Diabetes

Ratgeber / Gesundheit

Diabetes: Gut informiert zu mehr Lebensqualität

24.11.2025 / von 

In der Schweiz leben über 500'000 Menschen mit Diabetes – umgangssprachlich auch «Zuckerkrankheit» genannt. Gut informiert und unterstützt lässt sich mit Diabetes ein aktives, unbeschwertes Leben führen.

Diabetes mellitus – Kurzform Diabetes – gehört weltweit zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Auch in der Schweiz sind die Zahlen hoch. Schätzungen zufolge leben hierzulande über eine halbe Million Menschen mit der Diagnose Diabetes, davon rund 40'000 mit Typ 1. Besonders alarmierend: Fachleute gehen davon aus, dass viele weitere Menschen betroffen sind, ohne es zu wissen. Unbehandelt kann Diabetes schwere 
Folgen haben. Dabei liesse sich ein grosser Teil der Folgeerkrankungen am Blutgefäss- und Nervensystem durch frühzeitige Diagnose und Anpassungen im Lebensstil vermeiden.

Diabetes ist eine Störung des Zuckerstoffwechsels. Zucker, genauer gesagt Glukose, ist der wichtigste Energielieferant für unseren Körper. Damit er aus dem Blut in die Zellen gelangt, braucht es Insulin. Ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird. Fehlt Insulin oder reagieren die Zellen nicht mehr richtig darauf, bleibt zu viel Glukose im Blut. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann Nerven, Blutgefässe, Augen und Nieren schädigen und erhöht das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Typ 1: Autoimmunerkrankung mit frühem Beginn

Typ-1-Diabetes ist deutlich seltener als Typ 2. Die Krankheit macht durch ihren meist plötzlichen Beginn auf sich aufmerksam. Das Immunsystem greift irrtümlich die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an und zerstört sie. Die Folge ist ein Insulinmangel, der lebenslang durch Spritzen oder eine Insulinpumpe ausgeglichen werden muss.

Typ-1-Diabetes beginnt häufig im Kindes- oder Jugendalter, kann jedoch auch Erwachsene treffen. Typische Anzeichen sind starker Durst, häufiges Wasserlassen, rascher Gewichtsverlust, extreme Müdigkeit und manchmal Sehstörungen. Da diese Symptome innerhalb weniger Wochen auftreten können, ist schnelles Handeln wichtig. Unbehandelt kann es zu einer lebensgefährlichen Übersäuerung des Blutes (Ketoazidose) kommen.

Der Alltag mit Typ-1-Diabetes erfordert Disziplin. Das heisst mehrmals täglich Blutzucker messen, Insulindosen berechnen, Mahlzeiten anpassen und Bewegung einplanen. Moderne Insulinpumpen und kontinuierliche Glukosemesssysteme erleichtern heute den Alltag, ersetzen aber nicht die Eigenverantwortung. Ein gutes Selbstmanagement kann Betroffenen ermöglichen, ein normales Leben zu führen, inklusive Sport, Reisen und Beruf.

Typ 2: Die schleichende Gefahr

Typ-2-Diabetes ist weitaus häufiger. Betroffene dieses Typs produzieren zwar weiterhin Insulin, jedoch entweder in ungenügender Menge und/oder das Insulin wirkt zunehmend schlechter an den Körperzellen (Insulinresistenz), sodass die Bauchspeicheldrüse immer mehr produzieren muss. Irgendwann kann sie den Bedarf nicht mehr decken.

Zu den Hauptrisikofaktoren zählen Übergewicht, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und eine genetische Veranlagung. Typ-2-Diabetes tritt meist ab dem 40. Lebensjahr auf, aber auch junge Erwachsene und sogar Jugendliche sind zunehmend betroffen. Das ist eine direkte Folge des modernen Lebensstils, mit viel sitzender Tätigkeit und kalorienreicher Kost.

Die Symptome sind oft unspezifisch: Müdigkeit, trockene Haut, erhöhte Infektanfälligkeit oder schlecht heilende Wunden. Manche merken Veränderungen der Sehgewohnheit oder berichten von einem anhaltenden Durstgefühl. Viele erfahren erst von ihrer Erkrankung, wenn Folgeprobleme auftreten oder ein Bluttest durchgeführt wird. Dabei lässt sich Typ 2 oft gut behandeln. In manchen Fällen kann er sich durch Änderungen im Lebensstil sogar verbessern. Die Therapie beginnt meist mit der Ernährungsumstellung, Gewichtsreduktion und regelmässiger Bewegung. Reicht das nicht, verschreibt der Arzt Medikamente, die die Insulinwirkung verbessern oder die Zuckerproduktion in der Leber bremsen. Bei fortgeschrittener Erkrankung kann auch eine Insulintherapie nötig sein. Die Anpassung der Medikamente erfolgt schrittweise und wird regelmässig ärztlich überprüft.

