Verhütung

Ratgeber / Gesundheit

Verhütungsmethoden: Lieber ohne Hormone

23.01.2025 / von 

Immer mehr Frauen suchen nach natürlichen Alternativen zur hormonellen Verhütung. Vom Kondom zur Kupferspirale bis zum Zykluscomputer – wir stellen die beliebtesten hormonfreien Methoden vor und beleuchten ihre Vor- und Nachteile.

Das Präparat, das vor rund 65 Jahren als Befreiungsschlag für die sexuelle Unabhängigkeit der Frauen gefeiert wurde, ist so unbeliebt wie noch nie. Die schweizerische Gesundheitsbefragung 2022 zeigt: Nur noch 15,7 Prozent der 15- bis 49-jährigen Frauen verwenden die Anti-Baby-Pille – 2017 waren es noch 33 Prozent. Erste Wahl ist mit 36,7 Prozent das Kondom. Woher kommt nach so vielen Jahren die Skepsis? Über die Gründe lässt sich spekulieren, denn repräsentative Umfragen gibt es nicht. Unbestritten ist die Tatsache, dass es noch nie so einfach war, sich zu informieren, wie in der heutigen Zeit. Erfahrungsberichte von Betroffenen gehen in den sozialen Netzwerken viral und erreichen mehr Nutzerinnen, als Beipackzettel es jemals könnten. Viele Frauen sorgen sich um die Nebenwirkungen der Pille, z.B. erhöhtes Thromboserisiko, Stimmungsschwankungen, Verlust der Libido oder Schlaflosigkeit.

Auf den Körper hören

Anja Gasser, dipl. Drogistin HF, führt die Entwicklung auf ein besseres Körperbewusstsein der Frauen zurück: «Natürliche Heilmittel werden bei uns viel häufiger angefragt als noch vor ein paar Jahren. Sowohl bei Arzneimitteln als auch bei Kosmetikprodukten interessieren sich Frauen vermehrt für die Inhaltsstoffe und deren Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden.»

Als Alternative zu hormonellen Verhütungen wie der Pille, die durch künstlich hergestellte Östrogene und Gestagene die Reifung des Eis und den Eisprung verhindert, gibt es zum Beispiel einen Zykluscomputer. «Damit misst man gleich nach dem Aufwachen die Temperatur. Das Gerät zeigt, ob die Frau einen fruchtbaren Tag hat», erklärt die Expertin. Der Apparat helfe, den Zyklus besser zu verstehen. Ganz egal, ob zur Verhütung oder Familienplanung. Mit welcher Verhütungsmethode man sich am wohlsten fühlt, ist eine ganz individuelle Sache und muss ausprobiert werden. Als Entscheidungshilfe haben wir die gängigsten alternativen Verhütungsmethoden unter die Lupe genommen. Die Effektivität einer Verhütungsmethode wird mit dem Pearl-Index angegeben. Dieser gibt an, wie viele von 100 Frauen, die ein Jahr lang mit einem bestimmten Mittel verhüten, trotzdem schwanger werden. Je höher der Index, desto unsicherer ist das Verhütungsmittel.

Kupferspirale

Die 2,5 bis 3,5 cm grosse Spirale wird von Gynäkolog*innen in die Gebärmutter eingesetzt und setzt Kupfer-Ionen frei, welche die Beweglichkeit und Befruchtungsfähigkeit der Spermien einschränken. Sie verändern den Schleim in der Gebärmutter und im Gebärmutterhals so, dass die Spermien es schwerer haben, in die Gebärmutter zu gelangen. Eine befruchtete Eizelle kann sich praktisch nicht einnisten.

  • Pearl-Index: 0,5–1
  • Vorteil: kann bis zu fünf Jahre in der Gebärmutter bleiben
  • Nachteil: kann zu längeren und stärkeren Regelblutungen führen. Die korrekte Lage sollte einmal im Jahr via Ultraschall überprüft werden.
  • Geeignet: für Frauen, die langfristig verhüten wollen

Diaphragma

Das Diaphragma ist ein flexibler Ring, der mit einer dünnen Silikonhaut überspannt ist. Vor dem Geschlechtsverkehr wird auf dem Diaphragma ein Verhütungsgel aufgetragen. Anschliessend wird es in die Vagina eingeführt.

