Prostata

Ratgeber / Gesundheit

Die Prostata: Eine Drüse, die es in sich hat

26.08.2024 / von 

Sie gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes und ist eine faszinierende Einrichtung der Natur: die Prostata. Mit zunehmendem Alter kann sie jedoch zu Beschwerden führen. Das ist kein Grund zur Panik.

Am Beckenboden, unterhalb der Harnblase zwischen dem knöchernen Schambein und dem Enddarm liegend, umgibt das Organ in der Grösse und Form einer Kastanie die Harnröhre wie ein Ring. Die Prostata wird auch Vorsteherdrüse genannt: «Vorsteher», weil sie direkt am Blasenausgang steht, und «Drüse», weil sie einen Teil der Samenflüssigkeit produziert.

Eigentlich besteht die Prostata aus vielen einzelnen Drüsen, die in Muskelzellen und Bindegewebe eingebettet sind und die beim Orgasmus über zahlreiche Spritzkanälchen ein Sekret in die Harnröhre abgeben. Bei der Ejakulation (Samenerguss) macht das Prostatasekret etwa einen Drittel der gesamten Samenflüssigkeit aus. Es enthält Gleitstoffe, dank denen die Spermien besser vorankommen auf dem langen Weg bis zur weiblichen Eizelle. Gleich hinter der Prostata liegen die beiden Samenbläschen. Sie produzieren rund 65 Prozent des Ejakulats, das lebenswichtige Nähr- und Schutzstoffe für die Spermien enthält. Der Anteil an reinem Sperma beträgt lediglich 3 bis 5 Prozent der gesamten Samenflüssigkeit.

Beim Samenerguss spielt sich ein beeindruckender Vorgang ab: Das in den Hoden produzierte und in den Nebenhoden «einsatzbereite» gereifte Sperma kommt via Samenleiter mit der Flüssigkeit der beiden Samenbläschen und dem Sekret aus der Prostata zusammen und wird in deren Innenraum sozusagen «gemixt». Durch das Zusammenziehen der Muskelzellen in der Prostata wird das Ejakulat mit einer Geschwindigkeit von 40 bis 45 km/h in die Harnröhre gepresst. Bei diesem Vorgang sorgen die Schliessmuskeln der Blase dafür, dass der Urin zurückbleibt und nur die Samenflüssigkeit aus dem Penis geschleudert wird.

Wenn die Prostata Probleme macht

Während in jungen Jahren die Prostata kaum Gesprächsthema unter Männern ist, verändert sich das im Alter. Dann treten häufig unterschiedlich ausgeprägte Beschwerden auf, die den Alltag beeinträchtigen:

• Entzündung der Prostata (häufigste Diagnose)

• gutartige Prostatavergrösserung (häufig)

• Prostatakrebs (seltener)

Ab 50 Jahren nimmt die Wahrscheinlichkeit einer gutartigen Prostatavergrösserung zu. Geschieht das im Aussenbereich der Drüse, verursacht dies meist keine Probleme. Wächst sie aber gegen innen, wirkt sie wie ein Ring, der sich enger um die Harnröhre schliesst und den Zugang zur Blase abklemmt. Und weil die Blasenmuskeln dauerhaft gegen diesen Widerstand arbeiten müssen, kann das zu einer Verkrampfung führen – mit Folgen für den Harndrang.

Symptome bei gutartiger Prostatavergrösserung

• Gefühl, die Blase nicht ganz entleeren zu können

• abgeschwächter Harnstrahl

• stärkerer Harndrang verbunden mit kleineren Urinmengen

• nachts mehrmals die Toilette aufsuchen

• Brennen beim Wasserlassen

• Nachtröpfeln nach dem Wasserlassen

Was tun, wenn die Beschwerden zunehmen?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Prostatabeschwerden zu behandeln. Zu Beginn stehen pflanzliche Mittel zur Verfügung (siehe Infobox). Wenn keine Besserung eintritt, kommen Medikamente zum Einsatz, welche die Prostata schrumpfen lassen. Eine operative Verkleinerung der Prostata kommt dann infrage, wenn die Beschwerden stark sind und es gleichzeitig zu einer chronischen Entzündung kommt.

Da im Alter auch die Muskeln von Blase und Prostata erschlaffen, kann ein Beckenbodentraining mit Kräftigungs- und Entspannungsübungen schon in jüngeren Jahren sinnvoll sein.

