Festtage

Ratgeber / Gesundheit

Ohne sauren Magen durch die Festtage

24.11.2023 / von 

Die Feiertage laden zu üppigen Mahlzeiten ein. Da spielt die Verdauung oftmals nicht mehr ganz mit. Der Magen übersäuert, die Feierlaune ist dahin. Mit ein paar einfachen Massnahmen können Sie vorsorgen.

Während viele von uns über die Weihnachtstage entspannen, vollbringt unser Verdauungssystem Höchstleistungen. Ein Übermass an fettigen oder stark gewürzten Speisen, aber auch Alkohol und Tabak bringen die Nahrungsverarbeitung im Körper an ihre Grenzen. Die Folge: Im Magen gerät das Gleichgewicht zwischen Säure und aufgenommener Nahrung aus den Fugen – es brennt, im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, legt im Körper einen langen Weg zurück. Vom ersten Bissen bis zur kompletten Verdauung braucht eine Mahlzeit 48 bis 60 Stunden. Die Zersetzung beginnt schon im Mund, wo die Zähne das Essen zerkleinern und Verdauungsenzyme im Speichel die Brocken weiterverarbeiten, damit sie durch die Speiseröhre in den Magen gelangen. Der Magen besteht aus einer dehnbaren Wand und fasst bis zu 1,5 Liter. Hier kommt auch die Magensäure zum Einsatz, die bei einer Überproduktion zu Beschwerden führen kann.

Verdauung braucht Säure

Die Magensäure ist ein wichtiges Element in der Verdauung. Es handelt sich um eine verdünnte Salzsäure, die Teil des Magensaftes ist. Zum Magensaft gehören weitere Verdauungsenzyme, die insbesondere die Aufspaltung von Eiweiss ermöglichen. Zudem tötet der Magensaft Bakterien ab, die möglicherweise im Essen waren. Um die Magenwand vor der eigenen Säure zu schützen, stellen Drüsen einen zähen und schützenden Schleim her.

Die Produktion der Magensäure sollte stets im richtigen Verhältnis zur Nahrungsaufnahme sein. Hat der Magen zu viel oder zu wenig Säure, können Beschwerden auftreten. Die Produktion steigt zum Beispiel an, wenn der Körper in kurzer Zeit mehr und schwerer verdaubare Nahrung als gewohnt zu sich nimmt. Eine kurzzeitige Übersäuerung ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Hält das saure Klima allerdings an, steigt die Gefahr, dass sich ein Magengeschwür bildet. Stellt der Körper wiederum zu wenig Magensäure her, kann es zu Völlegefühl und Bauchschmerzen kommen. Die Nahrung wird zu wenig zerkleinert und zu grosse Brocken des Nahrungsbreis gelangen in den Darm, wo sie Blähungen, Verstopfung und selten auch Durchfall verursachen können.

Das Gleichgewicht der Magensäure beeinflusst auch die Mikroorganismen im Magen-Darm-Trakt (Mikrobiom), da sie – je nach Menge – mehr oder weniger Bakterien abtötet. Darunter sind auch solche, die wichtig für die Gesundheit sind. Gesundheitsfördernde Darmbakterien produzieren unter anderem Verdauungsenzyme, die dabei helfen, die gesunden Verdauungsfunktionen des Körpers aufrechtzuerhalten, während sie gleichzeitig die Aktivität von Fäulnisbakterien einschränken.

Sodbrennen und Mundgeruch

Das typische Anzeichen eines übersäuerten Magens ist Sodbrennen. Die Magensäure stösst auf und gelangt in die Speiseröhre, wo sie ein brennendes Gefühl verursacht. Dieses saure Aufstossen kann viele Ursachen haben, meistens wird es aber durch eine falsche Ernährung und Stress ausgelöst. Gerade während der Festtage, an denen die Nahrungsaufnahme oftmals wesentlich höher ist, fährt auch der Magen die Säureproduktion hoch. Ebenso schlägt sich die überschüssige Säure im Atem nieder, was zu Mundgeruch führen kann.