  • Pearl-Index: 3–15
  • Vorteil: kann je nach Modell mehrere Jahre genutzt werden
  • Nachteil: Gewichtsschwankungen können dazu führen, dass die Grösse des Diaphragmas angepasst werden muss. Ebenso kann die Handhabung als unangenehm oder umständlich empfunden werden.
  • Geeignet: für Frauen, die nur bei Bedarf verhüten wollen

Kondom

Das Kondom ist zurzeit das einzige Verhütungsmittel für den Mann. In der DROPA gibt es latexfreie Modelle und verschiedene Grössen.

  • Pearl-Index: 3–15
  • Vorteil: kann zusätzlich vor Geschlechtskrankheiten schützen
  • Nachteil: kann bei falscher Anwendung verrutschen oder reissen. Je nach Material kann es allergische Reaktionen auslösen.
  • Geeignet: für alle Männer

Zykluscomputer

Der Computer berechnet anhand der gemessenen Körpertemperatur den Zyklus und analysiert die Fruchtbarkeit.

  • Pearl-Index: keine vergleichbaren Werte für Computer. Hersteller geben eine Sicherheit von 99,4 Prozent bei richtiger Anwendung an.
  • Vorteil: einfach zu bedienen, System berechnet alles automatisch
  • Nachteil: Je nach Modell können die Geräte teuer sein. Zudem sollte in den ersten Monaten der Anwendung – bis der Computer ausreichend Daten der Frau aufgezeichnet hat – zusätzlich verhütet werden.
  • Geeignet: als langfristige Verhütungsmethode, die auch bei der Familienplanung helfen kann

Temperatur- bzw. Kalendermethode

Die Frau misst jeden Morgen um die gleiche Zeit ihre Körpertemperatur und notiert den Wert. Um den Tag des Eisprungs steigt die Körpertemperatur leicht an.

  • Pearl-Index: 9
  • Vorteil: geringe Kosten für ein Basalthermometer
  • Nachteil: Die Temperatur muss täglich um die gleiche Uhrzeit gemessen werden. Faktoren wie Krankheiten, Stress oder lange Reisen können die Werte und Aussagekraft beeinflussen.
  • Geeignet: für Frauen, die ihren Körper sehr gut kennen und eine günstige Verhütungsmethode suchen

Coitus interruptus

Das vorzeitige Herausziehen des Penis aus der Vagina vor der Ejakulation ist wohl eine der risikoreichsten Verhütungsmethoden.

  • Pearl-Index: 27
  • Vorteil: sich keine Gedanken um die Verhütung machen zu müssen
  • Nachteil: vergleichsweise hohes Risiko, schwanger zu werden
  • Geeignet: für Paare, welche die Familienplanung spontan angehen möchten

Verhütung bald auch Männersache?

So gross die Auswahl an Verhütungsmitteln für Frauen ist, für Männer gibt es nur zwei verlässliche Optionen: Kondom und Vasektomie. Dabei arbeiten Wissenschafter*innen schon seit Jahrzehnten an Verhütungsmethoden für den Mann. An der University of California wird aktuell an einem Hormongel geforscht, das der Mann morgens jeden Tag breitflächig auf die Schultern aufträgt. Das Hormon verringert die Spermienzahl, die Studie dauert noch an. Ein anderes, vielversprechendes Mittel, das ebenfalls aus Kalifornien stammt, trägt den Namen YCT-529. Ein Präparat, das auf Vitamin A basiert, das die Spermienbildung hemmt, aber nicht unfruchtbar macht. Aktuell läuft die erste Testphase an Menschen. Ob das Mittel je auf den Markt kommt, ist fraglich. Erste Umfrageergebnisse des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergeben, dass nur 37 Prozent der befragten Männer die Pille nehmen würden, 27 Prozent vielleicht und 21 lehnten sie ab.