Lunge

Ratgeber / Gesundheit

Bronchialasthma: Wenn die Luft wegbleibt

24.03.2023 / von 

In der Schweiz leiden jedes 10. Kind und jede 14. erwachsene Person an Asthma bronchiale. Beginnt die Krankheit im Kindesalter, sind meist Allergien die Ursache, bei Erwachsenen geht der Ausbruch meist auf äussere Faktoren und den Lebenswandel zurück.

Der Begriff Asthma hat seinen Ursprung in der griechischen Sprache und bedeutet «schweres Atemholen, Beklemmung». Ein Asthma-Anfall äussert sich meistens durch eine plötzlich auftretende Atemnot mit Reizhusten, einem pfeifenden Geräusch beim Ausatmen, Kurzatmigkeit, einem Engegefühl in der Brust sowie Herzklopfen. Asthma wird grundsätzlich in zwei Typen eingeteilt: das bronchiale und das cardiale. Die Namensgebung beschreibt gleichzeitig auch den Hintergrund: Bronchialasthma ist eine Erkrankung der Atemwege, cardiales Asthma gilt als Symptom einer Linksherzinsuffizienz, einer ungenügenden Herzleistung.

Asthma bronchiale entsteht durch Reizungen in den Atemwegen, die eine Entzündung der Bronchialschleimhaut verursachen. Die Schleimhäute schwellen an und es bildet sich zäher Schleim. Die Muskelfasern um die Bronchien ziehen sich zusammen und verkrampfen. Durch die Verengung der Atemwege und die Schleimbildung kommt es zur Atemnot. Infolgedessen wird das Blut nur ungenügend mit Sauerstoff angereichert, wodurch der Körper, jede Zelle und jedes Organ zu wenig Sauerstoff erhalten. Das Herz versucht dieses Manko im Blut auszugleichen, indem es stärker und schneller pumpt, um so den Körper trotzdem mit genug Sauerstoff zu versorgen: Herzrasen, Engegefühl in der Brust bis zu Herzrhythmusstörungen sind die Folge.

Tipps für Asthmatiker*innen

  • Asthma-Notfall-Medikamente immer bei sich tragen
  • Soziales Umfeld über Erkrankung informieren
  • Telefonnummern von Ärzten und Notfalldienst griffbereit haben
  • Peak-Flow-Meter, Gerät zur Bestimmung der maximalen Strömungsgeschwindigkeit der Ausatmungsluft, anschaffen, sodass Lungenfunktion jederzeit selbst überprüft werden kann
  • Arzt aufsuchen, falls Asthma-Anfälle trotz Therapie gehäuft auftreten

Ursachen von Bronchialasthma

Die Ursachen von Asthma bronchiale können allergisch oder nicht allergisch bedingt sein. Allergisches Asthma bronchiale zählt heute zu den Zivilisationskrankheiten. Das Immunsystem eines Betroffenen reagiert auf körperfremde, aber harmlose Umweltstoffe, wie Pollen, Hausstaubmilben oder Tierhaare, mit einer überschiessenden, krankhaften Abwehrreaktion. Ungenügend behandelte allergische Symptome, wie sie zum Beispiel bei Heuschnupfen auftreten, können sich zu einem allergischen Asthma entwickeln. Oft beginnt allergisches Asthma bronchiale im Kindesalter. Die Neigung zu Allergien, wie Heuschnupfen oder Tierhaarallergie, ist vererbbar.

Nicht allergisches Asthma beginnt meistens ab dem 40. Lebensjahr. Gründe hierfür sind andere Reizungen, zum Beispiel durch eine Arbeit oder einen Lebensraum, mit vielen Feinpartikeln. Doch auch das eigene Verhalten hat Einfluss auf die Lungengesundheit: Raucherinnen und Raucher sowie Menschen, die passiv rauchen, führen der Lunge neben Nikotin weitere Schadstoffe wie Teer oder Kohlenmonoxid zu. Das macht chronischen Entzündungen ein leichtes Spiel und beeinflusst die Schleimproduktion.

Um zu erkennen, ob und welche Asthmaerkrankung vorliegt, wird der Gang zu einer Lungenspezialistin empfohlen. Mithilfe einer ausführlichen Anamnese, Lungenfunktions- und Bluttests und weiteren Verfahren, wie Röntgen oder einer Computertomografie (CT), wird erkannt, ob eine Verengung der Bronchien vorliegt und wie stark diese ist. Auf Basis dieser Erkenntnisse stellt die Lungenspezialistin eine medikamentöse Therapie zusammen. Diese richtet sich nach einem internationalen Stufenschema, das vorgibt, bei welchem Schweregrad welche Medikamente eingesetzt werden.

