Bärlauch, Holunderblüten oder Löwenzahn läuten den Frühling ein. Holen Sie sich selbst eine Portion davon – denn sie liefern nicht nur Vitamine und Mineralien, sondern bringen auch Abwechslung auf den Teller.
Wildkräuter wachsen auf Wiesen und an Waldrändern und warten nur darauf, wahrgenommen zu werden. Insbesondere im Frühling, wenn alles spriesst, blüht und gedeiht, machen das Erkunden und Sammeln Freude. «Doch aufgepasst, auch wenn Wildkräuter frei in der Natur zugänglich sind, sind sie kostbar», erklärt Kurt Altermatt, eidg. dipl. Drogist und Heilkräuterexperte. «Um die Natur zu schonen, ist es wichtig, nur so viel zu nehmen, wie man tatsächlich benötigt, und nie einen ganzen Bestand zu ernten. Ich empfehle, nur einzelne Blätter oder Blüten einer Pflanze zu pflücken, sodass sie wieder nachwachsen kann.» Zudem rät er vom Sammeln von Wildpflanzen auf stark gedüngten Böden, in der Nähe von Hundespazierwegen oder mit Pestiziden gespritzten Feldern ab. In einem Naturschutzgebiet dürfen selbstverständlich keine Pflanzen mitgenommen werden. Man sollte nur Pflanzen sammeln, die man wirklich kennt, denn einige ungeniessbare Pflanzen wachsen auch hierzulande. Bei einem Verdacht auf eine Vergiftung wenden Sie sich an die 24-Stunden-Notfallnummer 145 der offiziellen Informationsstelle Tox Info Suisse.
Löwenzahn weckt die Lebensgeister
Löwenzahn (Taraxacum officinale) kommt in der Schweiz auf nährstoffreichen Wiesen und Weiden, im Rasen und an Wegrändern vor. Beim Sammeln sollte auf naturnahe Standorte geachtet werden. Kurt Altermatt betont: «Jetzt im Frühling, bevor sich der Blütenstängel mit den gelben Blüten aus dem Inneren der Blattrosette schiebt, sind seine gezähnten Blätter noch mild und genau richtig zum Ernten. Später werden sie hart und bitter.» Seine geballte Kraft verbirgt der Löwenzahn jedoch nicht in den Blättern, sondern in der bitter schmeckenden Wurzel, die ein altbewährtes Mittel ist, um die Stoffwechselorgane zu unterstützen und so für eine gute Verdauung zu sorgen. Die jungen Blätter werden als Tee oder als Wildgemüse in Salaten, Suppen und Aufläufen verwendet, die Wurzeln beispielsweise fein geschnitten und gebraten als bitteres Wildgemüse. «Zur Anregung des Stoffwechsels und zur Blutreinigung wird der Löwenzahn seit jeher für Frühjahrskuren oder auch bei mangelnder Fettverdauung empfohlen», ergänzt der Drogist. Dabei nutzt man seine harntreibenden und verdauungsanregenden Eigenschaften und stärkt den Körper mit Mineralstoffen und Vitaminen. Alle Teile des Löwenzahns können als Lebens- oder als Heilmittel verwendet werden.
Bärlauch bringt den Stoffwechsel in Schwung
Bärlauch (Allium ursinum) wird im Volksmund auch wilder Knoblauch genannt. Kein Wunder! Um ihn zu finden, geht man in nährstoffreichen Laub- und Mischwäldern, auf schattigen Wiesen und neben Bachläufen einfach der Nase nach. Wenn die ersten zarten, grünen Spitzen des Lauchgewächses zu sehen sind, verbreitet es den typischen Knoblauchgeruch. Trotzdem wird Bärlauch immer wieder mit Herbstzeitlosen, Maiglöckchen oder Aronstab verwechselt. Kurt Altermatt rät deshalb, ganz genau hinzuschauen: «Der Unterschied zeigt sich hauptsächlich am unverwechselbaren, knoblauchartigen Duft des Bärlauchs.» Dem Heilkraut werden Bärenkräfte zugeschrieben: Es enthält mehr Vitamin C als eine Orange und wirkt immunstärkend. Ausserdem hat die Pflanze eine positive Wirkung auf Atemwege, Darm, Galle, Leber, Magen und die Verdauung. Während einer Fastenkur kann eine Bärlauch-Tinktur, von der täglich einige Tropfen eingenommen werden, den Stoffwechsel in Schwung bringen und dem Körper neue Kraft verleihen. In der Küche findet Bärlauch beispielsweise als Suppe, Pesto oder als Gewürz Verwendung. Von Mai bis Juli können die Zwiebeln zudem als eingelegtes Gemüse, Brotbelag oder zu Salaten genossen werden.
Holunderblüten lindern Erkältungen
Der hierzulande weitverbreitete Holunderstrauch (Sambucus nigra) fühlt sich an sonnigen bis halbschattigen Standorten wohl, sei dies in Gärten oder an Waldrändern. Ab Mai bis Ende Juni blüht der Strauch, der bis zu sieben Meter hoch werden kann. Aus den kleinen gelb-weissen Blüten entwickeln sich ab August schwarz gefärbte Steinfrüchte, die im Frühherbst geerntet werden. «Als Heilpflanze wirkt Holunder antiviral, immunstimulierend und entzündungshemmend. Dafür werden vor allem die Blüten und die Beeren verwendet», weiss der Heilkräuterexperte. Wichtig: keinesfalls die Beeren roh essen, sondern beispielsweise eingekocht als Saft oder Gelee zu sich nehmen. Übrigens: Aus Holunderblüten kann ein feiner Sirup hergestellt werden. Wer eine Erkältung
hat, macht sich mit zwei bis fünf Gramm frischen oder getrockneten Holunderblüten einen Tee: 150 ml kochendes Wasser über die Blüten geben und zehn Minuten ziehen lassen. Das wirkt schweisstreibend und schleimlösend.
Quark mit frischen Kräutern
Zutaten
200 g Rahm-, Halbfett- oder Magerquark
Frische Wildkräuter nach Gusto, z.B. Bärlauch, Löwenzahn, Schafgarbe, Gundelrebe, Giersch, Wiesenschaumkraut, Gänseblümchen.
So gehts
Die frischen Wildkräuter fein hacken und mit dem Quark vermengen. Diese Mischung passt gut zu geschwellten Kartoffeln, als Topping auf Vollkorn- oder Knäckebrot oder als Dip mit Gemüsestäbchen zum Apéro. Wildkräuter machen sich auch gut im Salat oder als Kräuterpesto mit Pasta.
Infektionsrisiko
Beim Kräutersammeln besteht ein gewisses Risiko einer Infektion, vor allem durch den Kontakt mit Kot von Füchsen oder anderen infizierten Tieren.
- Sammeln Sie möglichst 1,5 Meter über dem Boden.
- Sammeln Sie nicht am Rand von Wildwechsel oder in der Nähe von Fuchsbauten.
- Waschen Sie sich die Hände gründlich mit Seife und Wasser, nachdem Sie Kräuter gesammelt haben.
- Waschen Sie die gesammelten Kräuter gründlich unter fliessendem Wasser oder kochen Sie sie ab.