Kinderkrankheiten

Ratgeber / Gesundheit

Vergessene Kinderkrankheiten

25.08.2025 / von 

Kindheitserinnerungen an Masern, Mumps und Röteln: einst Alltagsleiden mit schwerwiegenden Folgen. Bei sinkender Durchimpfungsrate können die durch Viren ausgelösten Krankheiten schnell wieder zurückkehren.

Lange galten Masern, Mumps und Röteln als unvermeidliche Begleiter der Kindheit. Noch vor wenigen Jahrzehnten waren Ausbrüche normal und legten ganze Schulklassen flach. Insbesondere die Masern waren gefürchtet. Die Erkrankung konnte schwere Komplikationen verursachen, wie Hirnhautentzündungen oder bleibende Schäden am Gehirn. Auch Mumps ist mehr als nur eine harmlose «dicke Backe». Bei Buben und Männern kann die Infektion gar zu Unfruchtbarkeit führen. Röteln sind vor allem in der Schwangerschaft gefährlich. Die Infektion birgt grosse Risiken und kann beim Neugeborenen zu schweren Fehlbildungen führen.

Die Einführung der Dreifachimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln in den 1970er-Jahren gilt noch heute als Meilenstein in der Geschichte der öffentlichen Gesundheit. Flächendeckende Impfprogramme sorgten dafür, dass die Fallzahlen massiv zurückgingen. In der Schweiz wurden Masern zwischenzeitlich so selten, dass das Land bald als masernfrei gelten sollte. Ein Ziel, das heute wegen sinkender Impfraten jedoch wieder in die Ferne zu rücken droht.

Masern: Mehr als nur ein Hautausschlag

Das Masernvirus wird via Tröpfcheninfektion übertragen, also beim Husten, Niesen oder Sprechen, und die Aerosole können bis zu zwei Stunden nach Emission in der Luft bleiben. Die Krankheit ist hoch ansteckend: Fast jede Person infiziert sich bei ungeschütztem Kontakt. Die Inkubationszeit, die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch, beträgt etwa 7 bis 18 Tage. Typische Symptome sind hohes Fieber, Husten, Schnupfen und eine Bindehautentzündung. Danach folgt ein charakteristischer, grossflächiger Hautausschlag. Dieser beginnt meist hinter den Ohren und breitet sich dann über den ganzen Körper aus.

Gefürchtet werden Masern vor allem wegen der Komplikationen: Häufig entwickelt sich eine Mittelohr- oder eine Lungenentzündung. Besonders gefürchtet ist die sogenannte Masernenzephalitis, eine Entzündung des Gehirns, die bleibende Schäden oder sogar den Tod verursachen kann.

Eine spezielle Therapie gegen das Masernvirus gibt es nicht. Die Behandlung konzentriert sich darauf, die Symptome zu lindern, etwa durch fiebersenkende Mittel, Bettruhe und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Der beste Schutz bleibt die Impfung. Wer nicht sicher ist, ob er oder sie geimpft wurde, kann dies unkompliziert nachholen (siehe Infobox).

Mumps: Wenn die Ohrspeicheldrüsen anschwellen

Mumps, auch Ziegenpeter genannt, wird ebenfalls durch ein Virus ausgelöst und über Tröpfcheninfektion verbreitet. Die Inkubationszeit beträgt etwa 12 bis 25 Tage. Besonders typisch ist die schmerzhafte Schwellung der Ohrspeicheldrüsen, die das Gesicht rund und aufgedunsen erscheinen lässt.

Neben Fieber, Kopfschmerzen und Appetitlosigkeit kann es zu schwereren Komplikationen kommen, wie einer Entzündung der Hirnhaut. Bei männlichen Jugendlichen und Erwachsenen können sich auch die Hoden entzünden, was im schlimmsten Fall zu Unfruchtbarkeit führt. Auch für Mumps gibt es keine gezielte antivirale Therapie. Schmerzstillende Mittel, kühlende Umschläge und viel Flüssigkeit helfen, die Beschwerden zu lindern.

Zuverlässig vor einer Erkrankung und ihren möglichen Folgen schützt auch hier nur die Impfung. Da Mumps bei Erwachsenen häufig schwerer verläuft als bei Kindern, ist ein vollständiger Schutz besonders wichtig.

Gesundheitsberatung in der Apotheke

Die Fachpersonen in den Apotheken sind in der Erkennung von häufigen Erkrankungen oder Gesundheitsstörungen speziell geschult. Zudem steht ein separater Beratungsraum zur Verfügung, in dem man sich zur diskreten Besprechung von gesundheitlichen Anliegen zurückziehen kann. Nach einer vertieften und kostenpflichtigen Konsultation sind unsere Apotheker*innen dazu befugt, wenn nötig rezeptpflichtige Arzneimittel ohne Arztrezept abzugeben. Dies wird entsprechend dokumentiert.

