Selbst bei bester Pflege bleibt sie kaum aus: Viele Babys entwickeln früher oder später eine Windeldermatitis. Dann heisst es: richtig reagieren, damit es dem kleinen Popo bald wieder besser geht.
Babyhaut ist besonders weich und auch sehr empfindlich. Warum ist das so? Bei der Geburt ist die äussere Hautschicht von Babys noch nicht vollständig ausgereift. Sie ist deutlich dünner als bei Erwachsenen und reagiert entsprechend schneller auf äussere Einflüsse wie Reibung. Hinzu kommt, dass der pH-Wert in den ersten Lebenswochen höher ist als bei Erwachsenen, was die Haut anfälliger für Reize macht – ganz besonders im Windelbereich. Dort herrscht ein feuchtwarmes Klima und ist somit ein idealer Lebensraum für Bakterien und Pilze. Das ist normal und bringt in der Regel keine gesundheitlichen Probleme mit sich. Kommt die Haut mit Urin und Stuhl in Kontakt, ist sie empfindlicher und schnell gereizt. Die Enzyme, die im Stuhl enthalten sind und normalerweise die Bestandteile der Nahrung zersetzen, greifen die obere Hautschicht an. Zusätzlich wandeln Bakterien den Harnstoff im Urin in Ammoniak um, der die Windeldermatitis begünstigt.
Typisch sind gerötete Hautpartien rund um Po und Genitalbereich. Manchmal breitet sich die Rötung auch auf die Oberschenkel und den Unterbauch aus. Spätestens dann fühlen sich die Kleinen beim Wickeln sehr unwohl, weil die Stellen brennen und jucken – selbst das Abwischen mit einem Feuchttuch kann dann schmerzhaft sein. Vorbeugen ist in der Regel der beste Schutz gegen Windeldermatitis. Das lässt sich in der Praxis aber nicht immer umsetzen: Mal schläft das Kind gerade tief und fest und man will es nicht wecken, oder man ist unterwegs im Auto und die nächste Gelegenheit zum Wickeln noch weit entfernt. Das passiert selbst den aufmerksamsten Eltern und ist kein Grund für ein schlechtes Gewissen. Meist ist eine Windeldermatitis harmlos und richtig behandelt schnell überstanden.
Öfter mal an die frische Luft
Im Akutfall gilt: Reizungen vermeiden. Zunächst auf Feuchttücher verzichten und stattdessen den Po mit lauwarmem Wasser und ohne Seife reinigen. Dann vorsichtig trocken tupfen, statt zu reiben. Wichtig ist auch, Luft und Licht an den frisch gereinigten Popo zu lassen. Nach dem Wickeln einfach ein paar Minuten trocknen lassen, bevor wieder eine frische Windel angelegt wird. Je nachdem, wie alt das Kind ist und ob es die Temperaturen in der Wohnung zulassen, kann man es auch eine Weile ohne Windel krabbeln oder spielen lassen. Das tut nicht nur dem beanspruchten Popo gut, sondern ist auch ein neues, spannendes Erlebnis für das Kind. Eine Wundschutzcreme mit Zinkoxid hilft, die Haut zu beruhigen und vor weiterer Nässe zu schützen.
Wenn die Windeldermatitis häufiger auftritt, lohnt sich ein genauer Blick auf alles, was mit der Babyhaut in Berührung kommt. Manche Kinder reagieren empfindlich auf Inhaltsstoffe in Feuchttüchern. Es kann helfen, auf Wasser und Waschlappen umzusteigen und zu schauen, ob sich die Haut dadurch bessert. Auch ein Wechsel der Windelmarke, die besonders trocken hält und nicht zu eng sitzt, kann sinnvoll sein. Selbst Kleidung kann einen Unterschied machen. So herzig Baby-Jeans und Leggings auch aussehen, lockere Baumwollhosen mit weichem, breitem Bund wären bei empfindlicher Haut oft die bessere Wahl.
Auch Ernährung kann eine Rolle spielen
Ein verspäteter Windelwechsel ist aber nicht der einzige Grund für eine Windeldermatitis. Bestimmte Nahrungsmittel, etwa säurehaltige Fruchtsäfte oder Brei bei älteren Babys, können ebenfalls Auslöser sein. Sogar körperliche Veränderungen wie Erkältungen oder Zahnen, das häufig mit Veränderungen im Stuhl einhergeht, können einen wunden Po begünstigen. Kein Wunder also, dass Windeldermatitis zu den häufigsten Hautproblemen im Säuglingsalter zählt.
Besonders bei Durchfall ist es schwierig, den Po trocken zu halten. Der ständige Kontakt mit feuchtem Stuhl weicht die Haut auf, schwächt die Barriere und erhöht das Risiko für Infektionen wie Windelsoor. Anzeichen dafür sind nässende kleine Pusteln und Stellen, die sich kreisförmig ausbreiten. Wird ein Windelsoor diagnostiziert, wird – je nach Fortschreiten der Infektion – eine wirkstoffhaltige Salbe verschrieben, die pilzhemmend wirkt. Mit den richtigen Massnahmen ist auch ein Windelsoor in einigen Tagen überstanden. Am besten lässt man sich dazu frühzeitig von Fachpersonen beraten.

Corinne Lotter
Dipl. Drogistin HF und Co-Betriebsleiterin
Worauf sollte man bei der Wahl von Pflege- und Reinigungsmitteln für Babys achten?
Am besten greift man zu extramilden Produkten, die hochwertige Rohstoffe enthalten. Wichtig ist, dass sie möglichst allergenarm sind und von der empfindlichen Babyhaut gut vertragen werden.
Sollte man Babypuder verwenden?
Früher hat man oft Puder benutzt, um den Po trocken zu halten. Heute rät man eher davon ab, denn das feine Pulver kann leicht eingeatmet werden. Stattdessen greift man besser zu Cremes, welche die Haut mit Feuchtigkeit versorgen, pflegen und beruhigen.
Gibt es Pflegefehler, die Sie in der Beratungspraxis häufig feststellen?
Nicht unbedingt klassische Pflegefehler, aber wir beraten inzwischen immer häufiger bei Hautproblemen. Es wird teilweise zu früh und zu viel mit den falschen Produkten gepflegt. Dabei braucht die Haut am Anfang gar nicht viel. Ein einfaches Mandelöl reicht oft völlig aus.
Welches Hausmittel können Sie gegen einen wunden Baby-Po empfehlen?
Bei wundem Po lieber auf parfümierte Feuchttücher verzichten. Besser: mit lauwarmem Schwarztee und einem weichen Lappen reinigen – der Tee wirkt ganz natürlich beruhigend auf die Haut. Ausserdem helfen windelfreie Zeiten und häufiges Windelwechseln, damit die Haut sich schnell erholt.