingenommen werden – und ebenso als Tinktur oder Tablette, aber dies nur nach fachkundiger Beratung.

Haben Sie noch einen Tipp aus der Aromatherapie?

Morgens einige Tropfen ätherisches Orangenöl in ein Duftlämpchen geben, das verleiht Energie und Zuversicht für den Tag.

Wann braucht es ärztliche Abklärung?

Wenn sich die Symptome verschlimmern, beispielsweise durch Angstzustände, Konzentrationsstörungen oder Hoffnungslosigkeit. Dann könnte es sich nicht mehr um ein saisonales Tief, sondern eine Depression handeln.