Nach der Geburt gehen manche Babys durch eine schwierige Phase: Sie leiden an Dreimonatskoliken, Bauchkrämpfen und Blähungen – und die Eltern leiden mit.
Wenn ein Neugeborenes stundenlang weint oder schreit und sich kaum beruhigen lässt, fühlen sich Eltern hilflos oder stehen kurz vor der Verzweiflung. Der Grund für die nervenaufreibenden Episoden können Dreimonatskoliken respektive Bauchkrämpfe sein: Bei bis zu 80 Prozent aller Neugeborenen treten Blähungen auf, von Dreimonatskoliken sind rund 20 bis 25 Prozent betroffen. Die Krämpfe können von Geburt an bis zum dritten oder vierten Lebensmonat anhalten. Danach verbessere sich die Situation für die Babys meistens, erklärt Gaby Vogel, eidg. dipl. Drogistin und Betriebsleiterin in Interlaken. Es gibt aber auch Kleinkinder, die bis zu 12 Monate von Koliken geplagt werden. «Diese Zeit kann enorm kraftraubend sein», erklärt die Drogistin. Es ist in dieser Situation wichtig, dass Eltern ihr Kind auch einmal bei einer vertrauten Person abgeben können und sich stets vor Augen halten: Die Bauchkrämpfe werden verschwinden – manchmal von einem Tag auf den anderen.
Koliken erkennen
Babys, die an Dreimonatskoliken leiden, schreien unter Umständen täglich mehrere Stunden. «Die Bauchkrämpfe treten meistens nach dem Trinken auf», sagt die Expertin. Betroffene Babys ziehen ihre Beinchen fest an den Körper oder stossen sie vom Körper weg, um sich etwas Linderung zu verschaffen. Auch ein aufgeblähter Bauch, geballte Fäustchen oder ein rotes Gesichtchen können auf Koliken hinweisen. «Man merkt, dass die Kinder Schmerzen haben», meint Gaby Vogel. Die Gründe für die Koliken sind nicht abschliessend geklärt (siehe Box). Wenn das Kleinkind regelmässig und stundenlang schreit, können sich Eltern Rat holen: in der Drogerie oder Apotheke, in der Elternberatung oder in einer Kinderarztpraxis. Denn auch Krankheiten können Koliken oder Blähungen mit sich bringen.
Wie Eltern Bauchkrämpfe vorbeugen können
«Wenn man das Kind stillt oder ihm das Fläschchen gibt, setzt man es am besten immer wieder ab und lässt es aufstossen. So verhindert man, dass das Baby zu hastig trinkt und viel Luft schluckt», sagt die Drogistin. Auch eine aufrechte Haltung beim Stillen hilft, das Luftschlucken zu vermeiden: Im sogenannten Hoppe-Reiter-Sitz nimmt man das Baby rittlings und aufrecht auf die Oberschenkel. Eltern, die ihrem Kind das Fläschchen geben, sollten auf die richtige Grösse des Saugers achten. «Die Sauger sind nach Alter abgestuft – doch für die Grösse ist vor allem das Trinkverhalten des Kindes massgebend.» Bewährt haben sich laut Gaby Vogel sogenannte Anti-Kolik-Babyflaschen. Sie verfügen über ein integriertes Ventil, das die Luft aus dem Sauger entfernt.
Schmerzen lindern und Wohlbefinden fördern
Stillende Mütter können grundsätzlich alles essen, ausser sie beobachten einen deutlichen Zusammenhang zwischen ihrer Ernährung und dem Wohlbefinden des Babys – dann ist der Verzicht eines bestimmten Lebensmittels lohnenswert. Bei den Säuglingsmilchen ist Ziegenmilch nur in Absprache mit einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt empfohlen.
Auch die Gabe von etwas Kinderfencheltee vor dem Stillen ist möglich. «Zu viel sollte es aber nicht sein, denn Säuglinge benötigen für eine gesunde Entwicklung ausreichend Nährstoffe aus der Milch», betont die Expertin. Alternativ kann die Mama Fenchel-Anis-Kümmeltee trinken. Sanfte Bauchmassagen – vom Bauchnabel weg kreisend im Uhrzeigersinn – fördern das Wohlbefinden des Babys in den meisten Fällen. Manche Kinder schlafen mit einem warmen Traubenkern- oder Kirschkernkissen am schmerzenden Bauch besser. Wichtig sei vor allem auch die Kommunikation: Viel mit dem Baby reden und es im Tragetuch oder auf dem Arm im Fliegergriff herumtragen wirkt beruhigend und beeinflusst sein Wohlergehen positiv. In der Drogerie oder Apotheke gibt es homöopathische und pflanzliche Trinklösungen, die helfen können. Ist der Leidensdruck gross, dürfen Eltern ihrem Säugling auch ein Zäpfchen geben. «Den eigenen Ressourcen Sorge tragen ist in dieser Phase wichtig.»
Wieso Dreimonatskolik?
Der Name Dreimonatskolik beschreibt die starken Schmerzen im Magen-Darm-Bereich, unter denen Neugeborene teilweise leiden, und die Dauer dieses Phänomens, das meist in den ersten drei Lebensmonaten auftritt. Die Ursachen für die Koliken sind wissenschaftlich nicht abschliessend geklärt. Man geht davon aus, dass der noch unreife Darm eine Rolle spielt, ebenso das Schlucken von Luft beim Trinken. Heute werden Dreimonatskoliken auch als Regulationsstörung betrachtet, deren Ursache eine Reizüberflutung des Säuglings ist. Betroffene Babys können Sinneseindrücke nicht verarbeiten und reagieren mit Unruhe und Schreiattacken.