Gesunde Nieren reinigen und filtern unser Blut hunderte Male pro Tag. Lesen Sie, was die Organe leisten, wie man ihnen Sorge trägt und was sie krank macht.
Bis zu 1800 Liter Blut, also etwa zehn durchschnittlich grosse Badewannen voll. Diese enorme Menge fliesst jeden Tag durch unsere Nieren. Das ist rund 300-mal die gesamte Blutmenge des Menschen. Und nicht nur das: Die Organe fungieren dabei als Kläranlage, weil sie giftige Substanzen und Abfallstoffe aus unserem «Lebenssaft» filtern. Ihre Hauptaufgabe ist es, Wasser, Mineralien und Stoffwechselabbauprodukte auszuscheiden. Es entsteht der sogenannte Primärharn. 99 Prozent des Primärharns – vor allem Elektrolyte, Zucker und Wasser – gelangen durch aktive Prozesse zurück in den Blutkreislauf. Nur der nicht mehr brauchbare Rest, der sogenannte Sekundärharn, wird als Urin ausgeschieden, ungefähr ein halber bis zwei Liter täglich.
Ein gesunder Mensch verfügt über zwei Nieren. Sie befinden sich links und rechts von der Wirbelsäule, auf Höhe der elften und zwölften Rippe. Weil auch die Leber im rechten Oberbauch sitzt, liegt die rechte Niere in der Regel rund zwei Zentimeter tiefer als die linke. Die Nachbarn der rechten Niere sind die Leber, der Zwölffingerdarm sowie die rechte Dickdarmbiegung. Die Nachbarn der linken Niere sind Magen, Milz, Teile der Bauchspeicheldrüse sowie der absteigende Bereich des Dickdarms. Bei Erwachsenen sind die Nieren je elf bis zwölf Zentimeter lang und fünf bis sechs Zentimeter breit. Ihr Gewicht beträgt jeweils etwa 150 Gramm. Am inneren Rand der bohnenförmigen Organe liegt die Nierenpforte, über welche die Nierenvene und die Nierenarterie verlaufen. Die Arterie liefert der Niere mit Abfallstoffen beladenes Blut, welches das Organ nach der Reinigung über die Vene wieder verlässt.
Vielseitige Aufgaben
Unser Harnsystem besteht aus den Nieren, den Harnleitern, der Harnblase und der Harnröhre. Im Nierenbecken sammelt sich der Sekundärharn, der über die Harnleiter in die Harnblase gelangt und von dort über die Harnröhre den Körper verlässt. Mark und Rinde bilden die eigentliche Organmasse. In ihr befinden sich circa 1 bis 1,4 Millionen kleine Filtereinheiten, im Fachjargon Nephrone genannt. Nephros ist das griechische Wort für Niere, weshalb auch das entsprechende medizinische Fachgebiet Nephrologie heisst.
Andere Zellen in den Nieren stellen die Hormone Erythropoetin, das die Produktion der roten Blutkörperchen steuert, und Renin, das den Blutdruck reguliert, her. Wichtig sind die Organe überdies für die Bildung von Vitamin D, den Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers und das Säure-Basen-Gleichgewicht.
Ein geschenktes Leben
Die Niere ist das in der Schweiz mit Abstand am häufigsten transplantierte Organ: 2019 erhielten 332 Menschen eine neue Niere. Diese Organempfänger hatten Glück, denn auf der Warteliste für eine Spenderniere befanden sich 1469 Personen. Ebenso wie bei der Leber oder der Lunge ist bei der Niere eine Lebendspende möglich – 2019 stammten 108 der 332 transplantierten Nieren von lebenden Personen. Der Spender oder die Spenderin kann mit nur einer Niere gut weiterleben.
Ausreichend trinken
Da die Nieren eng mit der Blase verbunden sind, kann sich eine Blasenentzündung auf die Niere ausweiten. Das Resultat ist eine äusserst schmerzhafte Nierenbeckenentzündung, die nach einer sofortigen ärztlichen Behandlung verlangt. Einer unkomplizierten Harnwegsinfektion kann mit einer Durchspülungstherapie begegnet werden. Diese besteht aus täglich mindestens zwei Litern Nieren-Blasen-Tee, der neben einer harntreibenden Wirkung auch entzündungshemmende Effekte aufweist. Die Harnmenge steigt, wodurch die Krankheitserreger von den Schleimhäuten gelöst und ausgespült werden. Für diese Behandlung eignen sich Bärentraubenblätter, Goldrutenkraut, Brennnesselblätter, Schachtelhalmkraut sowie Birkenblätter.
