Einatmen, ausatmen – ein selbstverständlicher Vorgang. Bei genauer Betrachtung passieren bei jedem Atemzug hochkomplexe Dinge. Der Motor dieses Wunders ist die Lunge.
Die Lunge ist eines der grössten Organe im menschlichen Körper. Gut geschützt liegt sie hinter den Rippen im Brustkorb. Sie besteht aus zwei Lungenflügeln, die sich wiederum aus zwei beziehungsweise drei Lungenlappen zusammensetzen. Beide Lungenflügel sind von Luftwegen, den sogenannten Bronchien, durchzogen. Die Hauptbronchien verzweigen sich am Ende der Luftröhre in beide Flügel und verästeln sich zu einem Netz aus immer feiner werdenden Bronchiolen. Die Hauptaufgabe der Lunge ist der Gasaustausch, also die Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft und der Abtransport von Kohlendioxid aus dem Körper. Zudem fungieren die feinen Blutgefässe als Filter für kleinste Blutgerinnsel und verhindern dadurch, dass diese zu einem grösseren Gerinnsel heranwachsen und womöglich eine Lungenembolie auslösen.
Im Rhythmus des Lebens
Ein erwachsener Mensch atmet 14- bis 16-mal pro Minute ein und aus. Dabei strömt etwa ein halber Liter Luft über die Nase (oder den Mund) und den Rachen durch die Luftröhre und die Bronchien. Auf diesem Weg wird die Luft erwärmt und gereinigt. An den Enden der Bronchiolen befinden sich die Lungenbläschen, durch deren dünne Wände der Sauerstoff in den Blutkreislauf abgegeben und im Körper verteilt wird. Gleichzeitig wird der Abfallstoff Kohlendioxid aus dem Blut in die Bläschen aufgenommen und mit dem Ausatmen ausgeströmt. Die Steuerung der Atmung erfolgt über chemische Rezeptoren in den Blutgefässen. Sie melden dem Atemzentrum im Gehirn, wie viel Sauerstoff und Kohlendioxid sich im Blut befinden. Tritt ein Mangel oder ein Überschuss der Blutgase auf, wird vermehrt ein- oder ausgeatmet. Dieser Mechanismus unterstützt das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper.
Die Lungengesundheit fördern
Eine gesunde Lungenaktivität ist für unser Wohlbefinden unerlässlich. Fiona Schär, dipl. Drogistin HF, verrät, wie man sie fördern kann: «Ein gesundes Raumklima sollte möglichst frei von Schadstoffen sein und einen ausreichenden Feuchtigkeitsgehalt aufweisen, damit die Bronchialschleimhäute nicht austrocknen.» Menschen, die beruflich mit feinen Partikeln oder giftigen Gasen in Kontakt geraten, rät sie, konsequent einen Atemschutz zu tragen. Man kann der Lunge aber auch von innen Gutes tun: «Für die Stärkung der Schleimhäute sind eine hohe Flüssigkeitsaufnahme sowie eine ausreichende Versorgung mit den Vitaminen A und D förderlich», sagt die Expertin. Diese sind in fettem Fisch und Fleisch, aber auch in Nüssen und Samen enthalten. Sie empfiehlt zudem regelmässige Atemübungen (siehe Infobox). «Dadurch werden die Lungen gut belüftet und das Lungenvolumen verbessert sich.»
Erkrankungen der Atemwege
Bei gesunden Menschen läuft die Atmung meist unproblematisch ab. Gewisse Faktoren können sie aber zum Teil nachhaltig beeinträchtigen. Allen voran das Rauchen. «Menschen, die rauchen, tun ihrer Lunge einen grossen Gefallen, wenn sie damit aufhören», betont die Drogistin. Denn Rauchen ist die Hauptursache für die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD), die sich auch aus einem lang anhaltenden Raucherhusten entwickeln kann. Dabei entzündet sich die Bronchialschleimhaut permanent und verdickt, wodurch sich die Atemwege verengen. Zudem wird das Gewebe um die Lungenbläschen zerstört, was den Gasaustausch beeinträchtigt. Das führt zu Husten mit Auswurf und zu Atemnot. Die volle Lungenfunktion kann auch mit einer medikamentösen Therapie nicht wieder erreicht werden. Bei Asthma kommt es ebenfalls zu einer Verengung der Atemwege, die – je nach Typ – durch verschiedene Reize ausgelöst wird. Betroffene geraten in Atemnot und müssen husten. Hier liegt die Lösung darin, den Auslösereiz zu meiden oder zu beheben.
Gerade im Winter können auch Infekte die Lungenfunktion beeinträchtigen. Am häufigsten ist eine Entzündung der Bronchialschleimhäute (Bronchitis), die meist durch Viren verursacht wird und sich zuerst durch trockenen und später durch produktiven Husten mit Schleimauswurf äussert. Eine Lungenentzündung hingegen wird meistens durch Bakterien verursacht und macht sich durch Fieber, Atemnot und Husten bemerkbar. Zur Vorbeugung solcher Infekte empfiehlt die Drogistin, die Immunabwehr zu stärken, regelmässiges Lüften und auf eine gute Händehygiene zu achten. Bei akuten Beschwerden mit hohem Fieber und/oder Atemnot ist ein Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt notwendig.
Atemübungen
Im Alltag atmen wir oft zu flach und zu schnell, besonders, wenn wir gestresst sind. Dadurch steigt das Stresshormon Cortisol im Blut an. Durch langsames, tiefes Atmen sinken Cortisolspiegel und Blutdruck und der Körper entspannt sich. Zudem steigt die Lungenkapazität und der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt. Folgende Übungen lassen sich gut in den Alltag integrieren:
• Bewusste Bauchatmung: Beim Einatmen tief in den Bauch atmen und dabei die Hände auf den Bauch legen, um zu spüren, wie dieser sich wölbt. Einatmen durch die Nase, als würde man an einer Blume riechen, ausatmen durch den Mund, als würde man eine Kerze ausblasen.
• Wechselatmung: Durch das linke Nasenloch einatmen, dabei das rechte Nasenloch mit dem Daumen schliessen. Dann das linke Nasenloch mit einem beliebigen Finger schliessen und den Atem kurz anhalten. Dann das rechte Nasenloch öffnen ausatmen. Fünf bis zehn Runden im Wechsel durchführen.