Bronchien öffnen und Entzündung hemmen

Es wird zwischen einer akuten und einer langfristigen Therapie unterschieden. Sogenannte Bronchodilatatoren entspannen die glatten Muskelzellen in den Atemwegen. Das verbessert das Ein- und Ausatmen und die Aufnahme von Sauerstoff. Das Herz muss sich durch die verbesserte Sauerstoffversorgung weniger anstrengen und beruhigt sich. Bronchodilatatoren werden in erster Linie inhalativ und lokal angewendet: Die Wirkstoffe gelangen direkt an den Ort, wo sie wirken müssen. Bei einem Asthma-Anfall gilt es, die Bronchien möglichst rasch zu erweitern und die verkrampfte Muskulatur zu lösen. Bei einer langfristigen Therapie liegt das Augenmerk auf einer normalen Lungenleistung und dem Vermeiden von Entzündungen. Somit werden lang wirksame Bronchodilatatoren in Kombination mit Kortison eingesetzt. Ihr Wirkungseintritt ist nicht sofort, hält dafür aber länger an. Die Kombination bewährt sich: Die Bronchien werden entkrampft und das Kortison hemmt die Entzündung.

Wie das Umfeld bei einem Asthma-Anfall handeln soll

  • Ruhe bewahren und die betroffene Person beruhigen – Aufregung und Hektik beschleunigen Herzschlag und Atmung, erhöhen den Sauerstoffbedarf und verstärken die Atemnot.
  • Person dabei unterstützen, ihr Notfall-Asthma-Medikament anzuwenden.
  • Helfen, atemerleichternde Haltung einzunehmen, z.B. im Kutschersitz: auf einen Stuhl oder Hocker setzen, nach vorne beugen und die Unterarme auf die Oberschenkel ablegen.
  • Bei fehlender Besserung nach wenigen Minuten, das Notfall-Medikament erneut anwenden, Arzt kontaktieren oder Notfall alarmieren.

Leben mit Asthma

Neben der medikamentösen Therapie können Asthmatikerinnen und Asthmatiker in der Alltagsgestaltung und im Lebenswandel einiges zu ihrem Wohl beitragen. Wann immer möglich soll den Ursachen ausgewichen werden, die eine schwere Attacke auslösen. Etwa durch Vermeiden von Kontakt mit Pollen und konsequentes Behandeln von Heuschnupfen-Symptomen, milbendichte Matratzen- und Duvetüberzüge oder häufiges Staubsaugen mit Feinstaubfilter bei einer Hausstaubmilbenallergie. Insbesondere im Winter und in der Erkältungssaison sind eine gute Luftfeuchtigkeit und eine hohe Flüssigkeitszufuhr sehr wichtig.

Asthmatikerinnen und Asthmatiker sind – bei guter Einstellung der Medikamente – grundsätzlich nicht anfälliger auf Krankheiten wie Bronchitis oder Lungeninfekte. Wenn es allerdings zu einer Lungenerkrankung kommt, müssen sie mit schwereren Verläufen rechnen und gelten zum Teil als Risikopatientinnen und -patienten. Mit den heutigen Therapiemöglichkeiten und einer sorgsamen Lebensweise müssen Betroffene kein Leben mit Einschränkungen führen. Die Fachpersonen in der Apotheke beraten Sie gerne.

Claudia Horsch
In der Apotheke können wir mithilfe von Demogeräten zeigen, wie Vernebler-Sprays richtig angewendet werden.

Claudia Horsch

Eidg. dipl. Apothekerin und Betriebsleiterin

Was gilt es bei der Verwendung von Medikamenten zum Inhalieren zu beachten?

Asthma-Medikamente werden oft in Form von Dosieraerosolen und Turbohalern verabreicht. Ein Dosieraerosol ist eine Art Vernebler-Spray, wodurch Medikamente in Flüssigkeit zerstäubt werden, und ein Turbohaler ist ein Trockenpulver-Inhalationssystem. In der Apotheke können wir mithilfe von Demogeräten zeigen, wie sie richtig angewendet werden.

Wann ist bei der Anwendung von Brochodilatatoren Vorsicht geboten?

Vor allem kurz und schnell wirksame Bronchodilatatoren haben eine Wirkung auf den Herzmuskel. Sie können Herzklopfen, eine erhöhte Herzfrequenz bis zu Herzrasen und Herzrhythmusstörungen auslösen. Bei Patientinnen und Patienten mit Herzproblemen kann dies zu einer problematischen Belastung des Herzens führen. Umso wichtiger ist eine gut eingestellte Basis-Therapie.

Können bei Asthma-Inhalationen langfristig Nebenwirkungen auftreten?

Bei der richtigen Anwendung von kortisonhaltigen Asthma-Inhalatoren gibt es praktisch keine Nebenwirkungen. Durch die Inhalation erreicht das Kortison direkt den Ort, an dem es wirken muss. Zwar gelangt ein kleiner Teil davon in die Blutbahn, aber die Dosen sind so gering, dass sie keinen Einfluss auf den körpereigenen Kortisonhaushalt haben. Wichtig ist, nach der Inhalation den Mund zu spülen, denn kortisonhaltige Inhalationen machen die Mundschleimhaut anfälliger auf einen Pilzbefall.

Dürfen Asthmatikerinnen und Asthmatiker Sport treiben?

Betroffene können durch ihr Verhalten den Verlauf der Krankheit stark beeinflussen und wissen oft selbst, wann sie wie reagieren müssen. Bei Medikamententreue und Vermeiden von Anfall-Auslösern ist ein Leben ohne grosse Einschränkungen möglich. Empfehlenswert sind Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen, Radfahren oder Wandern in geeigneter Umgebung.

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