Während Blasen- und Nierenbeckenentzündungen nach einer Behandlung meist wieder abklingen, können andere Nierenerkrankungen chronisch werden. Viele Menschen leben mit einer leichten bis mittleren Einschränkung der Nierenfunktion – und sind sich dessen nicht bewusst. Die Beschwerden beginnen in der Regel schleichend. Möglich sind rötlicher Urin, unangenehmer Uringeruch, Nierenschmerzen, dumpfe Rückenschmerzen, krampfartige und bis in die Harnblase ausstrahlende Schmerzen im Rücken, Wassereinlagerungen an Knöcheln oder Augenlidern, nächtlicher Harndrang, schäumender Urin oder geringe Urinausscheidung. Im fortgeschrittenen Stadium macht sich die Niereninsuffizienz mit Symptomen wie Schwächegefühl, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Juckreiz und Brennen, säuerlichem Körpergeruch oder erhöhtem Blutdruck bemerkbar. Bei akutem Nierenversagen stellen die Organe innerhalb von maximal zwei Tagen ihre Tätigkeit ein. Typische Anzeichen hierfür sind Atemnot, Verwirrung und Schläfrigkeit.
Ob akutes oder schleichendes Nierenversagen: Wer verdächtige Symptome bei sich feststellt, sollte unbedingt möglichst rasch den Arzt aufsuchen. Je nach Ursache lässt sich die eingeschränkte Nierenfunktion mit entsprechenden Therapien meist verbessern. Manche Schäden sind jedoch bleibend und könnten unter Umständen eine Dialyse (Blutwäsche) oder sogar die Transplantation eines Spenderorgans erfordern (siehe Box oben).
Das hilft den Nieren
Eine gesunde und ausgewogene Ernährung hilft, erhöhte Blutzuckerwerte und Übergewicht zu vermeiden. Letzteres kann die Nieren in Mitleidenschaft ziehen – unter anderem, weil Menschen mit zu hohem Körpergewicht häufiger Bluthochdruck bzw. Diabetes entwickeln, die als Hauptrisikofaktoren für Nierenschäden gelten.
Doch es gibt noch weitere Möglichkeiten, seinen Nieren Gutes zu tun: zum Beispiel, indem man Dauerstress und ständige Anspannung vermeidet. Denn wenn einem buchstäblich «etwas an die Nieren geht», produzieren die Organe Hormone, die das Herz schneller schlagen lassen und den Blutdruck in die Höhe treiben. Bluthochdruck schädigt unter anderem die Gefässe im Doppelorgan. Als Folge davon können die Nieren ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen. Wichtig ist zudem der Verzicht auf Tabak, denn auch Rauchen beeinträchtigt die Durchblutung und die Nierenfunktion.
Das tut den Nieren gut
- Körperlich aktiv sein
- Täglich 2 bis 3 Liter Wasser oder Kräutertee zu sich nehmen
- Auf normale Blutdruckwerte achten (120/80 mmHg)
- Auf eine ausgewogene Ernährung mit vernünftigem Salzkonsum Wert legen
- Als Diabetikerin oder Diabetiker auf eine gute Blutzuckereinstellung achten
- Personen, die an chronischen Erkrankungen leiden, sollten regelmässig ihre Nierenwerte kontrollieren lassen
Daniel Gegenschatz
Eidg. dipl. Drogist und Co-Inhaber einer Drogerie in Flawil
Wie kann man die Nierenfunktion unterstützen?
Genug trinken, denn eine geschwächte Nierenfunktion bedeutet eine Störung unserer «Filteranlage». Täglich mindestens zwei Liter sind unerlässlich: sauberes Quellenwasser, kohlensäurearmes Mineralwasser oder Kräutertees. Wegen ihres hohen Zuckeranteils eignen sich Süssgetränke und Fruchtsäfte nur bedingt. Menschen, die oft an Nieren-Blasen-Problemen leiden, empfehle ich, möglichst viel zu trinken. Denn durch häufiges Wasserlassen werden Stoffwechsel-Abbauprodukte und Krankheitskeime aus den Harnwegen gespült.
Sollte man die Nieren regelmässig entgiften?
Es ist sinnvoll, auf eine gute Nierenfunktion zu achten. Selbstverständlich sind periodische Aktivierungen der Nierenfunktion empfehlenswert. Wir sprechen dann oft von Fasten- oder Detox-Kuren. Dabei geht es hauptsächlich darum, die Aktivierung der Ausscheidung über Nieren, Leber und Darm zu aktivieren.
Wie genau wirken sich Blasentees auf die Nierenfunktion aus?
Spezielle Teemischungen werden zur Durchspülung der ableitenden Harnwege eingesetzt. Sie wirken durch eine verstärkte Harnausscheidung, was wiederum Abbauprodukte löst, und können auch Harnstein- oder Nierengriessbildung vorbeugen.