Die Zeit der verrauchten Beizen ist vorbei, es wird aber munter weitergepafft. Zwar nicht immer mit Tabak, dafür vermehrt mit Dampf – was neue Gefahren mit sich bringen kann. Gut zu wissen: Der Ausweg führt über das Gehirn.
Sucht ist ein vielseitiger Prozess, der Psyche und Körper betrifft. Der grosse Teil spielt sich im Gehirn ab. Substanzen wie Nikotin aktivieren das Belohnungssystem, das grosse Mengen des Botenstoffs Dopamin ausschüttet. Die Folge: Wir fühlen uns wie im siebten Himmel. Unser Hirn passt sich jedoch schnell an und braucht eine immer höhere Dosierung der süchtig machenden Substanz. Ein Teufelskreis beginnt.
Wer plötzlich auf Nikotin verzichtet, bekommt die Folgen der Abhängigkeit zu spüren: Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Ängste und Reizbarkeit, ein erhöhter Blutdruck sowie eine höhere Herzfrequenz sind nur einige der unangenehmen Nebenerscheinungen des Entzugs.
Neues Rauchverhalten, neue Gefahren
Heutzutage gelangen die klassischen Zigaretten aber immer mehr in den Hintergrund. Snus (Mundtabak) oder Vapes (elektronische Zigaretten) sind gerade bei den Jüngeren stark im Trend. Wer aber glaubt, dass diese populären Rauchmethoden eine gute Alternative bieten, der irrt sich. «Snus ist im Gegensatz zur Zigarette überall konsumierbar», erklärt Melina Kunz, Pharma-Assistentin EFZ. «Dadurch wird dem Körper fast ununterbrochen Nikotin zugeführt.»
Snus ist eine Form von rauchfreiem Tabak, verpackt in kleine Beutelchen, die Konsumentinnen und Konsumenten sich zwischen Zahnfleisch und Oberlippe klemmen. Wie auch die E-Zigaretten erfreut sich diese Form des Nikotinkonsums einer stetig wachsenden Beliebtheit. Beim «Vapen» wird eine nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft. «Vapes und Snus beinhalten zwar weniger Schadstoffe als Zigaretten, aber mit dem modernen Design der E-Zigaretten sowie den fruchtigen Aromen der Dämpfe ist die Verlockung gross, den Konsum zur erhöhen», betont die Expertin.
Das Nikotin ist nicht das einzige Problem beim Snus und den Vapes. Beide beinhalten immer noch eine Reihe von schädlichen Chemikalien. Bei Personen, die Snus konsumieren, werden vermehrt Entzündungen des Zahnfleisches oder auch sonstige Probleme der Mundschleimhaut beobachtet. Ebenfalls ist das Mundkrebsrisiko besonders hoch, weil die Säckchen direkt auf die Schleimhäute geklemmt werden.
Rauchstopp beginnt im Kopf
«Gerade bei Zigaretten und Vapes spielen kleine Rituale im Alltag eine grosse Rolle», führt Melina Kunz aus. «So gehört zum Beispiel für viele eine Zigarette zum morgendlichen Kaffee dazu.» Wer aufhören will, muss zuerst einen klaren Entschluss fassen. Danach gibt es eine Reihe von Unterstützungsmöglichkeiten. Doch keine Angst: Aufhören heisst nicht, den Konsum von 100 auf 0 herunterzufahren – bei langjährigem Konsum ist es besser, das Nikotin langsam auszuschleichen. «Ziel ist es, eine langfristige Verhaltensänderung zu erzeugen. Um dies zu erreichen, muss man herausfinden, in welchen Situationen man raucht, und alternative Verhaltensweisen finden», so die Pharma-Assistentin.
In der Zeit der Reduktion kommen Nikotin-Ersatz-Therapien aus der Drogerie oder Apotheke zum Einsatz, die als Pflaster, Kaugummis, Sprays oder Lutschtabletten verfügbar sind. Um die Nervosität zu bekämpfen, eignen sich pflanzliche Arzneimittel oder individuelle Spagyrik-Mischungen. Multivitaminpräparate helfen, den Körper zu stärken, und unterstützen ihn.
Wer seinen Nikotinkonsum reduziert, sollte sein Umfeld informieren, um Unterstützung zu erhalten. Weiteren Support bieten Selbsthilfegruppen oder eine kognitive Verhaltenstherapie, wie sie von Fachkräften aus der Psychologie angeboten wird.
Der Körper regeneriert sich
Wenn man aufhört zu rauchen, hat dies einen deutlich positiven Effekt auf die Gesundheit. Die Lungenbläschen können sich regenerieren, der Geschmackssinn wird stärker und die Gesundheit im Mund verbessert sich. Das Lungenvolumen steigt an und das Risiko für Krebs, Herz-Kreislauf-Krankheiten und Impotenz verringert sich erheblich. «Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jede Form von Tabakkonsum gesundheitliche Risiken birgt», ergänzt Melina Kunz. «Der beste Weg, diesen Risiken zu begegnen, ist es, Tabakprodukte komplett zu vermeiden und sich Hilfsmittel und Unterstützung zur Raucherentwöhnung zu holen.»
Noch besser, als aufzuhören, ist jedoch, gar nie anzufangen. Deshalb ist es wichtig, junge Menschen über die Risiken des Rauchens aufzuklären und gesunde Alternativen zu fördern.
Zahlen & Fakten
- 9'500 Menschen sterben in der Schweiz jährlich an den Folgen des Tabakkonsums.
- 5,7 Prozent der Jugendlichen zwischen 15 und 24 Jahren nutzen E-Zigaretten. Tendenz steigend.
- 3 Milliarden Franken betragen die Kosten für medizinische Behandlungen pro Jahr, die durch den Tabakkonsum verursacht werden.
- 1997 bis 2007 ist der Tabakkonsum von 33,2 Prozent auf 27,9 Prozent zurückgegangen, ist aber bis heute auf diesem hohen Niveau stabil geblieben.
- Der Tabakkonsum gilt als wichtigste Einzelursache für den Verlust der Lebensqualität und der Lebensjahre sowie als wichtigster Risikofaktor für Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Quelle: Bundesamt für Gesundheit BAG (2023)