Gesundheitscheck in der Apotheke

Für einen Blutzuckertest in der Apotheke genügt meist ein kurzer Besuch ohne Voranmeldung. Nach einem kleinen Stich in die Fingerkuppe wird ein Tropfen Blut entnommen und sofort ausgewertet. Die Messung sollte nüchtern am Morgen erfolgen (mindestens 6 bis 8 Stunden nach der letzten Mahlzeit). Bereits nach wenigen Minuten erklärt die Fachperson, ob der Blutzucker im Normbereich von 3,5 und 5,5 mmol/l liegt oder ob weitere Abklärungen sinnvoll sind. Finden Sie eine Apotheke in Ihrer Nähe

Alltag mit Diabetes: Strategien

Unabhängig vom Typ gilt: Wer gut informiert ist und aktiv mitarbeitet, kann die Krankheit in den Griff bekommen. Ernährung und Bewegung sind die zentralen Säulen. Empfehlenswert sind vollwertige Lebensmittel wie Vollkornbrot, Hülsenfrüchte, frisches Gemüse, Nüsse sowie Pflanzenöle und Obst. Zuckerhaltige Getränke, Süssigkeiten und stark verarbeitete Produkte sollten die Ausnahme sein.

Regelmässige körperliche Aktivität verbessert die Insulinempfindlichkeit, senkt den Blutzuckerspiegel und wirkt sich positiv auf Blutdruck und Cholesterin aus. Schon 30 Minuten zügiges Gehen pro Tag können einen Unterschied machen. Ergänzend ist Krafttraining sinnvoll, da Muskelmasse Zucker aus dem Blut besonders effizient aufnimmt.

Technische Hilfsmittel wie moderne Blutzuckermessgeräte oder Sensoren ermöglichen eine engmaschige Kontrolle (siehe Infobox). Viele Geräte speichern Werte automatisch und helfen, Muster zu erkennen. Zum Beispiel, wie sich der Blutzucker nach bestimmten Mahlzeiten oder Sport verändert. Diese Daten sind eine wertvolle Grundlage für Gespräche mit Ärztinnen und Ärzten, um die Therapie optimal einzustellen.

Vorsorge: Risiken senken

Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen sind besonders für Menschen mit Risikofaktoren wichtig. Ein einfacher Blutzuckertest beim Hausarzt oder in der Apotheke kann klären, ob Handlungsbedarf besteht. Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt, können gesundheitliche Folgen mit einer Anpassung des Lebensstils verringert werden. Prävention bedeutet nicht nur Vermeidung einer Erkrankung, sondern auch die Förderung der allgemeinen Gesundheit: mehr Energie im Alltag, besserer Schlaf, weniger Belastung für Herz und Kreislauf.

Diabetes ist zwar nicht heilbar, aber gut behandelbar. Der Schlüssel liegt in der Kombination aus medizinischer Betreuung, Eigenverantwortung und einem gesunden Lebensstil. Die Apotheke kann dabei ein wichtiger Partner sein. Sei es für die Blutzuckermessung, die Beratung zu Medikamenten oder den Austausch über Hilfsmittel wie Glukosesensoren.

Blutzucker-Sensor am Arm

Ein moderner Sensor auf der Rückseite des Oberarms erleichtert Diabetes-Patientinnen und -Patienten das Leben. Er misst kontinuierlich den Glukosewert im Unterhautfettgewebe und überträgt die Daten an ein Lesegerät oder Smartphone. Die Werte liegen nur wenige Minuten hinter dem tatsächlichen Blutzucker im Blut. Trendanzeigen geben Auskunft darüber, ob der Wert steigt oder fällt. Alarmfunktionen warnen rechtzeitig vor kritischen Werten. So lässt sich Unter- oder Überzuckerung tagsüber und auch nachts besser vermeiden. Das häufige Fingerstechen entfällt weitgehend.

Martina Attinger
Bei bestimmten Gesundheitsthemen gelten Diabetiker als Risikopatienten.

Martina Attinger

Apothekerin und Co-Betriebsleiterin

Welche Rolle spielt die Apotheke in der Beratung von Diabetes-Patient*innen?

In der Regel erhalten Patientinnen und Patienten in der Diabetesberatung bereits ausführliche Informationen, beispielsweise zur Anwendung von Insulinspritzen oder -pens. Die Apotheke übernimmt ergänzende Aufgaben. Wir unterstützen in der Therapietreue, also ob Medikamente, Nadeln und Teststreifen wie verordnet eingesetzt werden. Zudem beantworten wir Fragen rund um diese Produkte und klären ab, ob eine Weiterleitung an den Hausarzt oder an Spezialisten sinnvoll ist. Bei bestimmten Gesundheitsthemen gelten Diabetiker als Risikopatienten. Das berücksichtigen wir in der Beratung.

Was sind dabei besondere Herausforderungen?

Herausfordernd sind unter anderem Sprachbarrieren. Falls möglich, unterstützt ein Teammitglied, das die Muttersprache der Kundin oder des Kunden spricht. Oft helfen auch Angehörige, wichtige Informationen korrekt zu vermitteln.

Wie steht es um die aktuelle Diabetes-Versorgung in der Schweiz?

Die Versorgung ist in der Schweiz sehr gut ausgebaut. Es gibt eine spezialisierte Ärzteschaft, Diabetesfachberatungen sowie regionale Diabetesgesellschaften. Ebenso stehen Ernährungsberatungen, medizinische Fusspflege und spezielle Veranstaltungen für Betroffene zur Verfügung. Dazu gehören auch Diabeteslager für Kinder und Jugendliche. Medikamente, Blutzuckermessgeräte und das notwendige Zubehör sind ebenso breit verfügbar.