Juckreiz, Schmerzen oder Blutungen: Über Hämorrhoidalleiden zu sprechen, fällt vielen nicht leicht. Dabei lässt sich einiges dagegen unternehmen.
Bei Hämorrhoiden handelt es sich um sehr gut durchblutete Schwellkörper, die eine wichtige Funktion erfüllen. Die Gefässpolster am Ausgang des Enddarms dichten zusammen mit dem inneren und dem äusseren Schliessmuskel den Darm ab und verhindern so ungewollten Stuhlabgang.
Sind die Hämorrhoiden jedoch vergrössert, spricht man von einem Hämorrhoidalleiden oder von symptomatischen Hämorrhoiden. Schuld an der abnormen Grösse ist ein Blutstau. Zu Beginn oft unauffällig können bei fortschreitender Erkrankung Beschwerden wie hellrote Blutspuren auf dem WC-Papier, Blutungen aus dem After, Juckreiz, Brennen, Nässen am After, Fremdkörper- oder Druckgefühl in der Analgegend sowie Abgang von Schleim oder Stuhl bei Blähungen auftreten. Ebenso üblich sind starke Schmerzen und das Gefühl, den Darm nicht vollständig entleeren zu können.
Diskrete Beratung
In den Industrienationen gehören Hämorrhoidalleiden zu den häufigsten Erkrankungen, auch wenn sich die genaue Zahl nicht ermitteln lässt. Viele Betroffene suchen erst spät Hilfe. Studien haben aber ergeben, dass ungefähr gleich viele Männer und Frauen mit symptomatischen Hämorrhoiden kämpfen, die meist zwischen dem 45. und dem 65. Altersjahr auftreten.
Hämorrhoidalleiden werden in vier verschiedene Stadien eingeteilt. Das Stadium 1 und 2 (siehe Box) kann konservativ behandelt werden. «Pro Tag beraten wir durchschnittlich eine Person zum Thema Hämorrhoiden», sagt Susanne Siegrist, dipl. Drogistin HF und Inhaberin einer Drogerie in Oensingen. «Wir legen grossen Wert darauf, der Person die Möglichkeit zu bieten, über die Beschwerden in diskreter Atmosphäre zu berichten.» Ein separater Beratungsraum oder eine ruhige Ecke seien dafür ideal. Die Expertin ergänzt: «Zu Beginn der Erkrankung eignen sich abschwellende, entzündungshemmende und schmerzstillende Salben und Zäpfchen sowie Feuchttücher für die Therapie.»
Chronische Verstopfung, häufiger Durchfall, Bewegungsmangel, Übergewicht, regelmässiges Heben schwerer Lasten, eine angeborene Bindegewebsschwäche oder eine genetisch bedingte Schwäche der Blutgefässwände begünstigen die Entstehung von Hämorrhoidalleiden. Ihr Auftreten ist auch während der Schwangerschaft oder nach einer Geburt möglich. Es gilt daher, den beeinflussbaren Risikofaktoren entgegenzuwirken.
Hämorrhoiden oder Analfissur?
Während Hämorrhoiden vergrösserte Gefässpolster sind, handelt es sich bei Analfissuren um kleine Risse von meist nur wenigen Millimetern Länge im Enddarmbereich. Diese können sich sowohl aussen am Analbereich als auch in den ersten Zentimetern der Darmschleimhaut befinden und äusserst schmerzhaft sein. Am häufigsten betroffen sind Menschen zwischen 30 und 50 Jahren. Typische Symptome sind Brennen oder stechende Schmerzen beim Stuhlgang, helles Blut auf Stuhl oder WC-Papier und in einer späteren Phase eine nässende, Schleim absondernde Wunde sowie Juckreiz am After. Auch wenn die Ursache einer Analfissur nicht immer klar zu eruieren ist, so gibt es doch begünstigende Faktoren: Verstopfung, längerer Durchfall, erhöhte Muskelspannung des Schliessmuskels, bestimmte Sexualpraktiken sowie Entzündungen im Bereich der Analdrüsen.
Die richtige Sitzhaltung
Entscheidend für den Behandlungserfolg ist, Verstopfung und harten Stuhlgang zu vermeiden, da sie symptomatische Hämorrhoiden begünstigen. Susanne Siegrist: «Wenn nötig, kann man für einige Wochen mit Quellmitteln wie Floh- oder Leinsamen oder osmotisch wirkenden Abführmitteln hartem Stuhl vorbeugen.» Ebenso lohnt es sich, auf der Toilette selbst ein paar wenige Regeln zu beachten, denn die Sitzhaltung kann beim Entstehen oder Fortschreiten des Leidens eine Rolle spielen. Idealerweise beugt man beim Stuhlgang den Oberkörper etwas nach vorn und stellt die Füsse dabei auf einen kleinen Hocker. Zu starkes Pressen sowie zu lange Sitzungen sollten eher vermieden werden.
Mögliche Therapien bei Hämorrhoiden
Für einen normalen Stuhlgang sorgen überdies eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung mit Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Floh- oder Leinsamen sowie täglich mindestens zwei Liter Wasser oder ungesüsster Tee. Förderlich ist zudem ausreichend Bewegung. Häufiges Sitzen, Alkohol- und Nikotinkonsum hingegen fördern das Hämorrhoidalleiden, weil sie die Gefässe negativ beeinflussen. Bei schwachem Bindegewebe helfen Pflanzenextrakte aus Rosskastanien oder rotem Weinlaub. Diese wirken entzündungshemmend und dichten die Gefässwände ab. Die Schüssler Salze 1 und 11 halten die Gefässwände elastisch und stärken das Bindegewebe. «Zudem empfehle ich Sitzbäder mit Eichenrindenextrakt», erklärt Susanne Siegrist. «Am besten morgens und abends jeweils 10 bis 15 Minuten lang in 33 bis 35 Grad warmem Wasser baden.»
Nehmen die Beschwerden trotz aller Bemühungen nicht ab oder verschlimmern sich gar, ist eine medizinische Konsultation angezeigt. Dabei können die Ärztin oder der Arzt unterschiedliche Formen von rektalen Untersuchungen anordnen. Bei den Schweregraden 3 und 4 bleibt oft nur die Operation als langfristige Lösung.
Vier Schweregrade von Hämorrhoiden
Grad 1: Die Hämorrhoiden sind vergrössert, machen aber keine Beschwerden und sind von aussen nicht sichtbar.
Grad 2: Die Hämorrhoiden sind gewachsen und können beim Stuhlgang oder beim Sport aus dem After treten, ziehen sich aber von allein wieder zurück.
Grad 3: Die Hämorrhoiden sind noch grösser, verlassen den Darm nun beim Stuhlgang und bei körperlicher Belastung regelmässig, können jedoch wieder in den After geschoben werden.
Grad 4: Die Hämorrhoiden sind extrem gross, dauerhaft von aussen sichtbar und lassen sich nicht mehr zurückschieben.