Ein übersäuerter Magen kann auch Magenschmerzen, Magenbrennen oder Übelkeit auslösen. Dauert das Sodbrennen an, kommt es in einigen Fällen zu einer gereizten Speiseröhre, was zu Husten und Halsschmerzen führt. Hat man einmal zu viel gegessen, ist das kein Grund zur Sorge. Die Symptome verschwinden meist von allein. Sollten sie länger anhalten, lohnt sich eine medizinische Abklärung durch eine Fachperson oder einen Arzt.

Was sofort hilft bei saurem Magen

Ist der Magen erst mal übersäuert, gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, um die Beschwerden zu lindern (siehe Interview). Bei Neutralisatoren handelt es sich um Basen, welche die Säuren mit einer einfachen chemischen Reaktion neutralisieren. Man nimmt sie eine Stunde nach dem Essen oder direkt vor dem Schlafengehen ein. Sie sind in der Drogerie oder Apotheke als Kautabletten, Gels zum Einnehmen oder Kaugummis erhältlich. Alternativ lässt sich die Magensäure auch mit Kamillentee oder Kartoffelsaft regulieren. Tritt das Magenbrennen oft in der Nacht oder beim Einschlafen auf, kann es sinnvoll sein, das Kopfteil des Bettes etwas zu erhöhen. Dadurch gelangt die Magensäure weniger in Richtung Speiseröhre.

Ausgewogen und mit Mass geniessen

Neben der Menge der Nahrung ist es auch hilfreich, auf die Art der Lebensmittel zu achten. Säurearmes Obst wie Bananen, Weintrauben, Erdbeeren oder Gemüse wie Rüebli, Gurken, Spinat und Broccoli eignen sich dafür besonders. Sparsames Würzen hilft ebenso wie der Verzicht auf den zweiten Kaffee nach dem Essen. Speisen mit ungesättigten Fetten wie Nüsse, Fisch oder Avocado können eine schützende Wirkung auf den Magen haben. Ballaststoffe unterstützen die Verdauung und sind zum Beispiel in Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten reichlich vorhanden.

Anstatt eines üppigen Festmahls bietet es sich auch an, mehrere kleinere Portionen über den Tag zu verteilen. So hat der Magen genügend Zeit für die Verdauung. Besser als der Verdauungsschnaps ist der Verdauungsspaziergang, der die Darmtätigkeit anregt und für Bewegung an der frischen Luft sorgt. Gönnen Sie auch dem Magen eine erholsame Zeit, dann steht genussreichen Festtagen nichts im Weg.

Melanie Waldvogel
Mit Kartoffelsaft lässt sich die Magensäure schonend neutralisieren.

Melanie Waldvogel

Dipl. Drogistin HF und Betriebsleiterin

Zu üppiges Essen kann zu Magenproblemen führen. Weshalb?

Grosse Portionen – oft in Kombination mit Alkohol – überfordern unseren Magen schnell, weil er die Nahrung nicht optimal auf die Verdauung vorbereiten kann.

Welchen Einfluss hat der pH-Wert im Magen auf Medikamente?

Der pH-Wert und die Verweildauer der Nahrung im Magen spielen eine wichtige Rolle bei der Aufnahme von Medikamenten. Nüchtern beträgt der pH-Wert zwischen 1 und 2. Je nach Nahrung erreicht er bis zu 5. Deshalb ist die korrekte Einnahme – mit, vor oder nach dem Essen – gemäss Angabe der Fachperson entscheidend, damit jedes Medikament seine optimale Wirkung entfalten kann.

Wie lässt sich die Magensäure schonend neutralisieren?

Zum Beispiel mit dem basisch wirkenden Hausmittel Kartoffelsaft. Auch ein gesunder Lebensstil ist wichtig: nicht rauchen, wenig Fett, wenig Alkohol und scharfes Essen. Vorsicht geboten ist bei Koffein und kohlensäurehaltigen Getränken.

Wann kann man Neutralisatoren verwenden, wann Säureblocker?

Neutralisatoren bringen sofort Linderung, Säureblocker hingegen hemmen die Produktion der Magensäure. Ihre Wirkung tritt nicht sofort ein, hält dafür zwei bis drei Tage lang. Dauert das Magenbrennen länger als zwei Wochen oder tritt es regelmässig auf und zeigen Therapien aus der Drogerie oder Apotheke keine Besserung, empfehle ich, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.