Der Sommer lockt mit Grillnachmittagen und Sonnenbaden: Gerade jetzt ist die Gefahr für Verbrennungen und Verbrühungen gross. Wir geben einfache Tipps zur Vorbeugung und erklären, was zu tun ist, wenn es bereits zu spät ist.
In der Schweiz ereignen sich jährlich über 8'000 Verbrennungsunfälle. Etwa 290 Schwerverletzte müssen sich in einem Brandverletzungszentrum behandeln lassen, zwischen 13 und 36 Personen sterben jährlich an den direkten Folgen einer Verbrennung. So lauten die Zahlen der Beratungsstelle für Brandverhütung. Damit es nicht so weit kommt, reichen bereits einfache Vorsichtsmassnahmen. Dazu gehören das Grillieren ohne Brandbeschleuniger, die Beaufsichtigung von Kindern und Tieren sowie die Bereitstellung von Wasser überall dort, wo offenes Feuer entfacht wird. Wer sich vorsichtig verhält und einen bewussten Umgang mit Feuer und Hitzequellen pflegt – dazu gehört auch die Sonne –, kann den Sommer unbeschwert geniessen.
Wo Vorsicht vor Verbrennungen geboten ist
Die Gefahr für Verbrennungen lauert überall dort, wo eine Hitzequelle vorhanden ist: beim Bügeln zu Hause, beim Kochen und Backen oder auch beim Schrauben am Auspuff des Motorrads. Kommt die Haut in Kontakt mit Hitze, kann diese je nach Intensität und Dauer das Gewebe schädigen. Handelt es sich um Flüssigkeit oder Dampf, spricht man von einer Verbrühung. Je nach Schweregrad (siehe Infobox) rötet sich die Haut und es bilden sich Blasen, die sich bei einer schweren Verbrennung schwarz verfärben können.
Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmass der Schädigung. Sie reicht von der einfachen Kühlung bei leichten Verbrennungen bis zur Operation und – in den schlimmsten Fällen – einer Hauttransplantation. Bei sehr schweren Verbrennungen droht Lebensgefahr, weil viel Gewebe verletzt und dessen Funktion eingeschränkt wird sowie der Körper den hohen Flüssigkeitsverlust nicht mehr ausgleichen kann. Wenn die Haut grossflächig betroffen ist und die Verbrennungen tief reichen, droht eine bakterielle Infektion, die zu weiteren Komplikationen führen kann.
Die Haut vergisst nie
Auch Sonnenanbetende gehen ein hohes Risiko ein und sollten sich schützen. «Ein Sonnenbrand entsteht dann, wenn die Haut zu viel ultraviolette Strahlung abbekommt», sagt Brigitte Bodenmann, Apothekerin in einer Drogerie Apotheke in Winterthur. «Bei einem stärkeren Sonnenbrand bilden sich Blasen auf der Haut wie bei einer Verbrennung.» Die Stärke des Schadens hängt vom Hauttyp und von der Dauer ab, während der die betroffene Stelle der Sonne ausgesetzt war. Bis die Haut mit Symptomen reagiert, kann es bis zu acht Stunden dauern. Sie fühlt sich heiss an, spannt, schmerzt, juckt und brennt. In schweren Fällen kommen Kopfschmerzen, Fieber, Übelkeit und Erbrechen dazu. Die akuten Symptome verschwinden nach einiger Zeit. Sonnenbrände können den Körper aber auch längerfristig schädigen. Entscheidend ist auch die Gesamtmenge der UV-Strahlung, welche die Haut im Leben abbekommt. Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Hautkrebs.
Sofortmassnahmen sind entscheidend
Sollte es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall kommen, ist bei allen Verbrennungen oder Verbrühungen eine rasche Reaktion entscheidend. Bei einem Sonnenbrand gilt als Erstes: raus aus der Sonne und kühlen! Um den Kreislauf nicht zu sehr zu belasten, empfiehlt es sich, auf kalte Duschen zu verzichten. Besser ist es, feuchte Kompressen oder Tücher aufzulegen. «Auch Cool Packs sind geeignet, dürfen aber nicht direkt auf die Haut gelegt werden», erklärt die Expertin. «Bei einem Sonnenbrand geht viel Flüssigkeit verloren. Es ist deshalb ratsam, dass Betroffene ausreichend Wasser trinken.»
Bei einer Verbrennung oder Verbrühung muss die Haut mit Wasser gekühlt werden. Die Kühlung sollte so lange dauern, bis der Schmerz nachlässt, aber nicht mehr als 20 Minuten. Das Wasser muss eine Temperatur von rund 20 Grad haben. Bei Kindern kann es auch lauwarm sein. Brigitte Bodenmann: «Auf keinen Fall darf Eiswasser verwendet werden, da sonst die Gefahr einer Unterkühlung besteht.» Leichte Verbrennungen oder Verbrühungen können gut zu Hause behandelt werden und verheilen von selbst wieder. Bilden sich Brandblasen, gilt es, diese nicht aufzustechen, damit eine Infektion durch Keime verhindert werden kann. Falls eine Blase dennoch offen ist, desinfiziert man die Stelle am besten umgehend.
Ärztliche Hilfe bei Brandverletzungen
Verbrennungen oder Verbrühungen ab dem zweiten Schweregrad, die mit einer Blasenbildung einhergehen, müssen unbedingt von einer Ärztin oder einem Arzt behandelt werden. Das gilt auch für Brandverletzungen am Gesicht, im Genitalbereich oder an den Gelenken sowie bei Kindern und älteren oder geschwächten Personen. Droht bei einem Sonnenbrand ein Hitzeschlag, ist der Notarzt zu benachrichtigen, da der Kreislauf zusammenbrechen könnte. «Eine Verbrennung setzt die Haut unter Stress. Sie benötigt deshalb eine besondere Pflege mit viel Feuchtigkeit. Eine herkömmliche Bodylotion hat meist einen zu hohen Lipidanteil, daher empfehle ich eher eine spezielle Pflege mit viel Feuchtigkeit», betont Brigitte Bodenmann. In dieser Zeit sollte auf eine direkte Sonneneinstrahlung verzichtet werden. Es empfiehlt sich, den höchsten Sonnenschutzfaktor zu verwenden.
Abschliessender Tipp der Fachfrau: «Wenn sich die Haut schält, darf sie nicht abgezogen werden. Es könnten Kleinstverletzungen entstehen, die weitere Entzündungen hervorrufen. Ich rate eher dazu, die betroffene Hautstellen vorsichtig mit einem sauberen Handtuch abzureiben.»
Verbrennungsgrade
Grad 1: Häufig bei einem Sonnenbrand: Die Oberhaut (Epidermis) ist betroffen. Leichte Rötung oder Schwellung der Haut, keine Narbenbildung. Die betroffene Stelle verheilt vollständig.
Grad 2a: Neben der Epidermis ist auch die Lederhaut (Dermis) betroffen. Führt neben Rötungen auch zu Blasen. Normalerweise keine Narbenbildung.
Grad 2b: Betrifft auch die Nerven. Sind sie zerstört, verspürt man keine Schmerzen. Teils mit Narbenbildung.
Grad 3: Dermis und Unterhaut (Subcutis) sind betroffen. Schwarz-graue Blasen und abgestorbene Haut. Ab diesem Grad muss meist operiert werden. Irreversible Schäden sind möglich.
Grad 4: Zum Beispiel Verkohlung am offenen Feuer: Alle Hautschichten sowie tiefer liegende Strukturen wie Muskeln, Knochen oder Fett sind betroffen.