Schwangerschaft

Ratgeber / Gesundheit, Kind & Familie

Unsicherheiten in der Schwangerschaft

24.09.2024 / von 

Die Schwangerschaft ist eine Reise mit vielen körperlichen und emotionalen Veränderungen – da kann man sich schnell überfordert fühlen. Eine Expertin klärt auf. Ihr wichtigster Tipp für werdende Mütter: auf den eigenen Körper hören.

Sibylle Welti
Ein besonders grosser Mehrbedarf besteht bei Eisen, Folsäure und Jod, aber auch bei den Vitaminen A, B und E sowie bei Zink.

Sibylle Welti

Dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiterin

Körperliche und hormonelle Veränderungen

Wie gehe ich möglichst gelassen damit um?

Eine Schwangerschaft bedeutet eine Phase des Wandels. Mit dem Baby wird auch die Gebärmutter stetig grösser, Herz und Kreislauf arbeiten auf Hochtouren, das Körpergewebe wird weicher und die Durchblutung meist problematischer. Als häufig anzutreffende Konsequenzen werden ein schmerzhaftes Ziehen in Bauch und Rücken, geschwollene Füsse und Beine oder wachsende, empfindliche Brüste genannt. Dazu verändert sich der Hormonhaushalt, was wiederum den Gemütszustand beeinflussen kann. «Wichtig ist, dass man bewusst in sich hineinhorcht, auf die Bedürfnisse eingeht und sich Gutes tut», sagt Sibylle Welti, dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiterin. Vielfach ist bereits das Wissen um die Vorgänge wertvoll und hilft, die Auswirkungen einigermassen gelassen zu akzeptieren.

Erste Schwangerschaftswochen

Womit unterstütze ich meinen Körper am besten?

Im ersten Trimester werden sämtliche Knochen, Extremitäten und Organe des Babys gebildet – ein regelrechter Kraftakt, auch für den Körper der Mutter. In dieser Zeit sollte auf genügend Schlaf und Entspannung geachtet werden sowie auf eine ausgewogene Ernährung – was allerdings nicht heisst, doppelte Portionen zu verzehren. Vielmehr empfiehlt es sich, auf saisonales und regionales Gemüse sowie auf hochwertige Eiweisse zu setzen. Auch spezifische Nahrungsergänzungsmittel können helfen, sich mit genügend Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen zu versorgen. Die Expertin erklärt: «Ein besonders grosser Mehrbedarf besteht bei Eisen, Folsäure und Jod, aber auch bei den Vitaminen A, B und E sowie bei Zink. Ausserdem sind Omega-3-Fettsäuren zentral für die Hirnentwicklung des Kindes.»

Müdigkeit und Übelkeit

Was hilft gegen die häufigen Anfangsbeschwerden?

Bedingt durch die starken Veränderungen im ersten Drittel der Schwangerschaft, zählen Müdigkeit und Übelkeit zu den meistgenannten Beschwerden in dieser Zeit. Ab dem vierten Monat lassen sie dann in der Regel nach. «Bei Müdigkeit gönnt man sich am besten mehrere Ruhepausen oder Powernaps tagsüber», rät Sibylle Welti. «Der Konsum von Kaffee oder Energy-Drinks ist dabei nicht ratsam, viel gesünder ist ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft, der den Kreislauf in Schwung bringt!» Bei Übelkeit können verschiedene homöopathische Mittel angewendet werden, aber auch spagyrische Essenzen, spezielle Akupressurbänder oder ätherische Öle wie Pfefferminze oder Zitrusfrüchte zum Riechen. Die Fachpersonen in Ihrer Drogerie oder Apotheke beraten Sie dazu gerne.

Ernährungsschwierigkeiten

Was tun, wenn ich aufgrund von Übelkeit keinen Bissen runterbekomme?

«In einem solchen Fall muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden, idealerweise mit Wasser oder ungesüsstem Tee», erklärt die Drogistin. «Mein Spezialtipp ist Ingwertee mit Zitrone, das mildert die Symptome.» Auch sollte die werdende Mutter immer etwas Kleines und Gesundes zum Knabbern dabeihaben, beispielsweise Nüsse und Rüebli. Sibylle Welti empfiehlt zudem, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören und auf mehrere leichte Snacks zu setzen statt auf drei grosse Mahlzeiten pro Tag. Fetthaltige, schwer verdauliche Nahrungsmittel sind möglichst zu vermeiden. Wenn die Ernährung über längere Zeit schwierig ist oder Sorgen diesbezüglich aufkommen, holt man sich lieber früher als später Rat in einer gynäkologischen Praxis.

Freizeit und Sport

Sind Sauna, Thermalbad, Fitnessstudio oder Flugreisen tabu?

Bewegung ist auch in der Schwangerschaft förderlich für das allgemeine Wohlbefinden. Infrage kommen insbesondere Sportarten mit ruhigen, repetitiven Bewegungen und tiefem Risikopotenzial wie Yoga, Schwimmen, Spazieren oder sanftes Krafttraining. «Saunaerprobte Frauen müssen in den ersten zwei Trimestern grundsätzlich nicht auf ihr Heissluftbad verzichten», weiss die Expertin. Für das Thermalbad gilt dasselbe wie für die Badewanne: Prinzipiell spricht nichts dagegen, wegen Überhitzungsgefahr darf man jedoch nicht länger als 15 Minuten im Wasser über 35 Grad bleiben. Flugreisen sind bei problemlosen Schwangerschaften meist unbedenklich. Ab dem 7. Monat sind aber das Einholen eines ärztlichen Attests und das Tragen von Stützstrümpfen ratsam.

Schwangerschaft und Partnerschaft

Wie kann ich meinen Partner oder meine Partnerin miteinbeziehen?

Eine offene Kommunikation sei gerade in dieser Zeit das A und O, sagt Sibylle Welti: «Am besten spricht man viel miteinander über das Baby im Bauch sowie den bevorstehenden neuen Lebensabschnitt und macht auch vor den damit verbundenen Wünschen und Ängsten nicht halt.» Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und einen gewissen Perfektionismus abzustellen, kann die Situation entspannter machen – es muss schliesslich nicht immer alles blitzblank und super aufgeräumt sein. Die Drogistin ergänzt: «Der Partner oder die Partnerin kann unterstützen mit viel Verständnis, Nachfragen und Anpacken. Also beispielsweise Aufgaben im Haushalt übernehmen, die werdende Mutter bekochen oder sie mit einer Fuss- oder Nackenmassage mit harmonisierendem Rosenöl verwöhnen.»