Von einer bösartigen Prostatavergrösserung ist dann die Rede, wenn sich das Gewebe krebsartig vermehrt. Das Risiko, daran zu erkranken, steigt im Alter und liegt bei etwa 12 Prozent. Um diese bösartige Veränderung der Prostatazellen (Prostatakarzinom) zu erkennen, lassen Hausärzte bei Männern ab 50 Jahren den Wert des prostataspezifischen Antigens (Abkürzung: PSA) messen. Das PSA ist ein organtypisches Eiweiss, das für die Verdünnung der Samenflüssigkeit zuständig ist. Der PSA-Wert steigt bei einer Vergrösserung der Prostata und könnte (muss aber nicht) ein Indiz für krebsartige Zellen sein. Weil der Wert aber auch aus anderen Gründen steigen (und wieder sinken) kann, ist diese Form der Krebsvorsorge heute ein wissenschaftlich heftig diskutierter Punkt (siehe Interview weiter unten).

Gutartige Veränderungen an der Prostata sind weitverbreitet. Sie betreffen jeden zweiten Mann über 50. Wichtig ist, die Beschwerden wahrzunehmen, zu beobachten und das Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt zu suchen. Je nach Grad der Prostatavergrösserung kommen pflanzliche und medikamentöse Mittel oder operative Eingriffe zum Einsatz.

Unterstützung aus der Natur

Die Naturheilkunde bietet verschiedene Mittel und Ansätze zur Förderung der Prostatafunktion. Kürbiskerne sind reich an Zink und können die Blasenfunktion unterstützen. Tipp: täglich zwei Esslöffel gut zerkaut zu sich nehmen. Ebenso ist Weidenröschen-Tee ein altbekanntes Mittel zur Verbeugung einer Prostatavergrösserung. Empfohlen wird, drei Tassen über den Tag verteilt zu trinken. Extrakte aus den Beeren der Sägepalme werden ebenso häufig verwendet. Sie können helfen, den Harnfluss zu verbessern und Entzündungen zu reduzieren, und werden am besten als Fertigpräparat eingenommen.

PD Dr. med. Livio Mordasini
Die familiäre Vorbelastung ist ein grosser Risikofaktor.

PD Dr. med. Livio Mordasini

Urologe bei Uroviva Sursee

Ist eine vergrösserte Prostata immer problematisch?

Nein. Die Drüse kann bis zur Grösse einer Orange anwachsen und trotzdem keine Beschwerden auslösen, wenn sie nach aussen wächst.

Wie äussert sich eine Entzündung der Prostata?

Durch zugartige Schmerzen in der Dammgegend, die in die Bauchregion ausstrahlen. Bei einer akuten Entzündung kommt es zu starken Schmerzen und Fieber.

Deutet eine Prostatavergrösserung auf Krebs hin?

Nein, die meisten Fälle sind gutartig. Sind in der Familie des Patienten aber Fälle von Prostatakrebs bekannt, ist eine regelmässige Vorsorgeuntersuchung ab 45 Jahren wichtig. Die familiäre Vorbelastung ist ein grosser Risikofaktor.

Wie läuft eine Vorsorgeuntersuchung ab?

Mit einem Bluttest wird der PSA-Wert bestimmt. Zudem tastet der Urologe die Prostata des Patienten rektal mit dem Finger ab. Diese beiden Methoden sind in der Fachwelt umstritten. Eine neuere Studie aus Deutschland hat gezeigt, dass das Abtasten bei der Früherkennung eines Prostatatumors kaum eine Rolle spielt.

Auch der PSA-Wert ist umstritten. Warum?

Ein erhöhter Wert allein heisst nicht unbedingt, dass ein Mann Krebs hat. Der Wert steigt bei einer Entzündung genauso an wie bei einer gutartigen Vergrösserung. Oft sind kostspielige und belastende Folgeuntersuchungen wie MRI oder Biopsie (Gewebsprobe) nicht nötig.

Gibt es zuverlässigere Testverfahren?

Seit 2017 wird in Schweden und Norwegen ein genetischer Bluttest, der Stockholm3-Test, mit dem PSA-Test kombiniert. Inzwischen ist der Stockholm3-Test auch in der Schweiz erhältlich. Damit können bösartige Tumore, bei denen der PSA-Wert nicht erhöht ist – das sind 30 bis 50 Prozent der aggressiven Prostatakrebsarten –, schon früh erkannt werden.