Kostenlose Konsultation

Kund*innen, die bei SWICA grundversichert sind, bezahlen für die vertiefte Beratung nichts (auch keinen Selbstbehalt), sondern nur die abgegebenen Arzneimittel oder sonstige Produkte. Diese Dienstleistung steht allen Grundversicherten der SWICA Krankenversicherung zur Verfügung. Es genügt, dem Team der Apotheke die aktuelle Versichertenkarte der SWICA-Grundversicherung vorzuweisen.

Röteln: Gefährlich in der Schwangerschaft

Röteln verlaufen bei Kindern und Erwachsenen meist mit leichten Symptomen. Die Übertragung erfolgt auch bei Röteln durch eine Tröpfcheninfektion. Die Inkubationszeit beträgt etwa 14 bis 21 Tage. Typische Symptome sind ein feinfleckiger, rosa-roter Hautausschlag, leichtes Fieber, Kopfschmerzen und geschwollene Lymphknoten, vor allem hinter den Ohren und im Nacken. Der Ausschlag hält oft nur wenige Tage an und wird manchmal sogar übersehen.

Gefürchtet ist eine Röteln-Infektion vor allem in der Schwangerschaft. Infiziert sich eine werdende Mutter im ersten Drittel der Schwangerschaft, kann das Virus schwere Fehlbildungen beim ungeborenen Kind verursachen, wie etwa Herzfehler, Taubheit oder geistige Behinderung. Das macht die Krankheit zu einer ernst zu nehmenden Bedrohung.

Da es auch gegen Röteln keine spezifische Behandlung gibt, ist der Impfschutz besonders wichtig. Frauen im gebärfähigen Alter sollten unbedingt prüfen, ob sie vollständig gegen Röteln geimpft sind. Im Zweifel sollte eine Auffrischimpfung erfolgen.

Schutz durch Impfung: Was heute empfohlen wird

Den effektivsten Schutz vor diesen Krankheiten bietet die kombinierte Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR). Seit 2023 empfiehlt das BAG, die Impfung in Kombination mit einem Schutz gegen Windpocken durchzuführen (MMRV). Die erste Dosis ist im Alter von neun Monaten angezeigt, die zweite mit zwölf Monaten. Verpasste Impfungen können jederzeit nachgeholt werden. Besonders wichtig ist eine Nachholimpfung für Jugendliche und junge Erwachsene, die als Kind nicht oder nur einmal geimpft wurden, für Frauen mit Kinderwunsch und für Personen, die im Gesundheitswesen oder im Bildungsbereich arbeiten, sowie für Reisende in Länder mit Masernausbrüchen. Die MMR- und die MMRV-Impfung werden in der Regel gut vertragen. Schwere Komplikationen sind extrem selten und stehen in keinem Verhältnis zu den Risiken einer Infektion.

Noch kein Impfschutz?

Impfungen schützen Sie und Ihre Mitmenschen vor gefährlichen Krankheiten. Ob Grundschutz, Reiseimpfungen oder Auffrischung: In Ihrer Apotheke erhalten Sie alle Informationen zum Thema Impfung, eine kompetente Beratung und eine professionelle Durchführung. Informieren Sie sich jetzt und lassen Sie Ihren Impfschutz überprüfen, damit Sie im Alltag und auf Reisen auf der sicheren Seite sind. 

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Daniel Wechsler
Masernausbrüche treten immer wieder lokal auf, etwa in Schulen.

Daniel Wechsler

Apotheker und Betriebsleiter

Sind Masern, Mumps und Röteln in der heutigen Zeit wirklich «vergessen» oder doch präsenter als gedacht?

Masern, Mumps und Röteln sind keineswegs verschwunden. Gerade Masernausbrüche treten immer wieder lokal auf, etwa in Schulen. In Regionen mit niedriger Impfrate können sich die Krankheiten schnell verbreiten. Besonders gefährdet sind dabei ungeimpfte Kinder und Personen mit einem geschwächten Immunsystem.

Warum spielt die Herdenimmunität bei MMR so eine grosse Rolle?

Herdenimmunität bedeutet, dass genügend Menschen immun sind, sodass sich ein Virus nicht mehr ausbreiten kann. Bei Masern braucht es etwa 95 Prozent Durchimpfung. Wird diese Marke unterschritten, steigt die Gefahr von Ausbrüchen, wie wir es in den letzten Jahren leider wieder öfter sehen. Gerade in Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten kann sich das Virus rasant verbreiten.

Welche Tipps geben Sie zur Unterstützung der Genesung?

Masern, Mumps und Röteln sind Virusinfektionen, sie lassen sich nur symptomatisch behandeln. Wichtig ist Isolation, um andere zu schützen. Teils werden auch behördliche Massnahmen angeordnet. In schweren Fällen, etwa bei Komplikationen wie Hirnhautentzündung, kann eine Hospitalisation nötig sein. Der beste Schutz bleibt deshalb die Impfung.